12neuwagen.de12gebrauchtwagen.de

Unsere Partnerseiten:

Testbericht

1. Oktober 2013
Mainz, 1. Oktober 2013 - Sommer 2008: Mit riesigem Aufwand wird die Weltpremiere des Opel Insignia auf der London Motor Show zelebriert. Seit gut fünf Jahren gibt es die Messe nicht mehr, dafür aber die Marke Opel. Und daran hat auch das Mittelklassemodell seinen Anteil: Mehr 600.000 Fahrzeuge liefen seit 2008 in Rüsselsheim vom Band, davon 132.000 für den deutschen Markt. Jetzt hat Opel dem Insignia ein größeres Lifting verpasst. Hat sich die Kur gelohnt? Diskreter Charme Gezielt hat Opel an den häufig kritisierten Schwachstellen des Insignia angesetzt. Die Optik gehörte eher weniger dazu. Und so hielt man sich in diesem Bereich auch zurück. Trotzdem zeigen geschickt angebrachte Chromzierleisten und geänderte Leuchten, dass hier ein "neues" Modell steht. Gekonnt schafft Opel den Spagat zwischen Mikro-Lifting (wie beim 5er-BMW) und massiver Nasen-OP (wie bei der Mercedes E-Klasse). So haben beide etwas davon: der Neuwagenkunde und die bisherigen Insignia-Besitzer. Gar kein schräger Typ Für unsere Testfahrt krallen wir uns die Fließheck-Version. Richtig gehört, bei Opel gibt es noch das gute alte Schrägheck mit großer Heckklappe. Und gerade beim Insignia macht es eine richtig feine Figur. Speziell mit 20-Zoll-Felgen und Metallic-Lackierung könnte man beinahe vom "Facharbeiter-Sportback" sprechen, so scharf sieht das seitliche Profil dann aus. Klar, die Sicht nach hinten ist mau, das ist sie aber auch beim Kombi. Und der bietet kaum mehr Platz: 530 bis 1.470 Liter passen ins Fließheck, das sind nur zehn respektive 60 Liter weniger. Die Zeiten der unendlichen Weiten eines Opel Omega Caravan sind schon lange vorbei. Übrigens ist der Fließheck-Insignia keineswegs ein Außenseiter im Programm: Ein gutes Fünftel aller Kunden wählt ihn.
Ich wähle AGR! Doch egal, welche Karosserieform man wählt: Ein radikales Raumwunder à la Skoda Superb ist der Insignia nicht. Im Fond geht das Platzangebot in Ordnung, doch auf dem Fahrersessel sitzen insbesondere lange Zeitgenossen durch die wuchtige Mittelkonsole zu eingemauert und dazu mit stark angewinkelten Beinen. Immerhin sind die unbedingt empfehlenswerten AGR-Sitze nach wie vor höchst bequem. (AGR ist keine Splitterpartei, sondern steht für "Aktion gesunder Rücken".) Eine gehörige Mitschuld an der misslichen Lage hat das stets zu tief platzierte Lenkrad. Hier sollte es dringend eine höhere Position geben. Apropos Höherpositionierung: Bei der Verarbeitung und den Materialien hat sich Opel spürbar Mühe gegeben. Macht der Monitore Mein Blick schweift zunächst über die Instrumente, dort wird auf Wunsch ein Acht-Zoll-Display eingebaut. Dann strahlt hier der LED-animierte Tacho mit Informationen des Bordcomputers um die Wette. Sieht toll aus, keine Frage, aber die 235 Euro Aufpreis müssen nicht sein. Zumal dazu zwingend das Neun-Zoll-Multimediasystem in der Mittelkonsole gehört und ein einfacherer Bordcomputer immer serienmäßig ist. Womit wir schon bei einem der zentralen Punkte wären: Legionen von Kritikern hatten in den vergangenen Jahren die mit Knöpfen übersäte Mittelkonsole kritisiert. Jetzt handelt Opel und entschlackt diesen Bereich deutlich. Egal ob das Standardradio mit 4,2-Zoll-Farbdisplay oder die schon erwähnte Neun-Zoll-Lösung gewählt wird: Über dem Bildschirm befinden sich nur der Warnblinker und wenige Tasten für Assistenzsysteme. Unter dem Bildschirm liegen unter anderem der Lautstärkeregler und die "Hauptschalter" für die Wahl der Medienquelle. Mit etwas Abstand weiter unten befindet sich schließlich der Bereich der Klimatisierung. Das ist auch gut so, denn diese Tasten werden im Autofahreralltag mit am häufigsten bedient. Finger-Hakeln Die Aufteilung ist deutlich klarer, allerdings machen 17 (!) Tasten am Lenkrad den Vorteil teilweise wieder zunichte. Eingewöhnung braucht es also immer noch, wie ich auch bei der Bedienung des Neun-Zoll-Touchscreens bemerke. Oft muss man den Finger mit Schmackes draufdrücken, ehe sich etwas tut. Kein Vergleich zum Smartphone, doch das ist laut Opel auch so gewollt. Dann lieber das Touchpad zwischen den vorderen Sitzen nutzen. Damit geht es flüssiger, doch die möglichen Wischbewegungen mit eins, zwei oder gar drei Fingern bedürfen der Übung. Besser wäre es, wenn etwa die Kartenansicht direkt auf dem Bildschirm mit zwei Fingern verkleinert oder vergrößert werden könnte. Sehr gut gelungen ist die Anbindung ans Smartphone, um etwa von dort Musik einzuspielen. Auch Apps zum Wetter oder für Internetradio können so auf dem Bildschirm angezeigt werden. Nebenbei ersetzt das Handy die Bedienungsanleitung: Einfach mit der Kamera den gewünschten Bereich einscannen und die Erklärung kommt per so genannter "Augmented Reality".
Mehr als nur heiße Luft Doch selbst wenn Sie nicht auf Augmented-Dingsbums oder Handy-Gedöns stehen, ohne einen Motor geht es auch im Insignia nicht voran. Wenig Neues gibt es im Diesel-Bereich, hier knackt das kleinste Aggregat mit 120 PS mit 99 Gramm eine magische Marke. Interessanter ist die Benziner-Fraktion: Einstiegsaggregat ist jetzt der 1.4 Turbo mit 140 PS, darüber rangieren zwei so genannte SIDI-Turbos mit 170 und 250 PS. Als "Big Block" wütet schließlich im Insignia OPC ein aufgeladener 2,8-Liter-V6. Für die Testfahrt mit dem "Facharbeiter-Sportback" (Sie wissen schon!) reicht uns der 1.6 SIDI mit 170 PS. Er hält sich dank zweier Ausgleichswellen akustisch angenehm zurück und zieht ohne spürbares Turboloch hoch auf Autobahntempo. Das unterstreichen die nackten Zahlen: Schon bei 1.650 Umdrehungen stehen bis zu 280 Newtonmeter auf der Kurbelwelle bereit. Schön entspannt Unterstützt wird das gelassene Fahrgefühl durch den adaptiven Tempomaten. Zwischen 25 und 180 km/h bremst und beschleunigt er automatisch, falls ein Automatikgetriebe mitarbeitet, wird sogar bis zum Stillstand gestoppt. Standardausrüstung ist ein Sechsgang-Schaltgetriebe. Es gefällt mit kurzen Wegen, ist bisweilen aber einen Tick zu unpräzise. Das Sahnestück des Insignia ist nach wie vor das Fahrwerk: Selbst mit den erwähnten 20-Zöllern im Radhaus rollt der Wagen komfortabel ab. Wer es noch einen Hauch geschmeidiger mag, ordert das optionale Flexride-Fahrwerk mit elektronischer Dämpferregelung. Schade nur, dass die Lenkung eine Spur zu weich ist und zu wenig Rückmeldung bietet. Rabatt? Nicht nötig! Aber all das lässt sich durchaus verschmerzen, zumal der Preis sensationell ist. Der neue Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hat richtig erkannt, dass Mega-Rabatte der Marke Opel schaden und deshalb die Preise schon ab Werk eingedampft. Ein echter Schnapper ist die so genannte "Business Edition": Hier sind das große Navi, Parkpiepser vorne und hinten, der AGR-Fahrersitz und eine Sitzheizung vorne serienmäßig. Hinzu kommt eine Ein-Zonen-Klimaautomatik für insgesamt 26.620 Euro. Zur besseren Einordnung: Eine vergleichbar ausgestattete VW Passat Limousine 1.4 TSI mit 160 PS kostet über 7.000 Euro mehr. Dafür gibt es bei Opel viele schöne Insignia-Extras. Mein Tipp: elektrisch anklappbare Außenspiegel (das Ding ist ziemlich breit), der Heckscheibenwischer, die Frontkamera mit der Abstandsregelung, eine Rückfahrkamera, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Nebellampen und zu guter Letzt 17-Zoll-Alus. Macht unter dem Strich 29.860 Euro. Und gespartes Geld für einen schönen Urlaub.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Benziner mit Turboaufladung und Direkteinspritzung
Hubraum:1.598
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:125 kW (170 PS) bei UPM
Drehmoment:260 Nm bei 1.650 - 4.250 UPM
Preis
Neupreis: 26.620 € (Stand: Oktober 2013)
Fazit
Operation gelungen: Mit dem Lifting hat Opel den Insignia sowohl außen wie auch innen gezielt verbessert. Auch in Sachen Assistenzsysteme wurde anständig nachgelegt, beim Infotainment, Lenkung und Getriebe könnte noch etwas Feinschliff nicht schaden. Als einziges gravierendes Problem bleibt das Image. Jede Wette: Stünde VW im Grill, würden alle dieses Auto bejubeln. Andererseits wäre der Insignia dann wohl nicht so günstig. Wer sich aus Markengetue nichts macht, bekommt für relativ wenig Geld einen schicken Wagen mit ordentlicher Ausstattung. Es lohnt sich wieder, einen Opel zu kaufen. + geräumiges Fließheck, komfortables Fahrwerk, günstiger Preis - schlechte Übersicht, etwas ungenaue Schaltung
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2013-10-01

Getestete Modelle
Ähnliche Testberichte
Autoplenum

Autoplenum, 2020-01-09

Facelift für den Opel Insignia - Ganz ohne StromFacelift für den Opel Insignia - Ganz ohne Strom
Ganz ohne Strom Facelift für den Opel Insignia Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum
3.5 von 5

Autoplenum, 2018-11-21

Opel Insignia Sports Tourer 1.6 DIT - Das passtOpel Insignia Sports Tourer 1.6 DIT - Das passt
Opel setzt beim Insignia die Hebel an den richtigen Stellen an: Neben einem neuen Motor wird auch das Infotainment mo...Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum
3.5 von 5

Autoplenum, 2018-11-20

Fahrbericht: Opel Insignia Grand Sport 1.6 Turbo - Schnel...Fahrbericht: Opel Insignia Grand Sport 1.6 Turbo - Schneller venetzt
Schneller venetzt Fahrbericht: Opel Insignia Grand Sport 1.6 Turbo Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum
4.0 von 5

Autoplenum, 2017-08-02

Test: Opel Insignia Grand Sport 1.5 DIT - Geschmeidiger G...Test: Opel Insignia Grand Sport 1.5 DIT - Geschmeidiger Gernegroß
Geschmeidiger Gernegroß Test: Opel Insignia Grand Sport 1.5 DIT Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum
4.0 von 5

Autoplenum, 2017-07-18

Opel Insignia GSi - Goodbye OPCOpel Insignia GSi - Goodbye OPC
Opel zeigt auf der IAA eine Sportversion des Insignia und beerdigt damit erst einmal das OPC-Signet. Das neue Topmode...Ganzen Testbericht lesen