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Testbericht

Jürgen Wolff, 10. März 2010
Länger ist er, breiter, komfortabler - und deutlich sparsamer. VW hat seinen Edel-SUV Touareg komplett überarbeitet. Und der V6-Diesel zeigt: Es muss nicht immer gleich ein Hybrid sein.

VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg ist mächtig stolz auf seinen neuen Großen: "Wir haben all unser Können und unsere ganze Leidenschaft hineingelegt." 2007 hatte der SUV aus Wolfsburg, der seit seiner Markteinführung fünf Jahre zuvor weltweit eine halbe Million Mal verkauft worden ist, zuletzt ein Facelift erhalten - nun war also eine komplette Überarbeitung fällig. Der neue Touareg sieht auf den ersten, flüchtigen Blick zwar immer noch aus wie der alte Touareg - doch er ist nicht nur unterm Blech ein deutlich weiterentwickeltes Auto: Größer und breiter, aber gleichzeitig auch leichter und sparsamer. Mit 4,795 Metern hat der Touareg in der Länge um 4,1 cm zugelegt und ist in der Breite um 1,2 cm auf 1,94 Meter gewachsen. Auch der Radstand ist um 3,8 cm auf jetzt 2,893 Meter geklettert. Gleichzeitig wurde er um 1,7 auf nun 1,709 Meter tiefer gelegt. "Niedriger", jubelt VW, "ist - bis auf den Porsche Cayenne - kein anderes SUV dieser Klasse." Das und eine aerodynamisch optimierte Front haben aus der fahrbaren Schrankwand von einst eine, nun ja, fahrbare Anrichte gemacht. Stemmte sich der sperrige Touareg der ersten Generation noch mit einem CW-Wert von 0,38 gegen den Fahrtwind, so sind es nun "nur" noch 0,35.

"Einen Quantensprung" gar sieht VW bei der Gewichtsersparnis des leer immer noch mindestens 2,1 Tonnen schweren SUV: Gegenüber dem vergleichbaren Vorgängermodell knappsten die Techniker 208 Kilogramm ab - trotz deutlich besserer Verwindungssteifigkeit. Das kombiniert mit ebenfalls optimierten Motoren, einer 8-Gang-Automatik und (beim V6-Diesel) einem serienmäßigen Start-Stopp-System - und der Lohn der Mühen ist die Reduzierung des Verbrauchs um bis zu einem Viertel. Nicht schlecht für ein Auto, das für viele zum Inbegriff des Spritfressers geworden ist. "Blau ist das neue Grün", propagierte VW-Chef Martin Winterkorn zwar bei der Vorstellung des Blue Motion-Touareg. Doch so richtig konsequent "blau" sind auch die Wolfsburger nicht bei dem Dreigestirn, das sie zum Verkaufsstart im April anbieten. Basismotorisierung ist dabei der TDI mit V6-Motor. Eine erste Ausfahrt zeigt schnell: Diese Weiterentwicklung des bisherigen 6-Zylinders liefert als Kraftquelle alles, was der Touareg braucht.

176 kW/240 PS Leistung holt er locker aus seinen drei Litern Hubraum, dazu ein Drehmoment von 550 Nm bereits ab 2000 U/min. und ein Sprintvermögen von 0 auf 100 km/h in 7,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 218 km/h - es gibt weder im Gelände noch auf Asphalt kaum eine Situation, in der das nicht völlig ausreicht. Beim Überholen zieht der Diesel-Touareg munter vorbei, am Berg zeigt er keinerlei Schwächen und selbst beim Schleichgang im Gelände kraxelt er mit unaufgeregter Zähigkeit über Schotterhügel und durch tiefe Schlaglöcher. Dazu läuft der Diesel leise, vibrationsarm und selbst im kalten Zustand praktisch ohne vernehmbares Nageln. Zumindest nach DIN macht der V6 auch an der Tankstelle Freude: 7,4 Liter je 100 km haben die Techniker auf dem Prüfstand gemessen - satte 1,9 Liter weniger als beim gleich starken Vorgänger. Damit liegt der einst als klassischer Säufer verschriene Touareg zum Beispiel fast schon auf der gleichen Ebene wie eine vergleichbar motorisierte und deutlich windschlüpfrigere aktuelle Diesel-E-Klasse von Mercedes. Der allradgetriebene 350 CDI mit 231 PS steht mit 7,0 Liter Diesel in der Liste. Der V8-Diesel, der beim neuen Touareg den bisherigen Zehnzylinder ersetzt, ist da eher die zweite Wahl: Mit 250 kW/340 PS ist er zwar auf dem Papier deutlich kräftiger als sein kleiner Bruder - aber nur wenige werden diese Kraft auch wirklich nutzen. 242 km/h Spitze und ein Spurt auf Tempo 100 in 5,8 Sekunden werden mit einem offiziellen Durchschnittsverbrauch von 9,1 Liter Diesel auf 100 km bestraft - und mit einem Basispreis von 70.800 Euro, 20.000 Euro mehr, als VW für den V6 aufruft.

Wer noch einmal mindestens 2.700 Euro drauflegt, kann sein grünes Gewissen künftig mit der Hybrid-Version des Touareg beruhigen. Emotionslos betrachtet ist der Hybrid allerdings wirklich nicht mehr als ein Feigenblatt fürs gut betuchte Ego - denn der V6 Diesel kommt zumindest bei den offiziellen Werten besser weg und bietet kaum weniger Fahrspaß. Die 40 PS, die der Hybrid mehr an Systemleistung bringt, merkt man auf der Straße kaum. Dafür aber schluckt er mit 8,2 Liter Super mehr und teureren Sprit als der kleine Diesel - und emittiert mit 193 g/CO2 pro Kilometer kaum weniger. Man muss da schon ziemlich viel Kilometer runter reißen, bevor man die Mehrkosten von rund 23.000 Euro zum V6 eingefahren hat. Immerhin stimmen die technischen Eckdaten des Hybrid: V6 TSI Benzinmotor mit 333 PS Leistung, dazu der E-Motor mit 37 PS. Bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h kann er rein elektrisch fahren, mit einer maximalen Reichweite von zwei Kilometern. Beim Bremsen wird die Batterie wieder geladen. Wird kein motorischer Vortrieb benötigt, mutiert der Hybrid-Touareg zum angenehmen Gleiter. Es macht einfach was her, mit 120 km/h über die Autobahn zu rollen, die Nadel des Drehzahlmessers auf 0 - und zu hören ist nur der Wind. Da der Touareg traditionell gerne als Zugfahrzeug für Boote, Pferde & Co. genutzt wird, hat VW auch das Hybridmodell für eine Zugkraft von bis zu 3,5 Tonnen ausgelegt. Die neue 8-Gang-Automatik, mit der die Wolfsburger ihr großes SUV serienmäßig ausliefern, schaltet passgenau. Die oberen Stufen sind vor allem als Spargänge ausgelegt. Der 8. Gang etwa reduziert die Drehzahl im Vergleich zum 6. um 34 Prozent.

Innen fällt der Touareg noch einmal größer, komfortabler und edler aus als sein Vorgänger. Der längere Radstand sorgt auch in der zweiten Reihe für ein sehr bequemes Sitzen, die Rückbank kann nun um 16 cm verschoben werden. Der Kofferraum hat ein Volumen von mindestens 520 Litern, nach dem Umklappen der Rückbank stehen bis zu 1642 Liter zur Verfügung. Der Vorgänger bot mindestens 555 Liter, maximal kam er auf 1570 Liter. Auch im Gelände macht er nach wie vor eine gute Figur. Da wie üblich kaum ein Touareg tatsächlich regelmäßig über Stock und Fels geprügelt wird, die meisten sich eher durch den Großstadtdschungel kämpfenn, bietet VW ihn folgerichtig in zwei Versionen an. Schon die Normalversion kommt dank seines Offroad-Fahrprogrammes abseits asphaltierter Straßen gut zurecht und bringt eine Steigfähigkeit von 31º mit. Wer es härter braucht, der kann (ausschließlich übrigens für den V6 TDI) das Terrain-Tech-Paket (1900 Euro Aufpreis) ordern. Das verschafft dem Touareg dann unter anderem eine Steigfähigkeit von 45º. Die Aufpreisliste für Volkswagens Wüstenkrieger ist auch ohne die Offroad-Features wie gewohnt üppig - und gespickt mit zahlreichen technischen Innovationen. Dazu gehören ein nicht nur im Gelände sehr hilfreiches Rundumsystem von Kameras (Area View) ebenso, wie eine elektronische Ölstandsanzeige, ein großes Panoramadach, automatische Distanzregelung oder die Bi-Xenonscheinwerfer mit einer kameragesteuerten Fahrbahnausleuchtung. Wer kein Problem damit hat, für ein Auto mindestens 50.700 Euro anzulegen, der wird mit dem neuen Touareg V6 TDI eine gute Wahl treffen. Und mit einem ruhigeren Gewissen unterwegs sein als mit dem Vorgänger: VW hat den Verbrauch halbwegs in den Griff bekommen. Wer es besonders gut machen will, für den gibt es nun auch einen teuren, aber imageträchtigen Hybrid.

Quelle: Autoplenum, 2010-03-10

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