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Testbericht

Stefan Grundhoff, 12. Oktober 2017

So recht verstehen kann man den Nomenklaturaufstieg vom 5er GT zum 6er GT nicht. Doch Platzangebot und Fahrkomfort des Neulings sind eine Klasse für sich und das Design des einst so buckeligen Bibers gehört endlich der Vergangenheit an.

Es gibt kaum eine Lücke im Modellprogramm, die BMW in den vergangenen Jahren nicht zugefahren hat. So klein diese auch war, ein BMW passte immer noch irgendwie herein. Für kaum ein Modell trifft das mehr zu, als für den bisherigen 5er GT. Hätte man diesen aus dem Portfolio gestrichen, es hätte sich wohl niemand beschwert und selbst den allermeisten im Hause BMW wäre der Verlust kaum aufgefallen. Auch wenn die Verkaufszahlen überschaubar waren, das Design wenig schmuckvoll und das potenzielle Klientel nur schwer zu konturieren: es gibt einen Nachfolger. Wieso weiß so recht keiner - aber er kommt in diesem November trotzdem. Nachdem die Sechser-Reihe aus Coupé, Cabrio und Gran Coupé am kommendem Jahr zum Achter emporklettert, wollte man die traditionsreiche "6" wohl nicht ungenutzt in der Zahlenreihe verstauben lassen und erhob die Schräghecklimousine mit Coupéanleihen kurzerhand zum neuen 6er Gran Turismo.

Das Design ist ansehnlich, insbesondere weil die hässlich-hohe Vorgängersymbiose aus Rücken und Hinterteil verschwunden ist. Zwar kommt der neue BMW 6er GT nicht an die schicke Rückenansicht des Audi A7 heran, aber der Schritt in die rechte Richtung ist auffälliger, als die Gründe für die Namensänderung. Der Heckdeckel mit seinem nunmehr ausfahrenden Heckspoilerchen ist über sechs Zentimeter tiefer als bisher. Das schont das Auge. Wer die vier Türen öffnet, dem fällt noch vor dem opulenten Platzangebot vorne wie hinten auf, dass die Seitenscheiben keine Rahmen führen. Auch ohne Scheibenrahmen wird aus einem solch multifunktionalen Raumkonzept kein Coupé. Vorteile bringt es keine - Nachteile auch nicht - immerhin. Also ohne Scheibenrahmen. Vergleicht man 5er GT und 6er GT, so sieht der Nachfolger nicht nur deutlich schicker aus, sondern er bietet mehr Reisekomfort und eine Erweiterung des Ladevolumens von 500 auf geradezu opulente 610 Liter. Wer die optional elektrisch verstellbare Rückbank umklappt, kann problemlos längere Gegenstände transportieren und insgesamt bis zu 1.800 Liter nutzen - das ist Kombi-Niveau.

Hat mehr erst einmal in der 5,09 Meter langen Schräghecklimousine Platz genommen, wird der BMW 6er GT zum Volltreffer. Kein Wunder, handelt es sich eben doch um einen 5er und der ist aktuell das Beste, was man in der internationalen Oberklasse bewegen kann. Bei der Motorisierung bleiben Achtzylinder zur Überraschung vieler außen vor und der aufgeladene Vierzylinder-Benziner mit seinen 258 PS erscheint zumindest für Märkte wie Europa oder die USA mehr als fehl am Platze. So muss man sich im exzellenten Sechszylinderportfolio bedienen. Der 640i Gran Turismo ist hierbei eine ebenso unaufgeregte wie perfekte Wahl, denn schon angesichts von Größe und fast 1,9 Tonnen Gewicht sollte man keinen Gedanken an kleinere Einstiegsvarianten verschwenden.

Der aufgeladene Dreiliter-Sechszylinderturbo mit seinen 250 kW / 340 PS hat nicht die bullige Kraftentfaltung eines Achtzylinders-Dampfhammers, denn gerade die würde man sich in der Luxuslimousine mit Schrägheck als Energierigel im Vorderwagen wünschen. Doch der Reihensechszylinder dreht mit seinen 450 Nm ab 1.380 U/min kraftvoll, willig und allemal ambitioniert nach oben, wenn man es von ihm verlangt während die Achtgang-Automatik die gewohnt perfekte Symbiose aus Komfort und Dynamik bietet. 0 auf Tempo 100 in kaum mehr als fünf Sekunden und eine Maximalgeschwindigkeit von 250 km/h sind standesgemäße Werte, während sich der Normverbrauch der empfehlenswerten Allradversion mit 7,7 Litern zumindest auf dem Papier im Rahmen hält. Bei normaler Fahrt ist von dem Triebwerk des BMW 640i kein Mucks zu hören. Einmal mehr ein Beleg, dass es nicht immer einer der prächtigen Sechszylinderdiesel sein muss, der mit seinen bis zu 400 PS als BMW 650d wohl diesmal den Abschluss des GT-Portofolios bilden dürfte. Für viele Interessanten dürfte der 320 PS starke BMW 640d xDrive GT die Traumbesetzung sein, die sich mit weniger als sechs Litern Diesel auf 100 Kilometern zufrieden geben soll. Den spürbaren Längenzuwachs von fast neun Zentimetern gleicht die Abspeckkur um bis zu 150 Kilogramm und die gegen Aufpreis (1.250 Euro) lieferbare mitlenkende Hinterachse mehr als aus, die den mächtigen Bayern besonders bei schnellen Lastwechseln auf Landstraßen agiler als bisher macht, ohne dass er zu einer Fahrmaschine mutieren würde. Seine Stärke ist vielmehr der Reisekomfort der durch die serienmäßige Luftfederung an der Hinterachse inklusiv Niveauausgleich noch unterstrichen wird. Optional arbeitet ab 1.950 Euro auch vorne eine Luftfeder, deren Preis sich durch die ebenfalls lieferbare Wankstabilisierung gar auf 3.900 Euro verdoppelt.

Bei Bedienkonzept, Sicherheitspaket sowie den Fahrerassistenzsystemen bietet der BMW 6er GT das bekannt exzellente Niveau von seinen Brüdern 5er und 7er, in deren Mitte er es sich nicht nur durch seine Nomenklatur bequem gemacht hat. Der Basispreis für den wenig stimmigen BMW 630i GT mit seinem 258 PS starken Vierzylinder und Hinterradantrieb liegt bereits bei stattlichen 62.300 Euro. Wer die drehmomentstarken und verbrauchsgünstigen Diesel außen vor lassen will, kommt daher am 340 PS starken BMW 640i xDrive GT kaum vorbei, der mit ordentlicher Serienausstattung mindestens 70.700 Euro kostet. Mit standesgemäßem Komfort- und Sicherheitspaket sind es jedoch schnell 90.000 Euro und mehr. Damit klopft der 6er GT zumindest bei den Preisen ernsthaft an die Tür des großen 7er-Modells. Immerhin sind Details wie elektrische Ledersitze, LED-Scheinwerfer, Navigationssystem und elektrische Heckklappe immer an Bord.

Technische Daten
Antrieb:Allrad
Getriebe:Achtgang-Automatik
Motor Bauart:Reihensechszylinder mit doppelter Turboaufladung
Hubraum:2993
Preis
Neupreis: 70700 € (Stand: 2017-10-12)
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-10-12

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