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Testbericht

Stefan Grundhoff, 21. März 2011
Sein wenig erfolgreiches Mittelklassemodell X-Type hat Jaguar in die Wüste geschickt. Ein Nachfolger ist bis dato noch nicht in Sicht. Bis Verstärkung folgt, soll es als Einstiegsmodell ein gezügelter XF 3.0 Diesel richten.

Wie gerne würde sich Jaguar einen Kuchen aus dem derzeit begehrten Mittelfeld abschneiden. Doch der Jaguar XF kämpft an sich mitnichten gegen BMW 3er, Mercedes C-Klasse und Audi A4, sondern sucht seine Gegner ein gutes Segment höher. Auch hier schlägt sich der indische Brite mehr als ordentlich, doch die Kundschaft von süddeutscher Konkurrenz wie 5er, A6 und E-Klasse ist noch schwieriger zum Fahrzeugwechsel zu bewegen als anderswo. Was Jaguar fehlt, ist ein stimmig-starker Nachfolger des ausgelaufenen X-Type. Die kleine Katze hatte sich seine Gene mit dem Vorgänger des aktuellen Ford Mondeo geteilt. Optisch und technisch war dem Einsteiger-Jaguar wenig vorzuwerfen, doch ein Volltreffer sieht anders aus. Besonders in Deutschland bekam der X-Type selbst da keine ernsthafte Chance, als so interessante Modellvarianten wie ein Allradler, der Kombi und eine Diesel-Automatikversion nachgezogen wurden.

Seit längerer Zeit geht es bei Jaguar erst mit dem Oberklasse-Modell XF los. Damit die Kunden bis zum Nachfolger eines X-Type nicht komplett zur Konkurrenz abwandert sind, hat Jaguar insbesondere sein Dieselangebot breiter aufgefächert. Aus dem 177 KW / 240 PS starken Dreiliter-Diesel wurde mittlerweile ein Selbstzünder-Triumvirat mit Leistungen von 211, 240 und 275 PS. Besonders der Einstiegsdiesel soll solche Kunden locken, die an sich eine Klasse darunter auf die Suche gehen und wohl bisher kaum einen Jaguar auf dem Einkaufszettel hatten. Insbesondere der Preis macht die Musik und so haben die Briten den Einstieg in die XF-Klasse knapp unter die magische 50.000-Euro-Marke gedrückt. Dafür gibt es beim XF Luxury etwas weniger Luxus und ein leichtes Minus an Leistung. Statt der sonst üblichen 240-Diesel-PS sollen beim XF-Einsteiger 155 KW / 211 PS reichen. Da in dieser Liga der Anteil an geleasten (Firmen-)Fahrzeugen überdimensional ist, macht das Leasing-Lockangebot noch mehr Lust auf den Einsteiger-Jaguar vom Typ XF 3.0 D Luxury. Mit 299 Euro Monatspreis liegt der elegante Brite auf dem Niveau von Fahrzeugen aus der Mittelklasse. 3er BMW, Audi A4 und Co sind auch kaum günstiger zu bekommen, obwohl die ein paar tausender weniger in der Anschaffung kosten.

Dafür gibt es einen ausgewachsenen Jaguar aus dem höherklassigen Segment und auch das ein oder andere Firmenleasing dürfte sich so abgreifen lassen. Wer sich für das Basismodell aus der XF-Reihe entscheidet, dürfte das nicht bereuen. Das Leistungsminus macht sich im Realbetrieb kaum nennenswert bemerkbar. In oberen Drehzahlbereichen hat der 240-PS-Diesel gegenüber dem 211-PS-Modell nur leichte Vorteile. So oder so schlägt sich der Dreiliter große Commonrail-Diesel vorbildlich. Das Geräuschniveau des 4,96 Meter langen Briten ist so niedrig, wie man es sich von einem Diesel in dieser Klasse wünscht und die Fahrleistungen geben ebenfalls kaum Anlass, sich für die größere Motorisierung zu entscheiden. Beide Dieselversionen mit 211 und 240 PS haben eine Spitzengeschwindigkeit von 240 km/h. Dass der stärkere XF den Imagespurt 0 auf 100 km/h mit 7,1 Sekunden spürbar schneller erledigt als der kleine Bruder (8,1 Sekunden) dürfte im Alltag niemandem nennenswert auffallen.

Der Grund hierfür ist das maximale Drehmoment, das von 500 auf 450 Nm reduziert wurde. Auch beim Verbrauch liegen beide Brüder gleichauf. Jaguar gibt mit 6,8 Litern Diesel auf 100 Kilometern einen Normverbrauch an, der sich in der Realität durchaus streifen lässt. Bei normaler Fahrweise und mit einigen längeren Autobahnpassagen liegt bei Hecktriebler bei gut acht Litern. Das dürfte gerne noch etwas weniger sein, ist aber angesichts von Dimensionen, Fahrzeugmasse und Winterreifen ein ordentlicher Wert. Wenn beizeiten in die XF-Modellreihe noch die nächste Generation der ZF-Getriebeautomatik mit Start-Stopp-Funktion Einzug hält, dürfte es zusammen mit einem regenerativen Bremssystem nochmals einen knappen Liter nach unten gehen.

Viel wichtiger dürfte für die Kunden jedoch sein, dass man nie den Eindruck hat, in einem 1,8 Tonnen schweren Sparmodell unterwegs zu sein. Gerade in Punkto Fahrdynamik muss sich der XF nicht verstecken. Trotz seiner Abmessungen und des klassenüblichen Gewichts wirkt er nie träge und überspielt jegliche Wankbewegungen bei schneller Gangart selbst im kurvigen Landstraßengeläuf gekonnt. Die Fahrwerksabstimmung ist dabei recht komfortabel, die Lenkung eine Spur zu leichtgängig und ein paar mehr Fahrerassistenzsysteme dürfte sich mittlerweile auch bis nach England und Indien herumgesprochen haben. Abstandstempomat, Rückfahrkamera und Totwinkelassistent sind nicht mehr als absolute Minimum, was angesichts der starken Konkurrenz verfügbar sein sollte. Immerhin gibt es Fahrspaß, einen ebenso hochwertigen wie großzügig dimensionierten Innenraum und eine sechsstufige Getriebeautomatik serienmäßig. Der 500 Liter große Laderaum lässt sich durch umlegen der Rückbank auf 923 Liter erweitern – das nächste Transport-Wochenende kann kommen.

Die Serienausstattung des Jaguar XF 3.0 Diesel Luxury ist üppig. Beheizbare Ledersitze, 18-Zoll-Alufelgen, Klimaautomatik und Soundsystem sind Serie. Auch beim Einstiegsmodell kommt man um Xenonlicht, Reifendruckkontrolle und Navigationssystem als Extras kaum herum. Das optionale Navigationssystem ist dabei eine der Schwachstellen des XF. Der Bildschirm ist im Vergleich zur Konkurrenz nicht nur von überschaubarer Größe, sondern auch der Touchscreen mit der stark verzögerten Bearbeitung und einer nicht mehr ganz standesgemäßen Menüführung sowie Kartendarstellung sind wenig eindrucksvoll. Unter dem Strich kostet ein Jaguar XF 3.0 Diesel Luxury mit standesgemäßer Ausstattung rund 54.000 Euro. Ein fairer Preis für ein ausgewogenes Auto. Von Sparmodell keine Spur. Wer noch weniger Jaguar möchte: ein Vierzylinder-Motor im Jaguar XF ist nur eine Frage der Zeit.

Quelle: Autoplenum, 2011-03-21

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