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Testbericht

Marcel Sommer, 3. August 2012
Der dreitürige Hyundai Veloster polarisiert durch sein Erscheinungsbild, lässt jedoch auf den zweiten Blick noch einige Wünsche offen.

Was haben ein Lieferwagen, ein VW Bus und der Hyundai Veloster gemeinsam? Richtig, jeder von ihnen hat drei Einstiegstüren, eine links und zwei rechts. Das war es aber eigentlich auch schon. Abgesehen von den vier gummierten Rädern, wovon nur die beiden vorderen für den Vortrieb zuständig sind, zeichnet sich der kleine Polarisationsmeister aus Südkorea besonders mit seiner reinen Städtetauglichkeit aus - nicht mehr aber auch nicht weniger.

Der von außen recht eigenwillig, aber durchaus dynamisch und sportlich auftretende Hyundai lässt beim bloßen Blick auf seine auf Wunsch grell-orange Außenhaut auf ein ebenfalls sportliches Innenleben hoffen. Für die Erkenntnis, dass er tatsächlich auf der sicheren rechten Seite, da diese ja dem Bordstein am nächsten ist und sich somit angenehmer zum Be- und Entsteigen eignet, eine zusätzliche Tür hat, benötigen die meisten Zuschauer im Übrigen erst ein paar Augenblicke. Denn anders, als von einer normalen Tür gewohnt und wie es auch beim Veloster in zweifacher Ausführung der Fall ist, befindet sich der Türgriff nicht in der lackierten Fläche, sondern hinten oben rechts auf der Schulter des kleinen, zumindest optisch mit Muskeln bepackten Wagens.

Dieses Muskelspiel scheint bei dem ab 21.600 Euro erhältlichen Veloster sowohl beim Außen- als auch beim Innendesign eine übergeordnete Rolle gespielt zu haben, da er auch innen wie ein echter Sportler anmutet. Besonders ins Auge fallen die Innenseiten der beiden vorderen Türen. Hier erreicht die dynamische Linienführung ihre Grenzen - viel mehr geht nicht. Leider spielt beim Veloster eine ganz andere Grenze eine noch viel gewichtigere Rolle, nämlich die der Größe der Mitfahrer. Sollten sich mehr als eine Person für eine Mitfahrt im schicken Hyundai anmelden, sollten diese deutlich unter 1,85 Meter in der Länge messen. Dem designverschuldeten Platzmangel auf der hinteren Sitzbank sei Dank.

Doch dies ist nicht der einzige Nachteil des von außen so potent wirkenden Auftretens. Die Sicht zu den beiden hinteren Flanken ist nicht nur eingeschränkt, sie ist gleich null. Gleich eins ist die Motorenauswahl. Der Fronttriebler wird nämlich bis heute, unabhängig vom Ausstattungsniveau, ausschließlich als 1.6 GDI angeboten. Wer jetzt glaubt, dass es sich hier um ein Drehmoment starkes 1,6 Liter großes Dieselaggregat handelt, der irrt gewaltig. Den Veloster, der sich zwischen dem i30 und dem i40 einreiht, ist bis heute ausschließlich mit einem 103 kW/140 PS leistenden Benzinmotor erhältlich. Es darf zwar noch zwischen einem manuellen Sechsgang- und einem Automatikgetriebe sowie zwischen der Version Style und Premium gewählt werden, mehr ist aber nicht möglich.

Dabei würde dem von außen ja so sportlich wirkenden 4,22 Meter langen Hyundai ein durchzugsstärkerer Motor noch besser stehen, als der aktuelle. Ein 148 kW/201 PS starker Turbomotor wurde zwar Anfang des Jahres auf der Detroit Motor Show gezeigt, doch müssen sich Hyundaikunden vorerst nur mit dem 1.6 Benziner vergnügen. Natürlich reichen 140 PS sowie 167 Newtonmeter Drehmoment für die Stadt und selbstverständlich muss ein Auto nicht schneller als 201 Kilometer pro Stunde fahren können. Aber wer so laut hier schreit, wenn es um sportliches Auftreten geht, der sollte es dann auch bitte schön zeigen können. Hierzu gehört auch eine angemessene Sprintzeit von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde. Mit den 9,7 Sekunden des Vierzylinders dürfte bei keinem Sportwagen-Quartett auch nur ein Stich zu holen sein.

Wer jetzt sagt, dass der Weg zur Höchstgeschwindigkeit das eigentlich Schöne sein soll, dem sei gesagt, dass beim manuellen Schalten, egal in welchem Gang oder welcher Drehzahl sich das Getriebe befindet, ein Heraufschalten durch eine deutliche Beschleunigungspause untermalt wird. Bei einem Turbomotor würde hier der Begriff Turboloch fallen dürfen. Passend zur fehlenden Kraft mangelt es ihm zudem an einer rassigen Soundkulisse. Hier hätte Hyundai zugunsten des Fahrers ein wenig nachhelfen können. Der Spritverbrauch von gut sieben Litern auf 100 Kilometern wäre davon ja nicht beeinträchtig worden.

Und nicht nur bei der Sportwagen verwöhnten Männerwelt verliert der vollbesetzt 320 Liter Gepäck fassende Veloster bei näherer Betrachtung wertvolle Punkte. Damen, welche ihre Haarpracht mit einem Zopf zu zähmen versuchen, werden ob der in einem schlechten Winkel nach vorn reichenden Kopfstütze ebenfalls zumindest den einen Punkt bezüglich des Sitzkomforts auf der Negativseite ihres Für und Wider-Zettels vermerken. Hinzu kommt ein leichtes aber doch spürbares Versetzen bei schnell gefahrenen Kurven mit leichten Unebenheiten.

Um dies zu spüren darf vorausgesetzt werden, dass sich der 1,3 Tonnen schwere Veloster auf dem Weg von einem A zum vielleicht unbekannten B befindet. Wer sich in einem solchen Fall blind auf das Navigationsgerät, welches im Zusammenhang mit dem Technikpaket für 2.250 Euro in der Aufpreisliste geführt wird, kann nicht zu 100 Prozent sicher sein, dass er B zur erhofften Zeit erreicht. Nicht nur einmal bittet die Frauenstimme, unterstützt durch eine kleine Grafik auf dem sieben Zoll kleinen Display, um ein klassisches Wendemanöver, obwohl der Rest der Grafik, die Straßenführung und auch der Verstand für eine Geradeausfahrt sind. Aber so lange er gut aussieht, verzeihen ihm seine Kunden vielleicht auch diese Schwäche.

Quelle: Autoplenum, 2012-08-03

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