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Testbericht

Mario Hommen/SP-X, 20. Juli 2016

Geht es um Stauraum-Qualitäten, genießt der Honda Civic Tourer Referenzstatus. Grund genug, den Kompaktkombi mal einem verschärften Nutzwert-Härtetest zu unterziehen: ein einwöchiger Glamping-Urlaub (= glamouröses Camping) mit Kind und Kegel. Eine Extrem-Anforderung, bei der der Raumtransporter beweisen musste, was seine XL-Karosserie verspricht.
 
Apropos Karosserie: Ob der Civic Tourer nun schick oder optisch vielleicht doch zu eigenwillig geraten ist, muss jeder für sich entscheiden. In jedem Fall ist das Kompaktmodell auch als Kombi eine einzigartige Erscheinung. Ähnlich kurios präsentiert sich das verschachtelte und an eigenwilligen Finessen reiche Cockpit. Das ist nicht immer eine Augenweide und auch nicht immer praktisch, doch unterm Strich bietet der Civic ein dennoch stimmiges Konzept.
 
Sogar besonders stimmig ist das Laderaumkonzept. Das fast 4,60 Meter lange Kompaktmodell kann es locker mit vielen Mittelklasse-Kombis aufnehmen. Dank eines Zwischenbodens schließt der sauber ausgekleidete Kofferraum des Civic bündig mit der nur 58 Zentimeter hohen Ladekante. Hebt man den Boden an, steht ein 117 Liter fassendes Extra-Staufach zur Verfügung, welches größere Gepäckstücke wie etwa ein Familienzelt aufnehmen kann. Zudem gibt es noch ein schmales Unterfach parallel zu der mit Alublechen geschützten Ladeschwelle, in welches neben Reifen-Reparaturset, Gepäckraumtrennnetz und Gepäckraumrollo noch einige längliche Gepäckstücke passen. Man kann also schon vieles in den Civic Tourer einladen, bevor der eigentliche Kofferraum befüllt wird.
 
Der über 500 Liter fassende Standardabteil bietet einen klassenüblichen Zuschnitt. Stühle, Tisch, ein Grill, das Bettzeug, das Schlauchboot, Kinderspielzeug, Reisetaschen und eine Kühlbox – die dort sogar an eine Steckdose angeschlossen werden kann - passen locker rein. Reicht hier der Platz nicht, überzeugt der Civic Tourer mit vielseitigen Erweiterungsoptionen. Mit zwei einfachen Handgriffen kann man zum Beispiel die Rückbanklehne nach vorne legen. Der Clou: Dank der „magischen Sitze“ senkt sich automatisch die Sitzfläche mit ab und so bietet der Civic Tourer so einen topfebenen Maximalstauraum, der dachhoch fast 1.670 Liter aufnehmen kann.
 
Wer hingegen Fahrgäste im Fond unterbringen muss, kann alternativ unter die Rückbank noch einige Utensilien wie etwa Kissen stopfen. In unserem Praxistest musste lediglich ein Kind hinten sitzen. Der nicht benötigte Teil der Sitzfläche konnte deshalb wie ein Kinosessel einfach hochgeklappt werden, was einen üppigen Zusatzstauraum zwischen Fahrersitz oder Rückbanklehne schafft. Im Autobau ist diese Honda-Lösung einmalig. Klares Stauraumfazit: Dieser Kombi lässt sich besonders flexibel nutzen. Zudem ist er locker in der Lage, drei Personen samt Glamping-Ausrüstung aufzunehmen. Die Dachbox kann also in der Garage vor sich hin verstauben.
 
Das viele Gepäck sorgt allerdings für viel Gewicht auf der Hinterachse, was uns zu einem Schwachpunkt beim Civic führt. Verdächtig weit tauchten nämlich die Hinterräder allein ob der Gepäcklast in die Radhäuser ein. Zulässig sind offiziell zwar rund 500 Kilogramm, was einer für das Segment durchaus angemessenen Zuladung entspricht, doch praktisch geht der Civic hinten etwas weit in die Knie und wird vorne zudem spürbar leicht. Letzteres macht sich im Fahrbetrieb vor allem bei Geschwindigkeiten jenseits der 150 km/h unangenehm bemerkbar, denn dann vermittelt er eine Schwammigkeit, die ihm unbeladen fremd ist. Und wenn wir schon beim Meckern sind: Taschenhaken und eine Fernentriegelung für die Rückbanklehnen würden das Kombiglück abrunden. Eine Lordosenstütze für den Fahrer und mehr Ablagen vorne haben wir auch vermisst.
 
Es ist nicht allein sein Nutzwert-Abteil, welches den Civic Tourer als Reisewagen begehrenswert macht. Dank einer Reihe weiterer Details eignet er sich ebenfalls gut für lange Tripps. Dazu gehören zum Beispiel die getönten Heckscheiben, eine prima kühlende und leicht bedienbare Klimaautomatik, der USB-Anschluss für Smartphones, ein cleveres Touchscreen-Navisystem, ein gut und leicht über das Lenkrad bedienbarer Tempomat sowie ein auf der Fahrerseite befindlicher Einfüllstutzen für den Tank. Was der bringen soll? An den zu Urlaubszeiten meist übervollen Rasttankstellen findet man leichter und schneller eine freie Zapfsäule.
 
Und dank des unter den Vordersitzen befindlichen 50 Liter großen Tanks muss man nicht allzu oft nach einer solchen suchen. Das 88 kW/120 PS und 300 Nm leistende, kultivierte 1,6-Liter-Dieselaggregat ist nämlich durchaus genügsam. Die 3,8 Liter Normverbrauch sind selbstredend von theoretischer Natur. Bei gemäßigter Fahrweise lag der Praxisaufschlag bei rund einem Liter, auf temporeicheren Abschnitten ­– fast 200 km/h sind möglich – stieg der Verbrauch auf über sechs Liter an. Herrlich auch, wie knackig der Schalthebel der Sechsgangschaltung durch die Gassen flutscht.
 
Und sonst? Die 17-Zoll-Räder sind gewiss hilfreich beim flotten Kurvenstrich, doch bringen sie auch unnötig viel Härte ins Fahrwerk. Eine Nummer kleiner könnte vermutlich helfen, die doch oft nervige Stößigkeit des Unterbaus zu mildern. Das adaptive Fahrwerk sorgt hier jedenfalls kaum für Abhilfe.
 
Bleibt noch der Preis: Knapp 22.000 Euro kostet die Basisversion mit Dieselmotor. 25.000 Euro sollte man für die umfangreichere Ausstattung Comfort jedoch investieren, um auch Komfortdetails wie eine Klimaautomatik zu haben. Damit ist der Civic kein Schnäppchen, aber doch um ein oder zwei Tausender günstiger als ein vergleichbarer VW Golf Variant. Und wer vor allem Wert auf Stauraumkompetenz legt, bekommt im Fall des Honda Civic Tourer sogar besonders viel fürs Geld.

Honda Civic Tourer 1.6 i-DTEC – Technische Daten

Fünftüriger, fünfsitziger Kombi der Kompaktklasse; Länge: 4,59 Meter, Breite: 1,77 Meter (mit Außenspiegeln: 2,07 Meter), Höhe: 1,48 Meter, Radstand: 2,60 Meter, Kofferraumvolumen: 624 – 1.668 Liter

1,6-Liter-Dieselmotor, 6-Gang-Schaltgetriebe, 88 kW/120 PS, maximales Drehmoment: 300 Nm bei 2.000 U/min, 0-100 km/h: 10,4 s, Vmax: 195 km/h, Durchschnittsverbrauch: 3,9 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 103 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: A+, Testverbrauch: 5,6 Liter/100 Kilometer

Preis: ab 22.260 Euro (Ausstattungslinie: S)

Kurzcharakteristik:

Warum: weil so unglaublich viel reingeht
Warum nicht: weil man seine Optik mögen muss
Was sonst: Mittelklasse-Kombis, Kompaktvans

Großzelt, Esszimmer, Grill, Schlauchboot, Reisetaschen und eine ganze Familie – bietet der Honda Civic Tourer wirklich ausreichend Platz für den Glamping-Urlaub?

Fazit
Großzelt, Esszimmer, Grill, Schlauchboot, Reisetaschen und eine ganze Familie – bietet der Honda Civic Tourer wirklich ausreichend Platz für den Glamping-Urlaub?
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-07-20

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