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Testbericht

18. Januar 2017

Barcelona (Spanien), 19. Januar 2017 - Mit dem Purismus, dessen Umsetzung und dessen Auslegung ist das ja so eine Sache. Für den einen ist ein Rolls-Royce zu puristisch. Weil er nicht teilweise autonom fahren kann und weil die Massagesitze fehlen. Für den anderen ist ein Caterham einfach noch nicht puristisch genug. Schließlich hat er ja Türen und sogar ein knöpfbares Lederverdeck. Diskussionsstoff ist eben immer vorhanden. Doch diesen Disput gibt es sogar modellintern bei den Kunden des Mazda MX-5. Echte Fans des puristischen Roadsters schwören auf das von Hand faltbare Stoffdach, ein Schaltgetriebe und möglichst wenige Assistenzsysteme. Jetzt gibt es den Mazda MX-5 RF, der scheinbar mit all diesen komfortverneinenden Eigenschaften bricht. Wie viel Purismus wohnt dem Coupé-Roadster noch inne? Zeit für einen Test.

Komfortabler Innenraum … mit Abzügen

Komfort? Ja, aber Moment. Erst einmal in Ruhe einsteigen. Vorneweg sei nämlich direkt und unmissverständlich festgehalten, dass Sie auch beim MX-5 RF nicht wirklich größer sein sollten als 1,85 Meter. Ich mit meinen 1,87 Meter habe nämlich Probleme mit den Platzverhältnissen im Inneren. Meine Knie machen Bekanntschaft mit dem Armaturenbrett, der Kopf schmiegt sich ans Dach. Mein um ein paar Zentimeter kleinerer Beifahrer hat diese Probleme nicht. Er fühlt sich wohl auf dem serienmäßigen Ledergestühl, das auf Wunsch auch als Nappa-Version oder in einer sportlicheren Recaro-Variante mit Alcantara zu haben ist. Zurück zu mir, denn zumindest für meine Kopffreiheit gibt es immer noch Abhilfe. Jetzt in Form des elektrischen Hardtops. Nicht wirklich puristisch, stimmt. Oder doch?

Das "Retractable Fastback"

Anders als beim Vorgängermodell hat Mazda nicht einfach die Stoffmütze durch ein festes Dach ersetzt. Vorhang auf für das Kürzel "RF". Es bedeutet "Retractable Fastback". Dieser Zusatz erklärt die massiven C-Säulen hinter den Sitzen, die flach auslaufen und nicht im Kofferraum versenkt werden. Das Gepäckvolumen bleibt also bei handgepäcktauglichen 127 Liter. Das Dach selbst besteht aus einer Mischung aus Stahl, Aluminium und Plastik und öffnet beziehungsweise schließt sich per Tastendruck. Das sehr graziös anmutende Ballett aus Verdeckteilen funktioniert bis zu einer Geschwindigkeit von 10 km/h und dauert 13 Sekunden. Im Open-Air-Zustand fühlt sich der RF ein wenig wie ein Targa an, der zusätzlich um seine Heckscheibe beraubt wurde. Echtes Cabriofeeling? Geht so. Der kernige Sound aus dem zweiflutigen Endrohr kommt so trotzdem besser zur Geltung, aber eine Mütze reicht bei Oben-ohne-Wetter dann doch aus, um den kaum eindringenden Elementen wie Kälte und Wind zu trotzen.

Großer Saugmotor, Hinterradantrieb und enge Kurven
 
Während es den normalen MX-5 mit einem 131 PS starken 1,5-Liter-Benziner und einer 2,0 Liter großen 160-PS-Variante gibt, stellt sich diese Motorenfrage im RF erst gar nicht. Hier kommt (zumindest in Deutschland) nur das größere Aggregat zum Einsatz, welches wahlweise mit dem knackigen und mit extrem kurzen Schaltwegen gesegneten manuellen Sechsgang-Getriebe oder erstmals auch mit einer Sechsgang-Automatik ausgestattet werden kann. Die Motorkraft ist exklusiv den Hinterrädern vorbehalten. Wie fährt sich also das Ganze? Dafür wählen wir vorerst die Version mit Handschaltung. Auf dem schnellsten Weg lassen wir den Flughafen von Barcelona hinter uns und verlassen alsbald die Autobahn in Richtung eines Nationalparks. Dort gibt es nicht nur wenig Verkehr, sondern auch enge Sträßchen mit vielen Kurven und Kehren. Perfektes Terrain für den MX-5 RF? Perfektes Terrain für den MX-5 RF!
 
Ein stimmiges Komplettpaket?
 
Angst um einen erhöhten Schwerpunkt und allzu starke Karosseriebewegungen müssen Sie beim RF nicht haben. Die Hardtop-Version ist mit einem Leergewicht von 1.045 Kilogramm nur 45 Kilo schwerer als das Pendant mit Stoffmütze. Ob Softtop- oder RF-Version, der MX-5 ist ein ganz schön wendiger und auf dem Asphalt klebender Wagen. In 7,4 Sekunden geht es von null bis 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 215 km/h. Was mir beim Kurvenräubern ein wenig missfällt? Die Elektronik. Ich will eben ab und zu auch quer fahren. Kein Problem, denn das ab Werk verbaute ESP lässt sich ausschalten. Ab diesem Zeitpunkt muss man das flott kommende Heck dann selbst einfangen. Dabei helfen dann aber mechanische Komponenten wie die präzise Lenkung (leider ist das Lenkrad nicht in der Tiefe verstellbar) und das Sperrdifferenzial. Purer Spaß, der gar nicht mal so viel Sprit kostet. Unser Testwagen soll laut Datenblatt auf einen Normverbrauch von 6,9 Liter je 100 Kilometer kommen. Unser Bordcomputer zeigte nach forscher Herangehensweise am Berg, ein wenig Autobahn und Stadtverkehr einen fairen Liter mehr.
 
Macht die Automatik Sinn?
 
Kommen wir zur Automatik: Die Option darauf scheint auf den ersten Blick überflüssig, aber Mazda will mit dem RF wohl auch Kunden erreichen, die einen Langstreckensportler suchen, oder die den nur 3,92 Meter langen Wagen auch gerne im Stop-and-Go-Verkehr einer Großstadt nutzen möchten. Wir können es dem Hersteller jedenfalls nicht verübeln, dass wir die Strecke durch das Herz von Barcelona mit dem selbstschaltenden Pendant zurücklegen dürfen. Komfortabler als ständige Gangwechsel von Hand ist der gut abgestimmte Automat nämlich auf alle Fälle. Und wenn es dann doch einmal etwas sportlicher werden soll, kann man immer noch per Tastendruck eine sportlichere Herangehensweise des Getriebeprogramms wählen oder einfach in die manuelle Gasse wechseln und mit den Wippen hinterm Lenkrad schalten. Spaßiger ist sicher die manuelle Option, ja, aber dass laut Mazda nur ein paar lausige Prozent der europäischen Kunden eine Automatik wollen, können wir uns einfach nicht vorstellen.
 
Ausstattungslinien, Preise und die Markteinführung
 
Und auch so ganz ohne Assistenzsysteme geht es im Jahr 2017 in einem puristischen Fastback-Roadster-Coupé-Targa-Crossover nicht mehr. Deshalb gibt es eine Ein- und Ausparkhilfe, dynamisches Kurvenlicht und einen Spurwechselassistenten. Je nach Ausstattungslinie (es gibt die "Exclusive-Line" und die höhere "Sports-Line") sind die Helferlein aufpreispflichtig (750 Euro) oder serienmäßig mit an Bord. Die Preisliste des Mazda MX-5 RF beginnt bei 29.890 Euro für das Modell mit Handschaltung in der "Exclusive-Line". Leder, 4,6-Zoll-TFT-Display, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Sitzheizung und eine Klimaautomatik sind hier inklusive. Die "Sports-Line", die neben den bereits erwähnten Features serienmäßig auch mit LED-Scheinwerfern, einem Bose-Soundsystem, einem Navi und einer Keyless-Go-Option auswarten kann, steht ab 32.090 Euro beim Händler. Was Sie sich noch für Zahlen merken sollten? Das Automatikgetriebe gibt es nur in Verbindung mit der höheren Ausstattung und kostet 1.900 Euro Aufpreis, ein Sport-Paket für 1.800 Euro beinhaltet eine Domstrebe, ein Sportfahrwerk mit Bilstein-Dämpfern sowie die Recaro-Sitze und der Preisunterschied zwischen RF- und Stoffdach-Version beläuft sich auf 2.700 Euro. Markteinführung? Am 3. Februar 2017.
Technische Daten
Antrieb:Hinterrad
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Benzin-Reihenmotor
Hubraum:1.998
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:118 kW (160 PS) bei UPM
Drehmoment:200 Nm bei 4.600 UPM
Preis
Neupreis: 29.890 € (Stand: Januar 2017)
Fazit

Der Mazda MX-5 RF sieht im geschlossenen Zustand unverschämt gut aus. Mit geöffnetem Dach fehlt dem Wagen allerdings ein wenig der typische Roadster-Charme. Aber auch die Mischung aus Fastback, Coupé, Targa und eben Roadster kann sich wirklich sehen lassen. Beim Fahrverhalten bleibt der RF all den guten Eigenschaften eines normalen 160-PS-MX-5 treu. Auf Komfort müssen Sie trotz des puristischen Anspruches der Fahrzeuggattung dennoch nicht verzichten, können es aber weiterhin. Nur die Umwelteinflüsse bleiben eben immer ein klein wenig mehr der kleinen Fahrerkabine fern.+ drehfreudiger Saugmotor mit kernigem Sound, wenig Gewicht, guter Verbrauch, günstiger Preis, scharfe Optik, knackige Schaltung, präzise Lenkung, auf Wunsch eine gute Automatik, umfangreiche Serienausstattung- nicht für große Personen geeignet, Lenksäule nicht in der Tiefe verstellbar

Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2017-01-18

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