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Testbericht

Sebastian Viehmann, 24. Januar 2008
Ein Cabrio an der Diesel-Säule? Wenn das mal kein Fall für die Werkstatt wird – die dann den falschen Sprit abpumpen muss. Doch halt! Alfa Romeo hat ihn wirklich, den Diesel-Roadster. Und mit dem geht gewaltig die Post ab.

Der alte Tankwart in dem verschlafenen Nest in Norditalien traut seinen Augen nicht. Er schaut auf den Tankdeckel, blickt auf das Auto, schaut wieder auf den Tankdeckel und kratzt sich am Kopf. "Ein Spider als Diesel", murmelt er ungläubig: "Die Zeiten werden immer verrückter." Doch der erste Diesel-Roadster ist keineswegs eine verrückte Idee. Eher die logische Konsequenz der modernen Diesel-Technologie. Rußende Stinker waren gestern - heute sind die Selbstzünder sparsame Drehmoment-Wunder mit Partikelfilter und guten Geräusch-Manieren. Warum also sollte man keinen Diesel in ein Cabrio einpflanzen? Alfa Romeo hat es jetzt also auch gewagt und bietet den neuen Spider ab sofort in der Version 2.4 JTDM 20V an.

Der 200 PS starke Fünfzylinder-Diesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung hat schon lange einen Stammplatz im Alfa-Regal, wurde aber immer wieder verfeinert. Das 5-töpfige Aggregat hat einen Turbolader mit variabler Schaufelgeometrie und darf sich über 400 Newtonmeter Drehmoment freuen. Es füllt in Sachen Preis und Leistung die Lücke zwischen dem Vierzylinder 2.2 JTS 16 V (185 PS, ab 34.300 Euro) und dem 3.2 V6 mit Allradantrieb (260 PS, ab 42.100 Euro). Das Basismodell des Diesel-Spiders gibt es für 38.200 Euro. Unser Testwagen war als Exclusive-Version ausgestattet (41.300 Euro).

Von außen sieht man dem Alfa den Selbstzünder-Kern nicht an - einen „Diesel“-Schriftzug am Heck eines Spider würde sich wohl auch niemand wünschen. Nur die Tankuhr gibt einen dezenten Hinweis, welcher Kraftstoff durch die Leitungen fließt. Statt des Öltemperatur-Messers komplettiert ein Ladedruckanzeiger für den Turbo die schicke Uhrensammlung in der Mittelkonsole.

In der ersten Minuten nach dem Start läuft der Alfa-Diesel etwas unwillig, doch das legt sich schnell. Kaum lässt der Alfa die letzten Häuserzeilen hinter sich, ist er in seinem Element: Auf einer kurvenreichen Landstraße. Wir schalten in den zweiten Gang – der Ladedruckanzeiger lümmelt irgendwo bei 0,8 bar herum. Jetzt Vollgas - der Drehzahlmesser nähert sich 2000 Touren, die Nadel des Ladedruckanzeigers schießt auf 1,6 bar zu. Auch wenn schon 90 Prozent des maximalen Drehmoments bei 1750 Touren zur Verfügung stehen – ein kleines, aber spürbares Turboloch ist dem Diesel-Alfa erhalten geblieben. Ist der Turbinen-Dämon einmal entfesselt, gibt es allerdings kein Halten mehr. Die wilde Kurvenhatz macht genauso viel Spaß wie das Überholen, denn bei passenden Drehzahlen mobilisiert der Alfa erstaunliche Kraftreserven. Das Fahrwerk ist sportlich-straff, die Lenkung direkt. Die gefühlte Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h ist flotter als die 8,4 Sekunden, die sich der satte 1,7 Tonnen schwere Spider dafür Zeit lässt. Den Gangwechsel versüßt ein knackiges Sechsgang-Getriebe. Im fünften und sechsten Gang lässt die Übersetzung allerdings etwas zu wenig Schub übrig, so dass man auf der Autobahn schon mal im vierten Gang neue Kraft schöpfen muss.

Bis etwa 130 Km/h kann man den Spider offen fahren, ohne dass die Luftverwirbelungen zu unangenehm werden. Das ist das Verdienst des Plexiglas-Windschotts, das in der Exclusive-Ausstattung serienmäßig an Bord ist. Eine schlechte Nachricht gibt es zum Thema Motorsound. Wer einmal erlebt hat, wie das kraftvoll-kernige Grummeln des 3,2-Liter V6 in engen Häuserschluchten widerhallt, wird vom unverbindlichen Säuseln des Diesels enttäuscht sein. Zwar verschont der Motor die Passagiere mit Nagel- oder sonstigen typischen Diesel-Geräuschen, aber die „Emozione“ des Spider geht beim Selbstzünder ein wenig verloren.

Dafür freut man sich, mal in einem Spider zu sitzen, bei dem die Tankanzeige nicht schon nach 50 Kilometern in nervöse Zuckungen gerät. Während seine Benziner-Brüder die Pulle selten absetzen (mit dem V6 verbrauchten wir bei Stadtfahrten rund 20 Liter), gibt sich der Diesel genügsamer. Den von Alfa mit 6,8 Litern angegeben Durchschnittsverbrauch können wir allerdings nicht ganz nachvollziehen. Unser Testwagen verbrauchte laut Bordcomputer - bei nur zum Teil flotter Fahrweise – mehr als neun Liter.

Mit dem Exclusive-Paket ist der Spider gut ausgestattet, bringt unter anderem eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, CD-Radio, elektrisch verstell- und anklappbare Außenspiegel, Tempomat, Sitzheizung, Licht- und Regensensor sowie feines Leder und viel gebürstetes Aluminium mit. Das elektrische Verdeck ist schon in der Basisversion serienmäßig, lässt sich aber nur im Stand bedienen. Platz bietet der Spider reichlich. Groß gewachsene Fahrer allerdings können den Sitz nicht weit genug nach unten verstellen.

Unterm Strich bleibt die Frage, ob sich ein Diesel als klassischer Langstrecken-Motor in einem Freizeit-Auto wie dem Spider durchsetzen wird. Alfa Romeo geht davon aus, dass sich etwa 16 Prozent der Käufer für einen Diesel entscheiden werden – ein geringer Anteil, verglichen mit anderen Fahrzeugsegmenten. Drei Viertel aller Spider-Fans werden nach Einschätzung der Italiener den 185 PS starken Vierzylinder wählen, nur jeder zehnte den V6. Warten wir es ab. Denn abgesehen vom Motorsound bietet der Selbstzünder keinen Deut weniger Fahrspaß als die Benziner – und verursacht keine Tränen an der Tankstelle.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-24

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