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Testbericht

Stefan Grundhoff, 2. Oktober 2012
Der nächste Winter kommt bestimmt und der nasse Herbst klopft bereits an die Tür. Der richtige Zeitpunkt für eine Ausfahrt im Ferrari FF.

Wintertauglicher ist ein Ferrari nie gewesen. Während viele Luxushersteller PS-starke SUV bereits ins Modellprogramm aufgenommen haben oder wie Lamborghini, Bentley und Rolls-Royce zumindest angestrengt darüber nachdenken, geht man in Maranello den Weg der kleinen, schnell realisierbaren Schritte. Auch die Norditaliener haben verstanden, dass ohne Allradversionen auf manchen Märkten nichts mehr zu holen ist. Auch wenn ein Sport-Crossover noch Zukunftsgedankenspiele sind, die im Fiat-Konzern zumindest zunächst allein von Maserati mit dem geplanten Kubang auf Plattform des Jeep Grand Cherokee abgedeckt werden, zeigt Ferrari mit dem FF einen viersitzigen Sportwagen wie noch keinen zuvor.

Das Design als Shooting Brake ist allemal polarisierend. Die Front stimmig, das Heck schmuck, aber wild zerklüftet. Die restlichen Dreingaben sind typisch Ferrari: lange Haube, Front-Mittel-Motor, langer Radstand, muskulöse Formen. Der 4,91 Meter lange Ferrari FF bietet Platz für vier Personen, die zumindest im Fond jedoch nicht von hühnenhaftem Wuchs sein sollten. Zwei größere Kinder oder Damen von zierlicher bis mittlerer Statur können hier sitzen - mehr nicht. Zwar ist über dem Scheitel genug Platz, doch die Beinfreiheit ist dünn. Es ist mehr der 450 Liter große Laderaum, mit dem Ferrari punkten will. Wer die beiden Einzelsitze im Fond ganz oder die Durchlade in der Mitte umlegt, kann große Gegenstände, ja sogar die Skiausrüstung einladen.

Die gute Nachricht für alle glühenden Ferrari-Liebhaber: der FF hat nicht nur einen grandiosen Zwölfzylinder mit 6,3 Litern Hubraum und 660 PS, sondern auch einen variablen Allradantrieb. Die letzten Kilometer den Berg hinauf zum winterlichen Hotel oder der Skihütte sind nunmehr auch mit dem gelben Pferdewappen auf den Flanken machbar - zumindest wenn es gelingt, die zwei Tonnen Leergewicht in Abstimmung mit besagten 660 PS im Zaum zu halten. Doch es muss nicht immer Schnee sein. Bei dieser Leistung bietet der Allradantrieb, dessen Vorderachskraftfluss sich bei höheren Geschwindigkeiten spurlos verabschiedet, gerade auf Landstraßen nennenswerte Traktionsvorteile. In Verbindung mit breiten Pneus bringt der Norditaliener die 486 kW / 660 PS und 683 Nm (bei 6.600 U/min) beeindruckend souverän auf die Fahrbahn.

0 auf Tempo 100 in 3,7 Sekunden, bis 200 km/h in gerade einmal elf - das ist beinahe zu spektakulär wie die Höchstgeschwindigkeit von 335 km/h, die jeden Porsche Panamera nur traurig am Straßenrand verhungern lässt. Beim FF geht es wie bei allen Ferraris um Leistung, Geschwindigkeit und Luxus. Niemand interessiert sich nennenswert für den in Aussicht gestellten Normverbrauch von 15,4 Litern, Super, der durchaus zu realisieren ist. Am Steuer zeigt sich schnell, dass der FF ein wahrer Ferrari ist. Die Lenkung ist messerscharf und das Fahrverhalten selbst auf schlechter Fahrbahn ein Genuss. Sein üppiges Gewicht kann der Vier-Platz-Sportler jedoch weder mit seinem grandiosen Klang, noch seinen schier unendlichen Leistungsreserven überspielen.

Das siebenstufige Doppelkupplungs-Getriebe stammt vom Ferrari 458, kann jedoch nicht so begeistern wie dort. Besonders der Automatikmodus, der für einen Luxus-Shootingbrake, der zumeist erwählte Betriebszustand sein dürfte, kann im Komfortbereich nicht vollends überzeugen. Hier sind die Gangwechsel in den nächst niedrigen Gang oftmals ruckelnd zu spüren. Im manuellen Modus sieht es besser aus und der Ferrari FF präsentiert seine echten Sportwagengene. Dabei wird ein Teil der Motorleistung nur dann an die Vorderräder übertragen, wenn die Leistung nicht komplett per Hinterachse auf den Asphalt gebannt werden kann. Zu zusätzliche Traktion und Agilität sorgt die elektronische Differential an der Hinterachse, dass die Motorleistung bei Kurvenfahrt flexibel auf linkes und rechtes Rad verteilt.

Der Innenraum bietet abgesehen von den zwei zusätzlichen Einzelsitzen im Fond den bekannten Ferrari-Charme. Die Sitze sind gut, könnten jedoch noch etwas tiefer sein und noch mehr Seitenhalt bieten. Das Ferrari-Steuerrad aus Kohlefaser mit bekannten Modulen wie dem Starterknopf und dem Manettino, über den die verschiedenen Fahrmodi anzuwählen sind, bekam noch weitere Dreingaben wie zwei Taster für die Blinkerbedienung und einen Schalter für die Scheibenwischer. Wohl etwas zu viel des Guten - doch man gewöhnt sich daran ebenso wie an die mäßige Multifunktionsbedienung für Bordcomputer, Fahrprogramme und weitere Informationen über dem linken Knie. Ergonomisch ist anders. Billig und alles andere als überzeugend zeigt sich das Bildschirmnavigationssystem, das man sich kurzerhand von der Konzernschwester Chrysler ausgeborgt hat. In der Klasse eines 260.000-Euro-Autos würde man etwas Besseres erwarten - etwas viel besseres. Eine nette Idee ist das zusätzliche Informationsdisplay für den Beifahrer. Da gefallen die Laufruhe und die durch das Doppelglas eingedämmte Geräuschkulisse schon eher. Der Ferrari FF ist ein exzellenter Reisetourer mit echten Langstreckenqualitäten. Selten ist man mit 660 PS so lässig unterwegs gewesen. Und selten hat man für so viel Fahrspaß 258.200 Euro bezahlen müssen - typisch Ferrari.

Quelle: Autoplenum, 2012-10-02

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