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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 12. Januar 2014
Der Seat Ibiza feiert in diesem Jahr sein 30jähriges Jubiläum. Der spanische Kleinwagen hat einen mehrfachen Imagewandel hingelegt.

Der 30. Geburtstag ist für Mensch und Automobil ein wichtiger Punkt im Leben. Erstere haben Angst, dass sie bald zum alten Eisen gehören, letztere haben es sogar amtlich. Nach 30 Jahren bekommen alle Autos das begehrte H-Kennzeichen, das sie offiziell zu Oldtimern macht. Einer der Jubilare, die in diesem Jahr in den erlauchten Kreis der Klassiker aufgenommen wird, ist die erste Generation des Seat Ibiza. Trotz seiner formalen Wechselhaftigkeit, von kantig bis hin zu rund und wieder letztendlich wieder markanter, war der spanische Kleinwagen ein wirtschaftlicher Erfolg: Rund vier Millionen wurden seit seiner Einführung 1984 verkauft.

Etwas mehr als 1,3 Millionen Autofahrer entschieden sich für die erste Generation. Anders als der Seat Panda, war der erste Ibiza eine komplette Eigenentwicklung des spanischen Autobauers. Für das Design war der Italiener Giorgio Giugiaro verantwortlich, aus dessen Feder unter anderem der Fiat Uno und der VW Golf stammen. Diese DNA fand sich auch in der Formensprache des ersten Ibiza wieder, der sich geschmeidig in den Zeitgeist der Achtziger einfügte und erst neun Jahre später abgelöst wurde.

Nachdem Fiat sich zurückgezogen hatte und VW bei den Spaniern eingestiegen war, entspannte sich die finanzielle Situation leicht. Trotzdem ermöglichte erst ein 150-Millionen-Kredit des spanischen Staates die Produktion des Ibiza. Seat nutzte die neu gewonnene Unabhängigkeit und holte neben Giugiaro auch noch Karmann (Karosserie) und Porsche (Motoren) ins Boot. Allerdings ließen sich die Schwaben den Schriftzug mit dem Namen "Porsche" auf dem Ventildeckel mit sieben D-Mark Gebühr pro Triebwerk bezahlen. Der in Zuffenhausen verbesserte Antrieb war sein Geld wert: Bei Verkaufsstart gab es zwei Benziner und einen Diesel. Vor allem der stärkere der beiden Benziner schaffte eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h und damit durchaus ansprechende Fahrleistungen. Der Kleinwagen wurde zum Erfolg, der dem angeschlagenen Autobauer dringend benötigte Devisen in die Kassen spülte. Nach dem Dreitürer kam erst 1986 darauf die fünftürige Version.

Die Modellpalette wurde kontinuierlich verbessert: Die Motoren wurden leistungsstärker und zum Teil mit Direkteinspritzung versehen. Auch eine 0,9-Liter-Sparversion wurde verbaut. Die war von solchen PS-Protzen wie den radikalen Seat Ibiza Bi-Motor, der zwei 140-PS-Triebwerken in der Gruppe-B-Rallye-WM antrat, weit entfernt. 1989 bekam der Ibiza als erster Seat einen geregelten Katalysator spendiert und wurde 1992 zum Auto der Olympischen Spiele in Barcelona gekürt. Was noch wichtiger war: 1988 schrieb der spanische Autobauer zum ersten Mal seit 1977 wieder schwarze Zahlen. Nicht zuletzt dank des Erfolges des Ibiza. Das letzte Modell der ersten Generation lief im April 1993 in der Zona Franca in Barcelona, dem damaligen Seat-Produktionsstandort, im April vom Band.

Die zweite Generation des Ibiza, die noch im selben Jahr erschien, markierte eine entscheidende Zäsur in der Seat-Geschichte: Das neue Modell wurde in den neuen Produktionsstätten in Matorell produziert. Die Modernisierung trug sofort Früchte: Vom Start weg waren Fünf- und Dreitürer erhältlich, die von fünf Benzin- und einem Dieselmotor angetrieben wurden. Die mit 115 PS stärkste Version trug den Namen GTI und zeigte auch nominell, dass die Ibiza-Technik jetzt von VW stammte. Genauer gesagt vom Polo III. Das Design des runderen Kleinwagens übernahm wieder Giorgio Giugiaro. Mit dem neuen Ibiza-Modell ging auch eine Neupositionierung der Marke Seat einher. Nicht die billige VW-Variante sollten die spanischen Automobile sein, sondern auch sportlich. Deswegen wurde auch bald der Ibiza GTI auf 130 PS aufgebohrt und 1996 mit dem Cupra ein 150-PS-starkes Topmodell nachgeschoben. Flankierend zeigte der Ibiza auch im echten Motorsport seine Qualitäten: Der Seat Ibiiza Kit Car E-II holte dreimal in Folge von 1996 bis 1998 Rallye-Weltmeister in der 2-Liter-Klasse. Am Steuer des 260-PS-Boliden waren Rallye-Größen, wie Erwin Weber, Harri Rovanperä oder Toni Gardemeister. Insgesamt holten die Seat-Piloten mit dem Ibiza 14 Siege und 31 Podiumsplätze bei WM-Läufen.

Natürlich ging auch bei der zweiten Generation die Entwicklung weiter: 1999 gab es eine Modellpflege, bei der die Frontpartie verändert wurde. Die Formensprache war frischer und dynamischer: Die Motorhaube zierten jetzt zwei Falze und links und rechts vom Seat-Logo in der Frontschürze befanden sich zwei Stege. Das Interieur wurde ebenfalls aufgewertet. Zudem spendierten die Ingenieure dem spanischen Kleinwagen eine neue Motorenpalette, die im Jahr 2000 von einer Cupra-R-Version mit 180 PS gekrönt würde. Auch die zweite Auflage des Seat Ibiza war ein Erfolg in den Verkaufsräumen - gut 1,5 Millionen Autofahrer entschieden sich weltweit für den kleinen Spanier.

Bei der dritten Generation des Ibiza, die im Oktober 2002 präsentiert wurde, war optisch der Einfluss des neuen Chef-Designers Walter de Silva sichtbar. Vor allem der "böse Blick" zeigte den Federstrich des ehemaligen Alfa-Romeo-Formengebers. Technisch stand erneut der Polo (9N) für den Ibiza (Typ 6L) Pate. Schon zwei Jahre nach der Einführung kam die FR-Version (Formula Racing) - und zwar auch als Diesel. Die Top-Motorisierung des Selbstzünders schaffte 131 PS, nur 19 weniger als der der Benziner-FR. 2004 setzten die Cupra-Modelle mit 160 PS (Diesel) beziehungsweise 180 PS einen drauf. Dass der angedachte Cupra R nie kam, versetzt die Ibiza Fans heute noch in Trauer. Das Facelift des insgesamt gut 1,2 Millionen mal gebauten Ibizas fiel moderater aus, als beim Vorgänger. Getrennte Lufteinlässe in der Frontschürze mit Säbelzahntiger-Streben weisen auf das überarbeitete Modell hin. Sukzessive wurden auch neue Triebwerke nachgeschoben: erwähnenswert sind der 1,6-Liter-Motor mit 150 PS und das 69-PS-1.2-Liter-Aggregat. Im Jahr darauf, 2007, gab es dann auch ein "grünes" Ibiza-Modell: Der Seat Ibiza "Ecomotive" hatte einen 80-PS-Diesel, der nur 3,8 l/100 km verbrauchte und lediglich 99 g/km CO2 emittierte.

Der aktuelle Ibiza erblickte 2008 das Licht der Automobilwelt. Der ehemalige Lamborghini-Designer Luc Donckerwolke entwickelte das Aussehen des kleinen Spaniers weiter. Der Peruaner setzte auf Kanten und blitzende Frontscheinwerfer. Erstmals gibt es auch eine Dreiteilung der Karosserieformen: 2010 ergänzte der Kombi mit dem Kürzel ST (Sport Tourer) die beiden etablierten Fünf- und Dreitürer. Allerdings ist der Cupra-Motor mit 180 PS bislang dem dreitürigen Coupé vorenthalten. Inzwischen auch mit Doppelkupplungsgetriebe, Erneut teilt sich der Spanier den Antriebstrang mit dem Polo. Wer sich einen modernen Ibiza holt, hat mittlerweile auch die Qual der Wahl zwischen starken Dieseln, etwa bei der FR Version, einigen Benzinern, bis hin zu der besonders genügsame Ecomotive-Variante mit 75 PS, die nur 3,4l/100 km verbraucht. Auch die vierte Version des Kleinwagen mit dem Namen einer Balearen-Insel kratzt sechs Jahre nach ihrem Erscheinen an der Millionen-Produktions-Grenze

Quelle: Autoplenum, 2014-01-12

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