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Testbericht

Wolfgang Gomoll / Stefan Grundhoff, 9. März 2017
Renault legt mit einer Neuauflage des A 110 seine legendäre Sportmarke Alpine wieder auf. In den vergangenen Jahren verpufften die sportlichen Ambitionen der Franzosen ohne Wirkung. Mit der neuen Alpine könnte es anders werden.

Es war lange keine Überraschung mehr, dass Renault seine Alpine A 110 wieder zu neuem Leben erweckt. Auf dem Genfer Salon ist die Aluflunder in blassen Zeiten einer der automobilen Höhepunkte. 185 kW / 252 PS, ein aufgeladenes Mittelmotortriebwerk und gerade einmal 1,1 Tonnen - hört sich nach einem echten Spaßmacher an. Einen, den man kaum von Renault erwartet hätte. Nachdem die Franzosen lange Jahre in der Formel-1 und in zahlreichen Rennserien der Welt im Motorsport überaus erfolgreich waren, gelang es Renault nie, diese sportlichen Gene in die zumeist blassen Serienmodelle zu bringen. Die Sportversionen von Clio oder Megane waren dabei allenfalls Achtungserfolge am Rand. Mit der neuen Alpine soll das jetzt anders werden.

Und es war schon einmal anders. Als der umtriebige Autohändler und Rennfahrer Jean Rédélé 1955 den Alpine A106 auf dem Automobilsalon in Paris präsentierte, ahnte niemand, dass damit eine veritable französische Sportwagenmarke der jüngeren Geschichte aus dem Taufbecken gehoben wurde. Der Name "Alpine" beziehungsweise die "Société des Automobiles Alpine", die Rédélé im selben Jahr gründete, war eine Reminiszenz an den Alpenpokal, den der passionierte Rennfahrer im Jahr zuvor gewonnen hatte. Schon damals experimentierte der begabte Autobauer mit Leichtbaustoffen wie GFK und schuf so einen formschönen, wie schnellen Sportwagen. Die Technik kam zu großen Teilen vom Renault 4CV und der Alpine A106 gewann 1956 die legendäre Mille Miglia. Damit war der Grundstein gelegt. Der Renault Alpine A110 Berlinette setzte ab 1962 die Erfolgsserie fort und dessen Nachfolger, der Renault Alpine A310 gilt als der französische Porsche. Der Sportwagen beeindruckt bis heute durch ein futuristisches Design und ansprechende Fahrleistungen.

Renault war von Anfang an im Boot, übernahm aber erst in den 1970er Jahren sukzessive Alpine: 1973 sicherte sich die Rhombus-Marke die Aktien-Mehrheit an der kleinen Sportwagen-Manufaktur aus der Bretagne, seit 1978 befand sie sich ganz im Renault-Besitz. Erfolge, wie der Gesamtsieg im Jahr 1978 bei den legendären 24 Stunden von Le Mans mit dem Renault-Alpine A442B zementierten den Kult-Status der französischen Sportwagen. Auch auf den Rallye-Strecken und kleineren Rennen fuhren die gallischen Renner Triumph um Triumph ein. Hammer-Boliden wie der Alpine A310 V6 S brachten damals die Augen der Quartettspieler zum Leuchten. Als Renault das Ruder fest in der Hand hielt, war es mit handgefertigten Fahrzeugen vorbei: Die nächste Generation, wie der Alpine V6 Turbo liefen vom Band, hatten aber nicht mehr ganz die sportliche Kompromisslosigkeit der Ursprungs-Modelle und waren primär für die Straße gedacht.

Aufgrund der einbrechenden Verkaufszahlen versuchte Renault 1991 noch das Steuer herumzureißen, strich das "Renault" aus dem Markennamen "Renault-Alpine" und schlug mit dem Alpine A610 Turbo einen radikaleren Weg ein. Das Hightech-Mobil mobilisierte 250 PS, hatte, wie es bei Alpine Tradition war, einen Heckmotor und lehrte andere Sportwagen das Fürchten. Doch der hohe Preis von über 100.000 D-Mark und die amerikanisch weichgespülte Karosserie verhinderten den kommerziellen Erfolg des Supersportlers und so beendete Renault 1995 die 40jährge Alpine-Geschichte. Denn der Traum von einem französischen Renner, der die Grande Nation auch bei den Sportwagen wieder auf die linke Spur bringen sollte, lebte fort. Doch jahrelang war außer großspurigen Ankündigungen nicht viel zu sehen. Noch 2007 hatte der damalige Vertriebsvorstand Patrick Blain für 2010 einen neuen Alpine angekündigt, der zeigen sollte, was Renault technisch leisten kann. Doch die Krise machte diesem Wiederbelebungsversuch einen Strich durch die Rechnung. Der französische Autohersteller berappelte sich relativ schnell. Als Renault 2012 mit Caterham eine enge Verbindung einging, schien das Comeback der Kultmarke zum Greifen nahe. Doch die Vorstellungen der Engländer und der Franzosen waren nicht immer deckungsgleich. Hinter vorgehaltener Hand munkelte man, dass die Engländer über die andauernden Terminverschiebungen verärgert waren.

Am 10. Juni 2014 ließen die ungleichen Partner verlauten, dass man jetzt wieder getrennte Wege ginge. Renault wollte, das Projekt unter dem Namen "Société des Automobiles Alpine" in Eigenregie weiterzuführen und hielt an dem Plan fest 2016 den ersten Alpine seit 21 Jahren auf den Markt zu bringen. Jetzt wurde es doch ein Jahr später, denn auf dem Genfer Salon wurde erstmals das Tuch gehoben und erst Ende 2017 kommt die Alpine in den Handel. In Sachen Motorleistung brummt Renault an der unteren Grenze des erwarteten. Viele Fans hatten sich eine Alpine mit 300, 350 oder gar weit über 400 PS erhofft. Letztlich wurde es ähnlich wie beim Alfa Romeo 4C ein 1,8 Liter großer Turbovierzylinder mit eben 185 kW / 252 PS und 320 Nm maximalem Drehmoment. Immerhin soll er 250 km/h Spitze schaffen und in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen.

Chassis und 4,18 Meter lange Karosserie bestehen aus Aluminium, das je nach beanspruchter Stelle geklebt, geschweißt oder genietet wurde. Wie man sich es von einem Sportwagen wünscht, liegt der Motor vor der Hinterachse und standesgemäß wird die Alpine über die Hinterachse angetrieben. Geschaltet wird über ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe und der Fahrer kann zwischen drei verschiedenen Fahrmodi wählen. Die erste Edition wird zu Preisen ab 58.500 Euro verkauft; inkl. 18-Zoll-Alufelgen, Schalensitzen und allerhand sportlichen Dreingaben. Alles ist bereits vergriffen.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-03-09

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