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Testbericht

Jürgen Wolff, 6. Dezember 2010
Schluss mit Wild West: Der Nachfolger des Hyundai Tucson heißt wenig prosaisch ix35 und fügt sich so in die neue Nomenklatur der Koreaner. Er ist größer, stärker, komfortabler - und hat kaum Schwächen.

Nach echten Schwächen sucht man vergeblich - mit dem ix35 hat Hyundai einen rundum gelungenen SUV auf die Räder gestellt. Der Nachfolger des vor sechs Jahren eingeführten und zuletzt etwas altbackenen Tucson bietet allenfalls Erbsenzählern noch ein paar Gründe zur Kritik. Ein bisschen zu viel Hartplastik im Innenraum, eine teils fummelige Einstellung für die Sitzeinstellung, zu wenig Rückmeldung und Präzision der Lenkung, zu niedrige Kopfstützen hinten - man muss schon ziemlich suchen, bis man als berufsbedingter Misanthrop fündig wird. Nach dem rundlichen Tucson haben Hyundais Designer dem ix35 eine moderne Optik verpasst - ganz klar ein SUV, aber dank des Schwungs in Dach- und Fensterlinie auch ein Hauch von Coupé. Das modisch leicht nach hinten abfallende Dach sorgt dann allerdings auch dafür, dass es in der zweiten Reihe über den Köpfen der Passagiere etwas enger zugeht.

Ansonsten aber ist "Platz" ein gutes Stichwort, wenn es um den Mittelklasse-SUV der Koreaner geht. Platz zum bequemen Ein- und Aussteigen bieten schon die großen und weit öffnenden Türen vorne und hinten. Keyless-Go gibt es als Option, gestartet wird per Knopfdruck. Platz zum Leben finden vor allem die Passagiere vorne: Nach oben, zur Seite - man fühlt sich nie beengt. Mit 4,41 Metern Länge, einer Breite von 1,82 Metern und einem Radstand von 2,64 Metern - der Tiguan von Volkswagen hat da sehr offensichtlich die Maße mit vorgegeben. Nur beim Laderaum kann der Hyundai den Vergleich nicht ganz bestehen - ins Heck passen normal 465 Liter, nach dem Umklappen der im Format 60:40 geteilten Rückbank sind es bis zu 1436 Liter (Tiguan: 505 bis 1510 Liter). Dennoch bleibt der ix35 damit im normalen Bereich seiner Fahrzeugklasse.

Die Rückbank selbst lässt sich einfach und ohne viel Kraftanstrengung sowohl vom Fahrgast- als auch vom Kofferraum her klappen. Stichwort "klappen": Die Heckklappe schwingt ohne viel Kraftanstrengung so weit nach oben, dass auch größer gewachsene Mitteleuropäer ohne Gefahr darunter passen. Die Ladeöffnung ist schön groß, eine Bordwand, über die das Ladegut gehievt werden müsste, gibt es nicht. Das Format des Kofferraums selbst ist weitgehend quadratisch, praktisch, gut - auch, wenn die Radkästen ein gutes Stück hinein ragen. Was fehlt sind allenfalls Netze oder Kuhlen, in denen man den Kleinkram rutschsicher verstauen kann. Wer vorne einsteigt, dürfte sich schnell wohl fühlten: Ein wenig viel Hartplastik vielleicht noch, aber ansonsten angenehme Materialien, dezente Farbzusammenstellungen, eine ausgezeichnete Verarbeitung. Das Lenkrad lässt sich in zwei Achsen verstellen, die Vordersitze sind weit nach hinten verschiebbar - auch große Zeitgenossen haben keine Mühe, die optimale Sitzposition zu finden. Die Sitze selbst sind eher straff und trotzdem bequem auch für entspannte lange Strecken, könnten aber ruhig noch etwas mehr Seitenhalt vertragen.

Ein paar der Schalter am Armaturenbrett werden vom Lenkrad verdeckt - aber was man an Instrumenten ständig im Blick haben sollte, ist gut und ohne Verrenkungen einsehbar. Das Navigationssystem ist über Tasten am Lenkrad und den berührungsempfindlichen Bildschirm zu bedienen - Stichwort: Fettfinger. Generell ist der ix35 ohne lange Einarbeitung weitgehend intuitiv bedienbar. Reichlich Ablagen bekommt man als Zugabe mit. Die Sicht nach hinten ist beim Hyundai ix35 eher bescheiden - was sich vor allem beim Einparken und Rechtsabbiegen negativ bemerkbar macht. Abwärts vom Heckfenster mag vom Blumenkübel bis zu spielenden Kindern so ziemlich alles sein - der Fahrer kann es gar nicht sehen. Und Fahrradfahrer haben dank der breiten C- und D-Säulen ebenfalls gute Chancen, übersehen zu werden. Da helfen auch die großen Seitenspiegel nicht viel weiter. Der Parkassistent, der mit gut 800 Euro in der Aufpreisliste steht, ist also in jedem Fall eine gute Wahl. Ansonsten aber hat man durch die SUV-typisch hohe Sitzposition eine ausgezeichnete Übersicht über das Verkehrsgeschehen voraus.

Wer will, kann sich das Fahren mit diversen elektronischen Hilfsmitteln erleichtern. Bergan- und -abfahrhilfe etwa gibt es serienmäßig, ebenso und unter anderem beheizbare Außenspiegel. Wer mehr will, der findet in der Aufpreisliste Helferlein wie Licht- und Regensensor, Reifendruckanzeige, Tempomat oder elektrisch klappbare Außenspiegel. Der kleinere der beiden verfügbaren Dieselmotoren reicht völlig, um mit dem gut 1,6 Tonnen schweren SUV flott und nervenschonend voran zu kommen. Der vibrationsarme Selbstzünder liefert aus seinen vier Zylindern mit zusammen 1995 cm³ Hubraum ein Drehmoment von 320 Nm ab und eine Leistung von 100 kW/136 PS. Der permanent über alle vier Räder angetriebene ix35 schafft damit den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in 11,3 Sekunden - ein ordentlicher Wert, bei dem man subjektiv nie das Gefühl hat, schieben zu müssen. Auffahrt zur Autobahn, Überholen auf der Landstraße, Anstiege am Berg - man ist kaum je mal untermotorisiert. 181 km/h als mögliche Höchstgeschwindigkeit reichen auf Deutschlands Autobahnen für den Alltag allemal.

Dazu kommt: Der ix35 erzieht zum entspannten Fahrstil. Nagelig laut wird der Motor nur die ersten Minuten nach einem Kaltstart - danach hält er sich sehr dezent zurück. Entsprechen leise geht es im Innenraum auch bei flotter Fahrt zu. Der Diesel ist so elastisch, dass er sich sehr schaltfaul fahren lässt. Lohn der Entschleunigung: Man kommt in der realen Welt dort draußen durchaus gut mit 6,5 Litern Diesel je 100 km klar. Hyundai selbst gibt einen Normverbrauch von - wie üblich illusionären - 5,7 Litern an und einen offiziellen CO2-Ausstoß von 149 g/km. Das handgeschaltete 6-Gang-Getriebe passt gut zum Motor. Die Schaltung flutscht leicht durch die Kulisse. Gewöhnungsbedürftig ist die Empfehlungsanzeige für die Wahl des "richtigen" Ganges. Sie ist vor allem auf Spritsparen getrimmt - wer nach dem Gehör und dem Gefühl im verlängerten Rücken schaltet, der muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass sein Hyundai ihm in der Regel erschreckend niedrige Drehzahlen ans Herz legt. Man weiß zwar rational genau, dass der Motor das ohne Probleme aushält - wird gleichzeitig aber das unterschwellige Gefühl nie so richtig los, dass es das Aggregat gleich auseinanderbröselt.

Vom Fahrverhalten her zeigt sich der Hyundai-SUV als weitgehend sichere Bank. Er folgt spurstabil dem vorgegebenen Kurs, läuft auch folgsam um die Kurven. Wer es darauf anlegt, der kann den SUV allerdings auch zu einem so herzhaften Untersteuern treiben, dass sein ESP schon etwas Mühe hat, den Ausbrecher weder einzufangen. Trotzdem braucht es einiges an Fliehkräften, um den ix35 dahin zu treiben. Ab 25.890 Euro kostet der Hyundai ix35 in der bereits gut ausgestatteten Basisversion. Wer - meist paketweise - aufrüstet, der hat keine Probleme, ihn auch deutlich über die 30.000er-Grenze zu liften. Nebelscheinwerfer etwa kosten extra (190 Euro), ein Navigationssystem sowieso (1720 Euro), Parkassistent (820 Euro) oder Klimaautomatik (ab Style-Paket). Damit ist der ix35 zwar in seinem Segment am unteren Rand der Preisspanne - aber auch längst kein Schnäppchen mehr. Sein Schwestermodell Kia Sportage ist mit 25.600 Euro Basispreis nahezu identisch ausgezeichnet, den vergleichbar motorisierten Skoda Yeti gibt es ab 27.590 Euro. Der VW Tiguan und der Ford Kuga mit 140 Diesel-PS bedient bei rund 29.000 Euro Basispreis das obere Ende der Preisskala.

Quelle: Autoplenum, 2010-12-06

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