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Testbericht

13. September 2016
Jarama (Spanien), 14. September 2016

Anfang September in Spanien: Die Spätsommer-Sonne scheint dir wärmend ins Gesicht, es riecht nach Pinien und Meer. Normalerweise. Heute nicht. Pünktlich zur Presse-Premiere des neuen Audi TT RS müssen in der Ingolstädter Kantine wohl einige Teller nicht geleert worden sein - es gießt wie aus Eimern und das Thermometer hat enorme Schwierigkeiten, über 17 Grad zu klettern. Der Herbst ist da. Gut, dass der TT RS von der quattro GmbH entwickelt wurde. Besser, dass ich ohnehin auf eine Traktions-Schnitzeljagd mit dem stärksten TT aller Zeiten gehen wollte. Danke Regen, los geht's!

Bodybuilder mit 400 PS
Schauplatz für das erste Aufeinandertreffen mit dem 400-PS-TT ist die altehrwürdige Rennstrecke von Jarama nahe der spanischen Hauptstadt Madrid. 13 Kurven schlängeln sich auf 3,4 Kilometer hoch und runter durch die Landschaft. In der Boxengasse wartet Audis neuestes RS-Geschoss im Leerlauf gurgelnd auf seinen nächsten Reiter. Die zweite Generation des Power-Coupés steht breitbeinig da: Große Felgen, wuchtige Kotflügel, ausladende Schürzen und nicht zuletzt die Schlund-artigen Kühlluftöffnungen machen den RS schon im Stand zu einem sehr eindrucksvollen Fahrzeug. Glich der Vorgänger bereits einem durchtrainierten Athleten, ist der neue TT RS nun definitiv unter die Bodybuilder gegangen. Im Vergleich dazu wirkt der direkte Konkurrent aus Stuttgart-Zuffenhausen - der Porsche Cayman S - eher schmächtig und schmal. Besonders schick geworden ist die Rückseite des Audi. Ein feststehender Heckspoiler und erstmals in einem Audi-Modell verbaute OLED-Rückleuchten lassen schon von weitem erkennen, welches TT-Modell da vor dir fährt.

Hervorragender Innenraum
Wer Wert auf einen aufgeräumten und gleichzeitig durchgestylten Innenraum legt, wird sich im TT RS sehr sehr wohl fühlen. Dank dem bekannten "Audi virtual Cockpit" konnten die Designer auf ein klobiges Navi in der Mittelkonsole beziehungsweise auf dem Armaturenbrett verzichten, was dem Interieur fast schon Oldtimer- oder Rennwagencharakter verleiht. Die Luftausströmer der Klimaanlage sind zentral angeordnet und beherbergen gleichzeitig die Bedienelemente derselben - einfach handzuhaben und schick anzusehen. Umgeben von großen Fensterflächen nimmt man in Sportschalensitzen mit integrierter Kopfstütze Platz - die Sitzposition ist sportlich, aber nicht auf Cayman-Niveau. Auch beim Lenkrad hat der Porsche die Nase vorn. Der Grund: Audi übernimmt im TT RS das unten abgeflachte Volant aus dem R8. Optisch top, haptisch im Alltag eher flop. Der Alcantara-Bezug ist trotzdem ein echter Handschmeichler und die - von Ferrari und Porsche abgekupferte - Anbringung von Start- und Fahrmodus-Schalter immer wieder ein Hingucker.


Dieser Motor ist eine Wucht

Kommen wir zum Kernthema des neuen TT RS: dem wundervollen Fünfzylinder-Aggregat - quasi Thors Hammer und Trägerrakete in einem. Der Motor wurde komplett neu entwickelt und wiegt satte 26 Kilogramm weniger als der im Vorgänger-Modell. Aus 2,5 Liter Hubraum entlockt ein großer Turbolader mit 1,35 Bar Ladedruck den Brennräumen des Triebwerks runde 400 PS. 480 Newtonmeter katapultieren den RS als Coupé - quattro und Doppelkupplungsgetriebe sei Dank - in supersportlermäßigen 3,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Wie sich das anfühlt? Stellen Sie sich einen Tritt in den Allerwertesten von Jean-Claude van Damme und Bruce Lee vor. Zusammen. Dabei trompetet der Motor aus den beiden ovalen Endrohren, als wolle er in Jarama ein zweites Jericho auslösen - Gänsehaut garantiert. Die Drehzahl will allerdings immer etwas oben gehalten werden, sonst genehmigt sich der RS eine kleine Gedenksekunde beim Durchzug. Und auch das Siebengang-Getriebe schaltet weniger perfekt, als das PDK im Cayman S. Ganz so, als würde der TT RS sagen wollen: "Schaut her, ich stamme von Gruppe-B- und IMSA-Quattros ab, das muss so sein - rau und brutal". Emotionaler kann das Geschenk zu 40 Jahren Fünfzylinder nicht ausfallen.

Fährt er quer? Manchmal
Noch ein paar Worte zum Allradantrieb, zu Gripverhältnissen, Traktion und ESP-Abstimmungen. Ja, der alte TT RS hat chronisch untersteuert. Sein Nachfolger hat sich das abgewöhnt. Zwar greift das ESP im strömenden Regen von Jarama recht rigoros ein, aber es gibt einen Trick: Hangelt man sich am elektronischen doppelten Boden entlang, ohne wie ein Volldepp aufs Gas zu treten, belohnt der RS mit feinen Allraddrifts und jeder Menge Traktion. Untersteuern? Nur bei grober Fehlbedienung. Die Lenkung gibt genau das richtige Maß an Feedback an den Fahrer weiter, das Fahrwerk ist straff, aber nicht zu hart. Quer geht er allerdings wirklich nur im Nassen - oder mit unglaublich viel Gewalt. Auf abtrocknender Straße beißt sich der TT RS in den Asphalt, regelt die Antriebseinflüsse zwischen Vorder- und Hinterachse kurz ein, dann geht es vorwärts - ohne schwarze Striche, ohne Querfahren, aber brutal schnell.

Die Qual der Wahl
Ein positives Fazit zum neuen TT RS abzugeben, fällt nicht schwer. Er ist rundum gelungen: optisch, fahrdynamisch und vor allem akustisch. Auch den Vergleich zum Klassenprimus Cayman S muss er nicht scheuen. Der Vergleich drängt sich zwar wegen der Coupé-Form, der ähnlichen Leistung und dem ähnlichen Preis auf, vom Charakter sind die beiden Autos allerdings grundverschieden. Auf der einen Seite der fast zu perfekte, aber akustisch völlig versaute Turbo-Cayman, auf der anderen Seite der rohere, brutalere aber glorreich klingende TT RS. Ob Sie nun also 64.118 Euro für den Porsche oder 66.400 Euro für den Audi ausgeben, ist ganz Ihrem persönlichen Geschmack überlassen. Der TT RS muss sich hinter seinem Zuffenhausener Konkurrenten aber auf keinen Fall verstecken.
Technische Daten
Antrieb:Permanenter Allradantrieb quattro mit elektronisch geregelter Lamellenkupplung, elektronische Differenzialsperre EDS
Anzahl Gänge:7
Getriebe:7-Gang Direktschaltgetriebe S tronic
Motor Bauart:Ottomotor mit Turboaufladung
Hubraum:2.480
Anzahl Ventile:20
Anzahl Zylinder:5
Leistung:294 kW (400 PS) bei UPM
Drehmoment:480 Nm bei 1.700-5.850 UPM
Preis
Neupreis: 66.400 € (Stand: September 2016)
Fazit
Optisch ein Knaller, fahrtechnisch etwas roh und beeindruckend schnell. Und dieser Sound! Der neue TT RS ist ein sehr emotionales Auto geworden, der in allen Belangen überzeugen kann. Den Vergleich mit dem Cayman S muss er nicht scheuen. Nun hat der Kunde die Qual der Wahl. + brutale Optik, enorme Sprintwerte, grandioser Klang- manchmal etwas rau, sonst keine echten Minuspunkte
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: auto-news, 2016-09-13

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