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Testbericht

3. August 2004
München, 3. August 2004 – Eigentlich sehen die Jaguar-Flaggschiffe seit ihrem Erscheinen 1968 auf den ersten Blick beinahe gleich aus. An der Form und an der Silhouette wurde nur wenig geändert. Design-Experimente sucht man hier zum Glück nahezu vergebens, nur Ende der 80er Jahre gab es einen kleinen Ausrutscher in Richtung Rechteck-Scheinwerfer. Aber das hat man bald wieder gelassen. Wir haben nun das aktuelle Einsteiger-Modell mit dem 238 PS starken V6 getestet. Vertrautes Vier-Augen-Gesicht Vorn gibt es ein beinahe traurig schauendes Vier-Augen-Gesicht mit einer markanten Kühler-Nase, die im Laufe der Jahre flacher und breiter wurde. Während die Designer andere Marken in dieser Klasse immer keilförmiger formten, um den Wind zu zerschneiden, hat der XJ seine Zacke in der Frontpartie dezent behalten. Unser Testwagen fällt vor allem wegen seiner wohl eher ungewöhnlichen Farbe auf. „Zirkon“ heißt die Lackierung unserer blau-grauen Eminenz. Viele Helferlein sorgen für Bequemlichkeit Genauso elegant wie die Erscheinung, zeigt die Limousine Manieren, wenn man Platz genommen hat und die Zündung einschaltet: Elektrische Helferlein rücken den Sitz in eine vorher gespeicherte Position, bringen das Lenkrad in die richtige Stellung und stellen die Pedalerie ein. Nicht nur der Chauffeur, auch der Selbstfahrer fühlt sich am Volant des großen Briten sofort wohl. Sitzriesen müssen zwar beim ersten Einsteigen Zeit investieren, um sich so bequem wie möglich zu platzieren. Doch dank mannigfaltiger Verstellmöglichkeiten von Sitz, Lenkrad, Pedalerie und der Oberschenkelauflage lässt sich die Position auf Knopfdruck leicht optimieren. Vom bequemen Sessel aus kann man den Rundblick im edlen Interieur schweifen lassen.

Wohliges Gefühl im Edel-Ambiente Edelholz und Leder an der Mittelkonsole und der Armaturentafel geben mehr als nur einen Hauch von Eleganz. Es ist das Feeling, in einem Salon zu sitzen als in einem Auto. Bei so einem wohligen Gefühl nimmt man gern in Kauf, dass die teils verstreute Anordnung der Bedientasten nicht bis ins Letzte logisch erscheint, oder dass der billige Zündschlüssel-Nagel von Konzernmama Ford auch beim Fiesta eingesetzt wird. Obwohl das überhaupt nicht zum Nobel-Jaguar passt. Automatische Parkbremse Die elektronische Parkbremse ist eine elegante Lösung für Fans einer Feststellbremse: Anders als bei einer schnöden Handbremse, die nach einem schnarrenden Hochreißen den Wagen zusätzlich sichert, genügt es beim XJ, ein Hebelchen in der Mittelkonsole sanft mit der Fingerkuppe zu liften. Ein leichtes Summen von den Bremsbacken sowie die obligatorische Kontrollleuchte quittieren den Vorgang. Wird der Wagen gestartet, löst sich die Bremse automatisch. Unauffälliger Antrieb Auch der Antrieb passt zum Luxus-Image des Briten: Leise und unauffällig verrichtet der 238-PS-Motor, übrigens der kleinste in der sonst V8-befeuerten XJ-Reihe, seinen Dienst. Erst bei sehr hohen Drehzahlen wird die Maschine laut. Nach einer Durchzugsschwäche bei niedrigen Touren schiebt der Sechszylinder den großen Jaguar ordentlich, aber nicht nennenswert agil voran. Dennoch beträgt die Spurt-Zeit auf Tempo 100 nur 8,1 Sekunden.

Cruisen ist angesagt In diesem Auto ist ohnehin Cruisen angesagt. Wer das beachtet, bekommt ein Reisegefühl, das eher mit Gleiten als mit Fahren zu tun hat. Ambitionierte Fahrer werden die etwas indirekte Lenkung und das sehr auf Komfort ausgelegte adaptive Luft-Fahrwerk bemängeln. DSP greift ein Schnelles Kurven-Wedeln mag die Luxus-Katze weniger gern und quittiert solches Ansinnen mit entsprechenden Neigungen seiner leichten Aluminium-Karosserie. Wer übertreibt, und gegen die Fliehkraft ankämpfen will, wird vom elektronischen Stabilitätsprogramm DSP schnell wieder auf den richtigen Weg gebracht. Fahrwerk senkt sich automatisch ab Auch bei hohen Geschwindigkeiten – immerhin sind 233 km/h Spitze drin – liegt der Brite nicht so satt auf dem Asphalt, wie man das von seinen deutschen Kollegen gewöhnt ist. Zwar senkt sich das Fahrwerk, bei dem coputergesteuert und unmerklich alle vier Dämpfer einzeln auf den Straßenzustand abgestimmt werden, ab 160 km/h automatisch um 15 Millimeter ab, aber dieser Umstand verhilft nicht zu Sportwagen-Qualitäten. Sanfte Automatik Die Sechsgang-Automatik ist ein Kapitel für sich: Im normalen Fahrbetrieb schaltet sie nahezu unmerklich sanft die Fahrstufen. Im Sport-Modus, der sich per Knopfdruck einschalten lässt, werden die Stufen erst bei höheren Drehzahlen gewechselt. In einer zweiten Schaltgasse kann der Fahrer per Wählhebel festlegen, bis zu welcher Stufe hochgeschaltet werden soll. Verspielte Naturen bekommen schnell heraus, dass man diese Funktion wie eine sequenzielle Handschaltung benutzen kann.

Über 13 Liter Bei unserem Test ermittelten wir einen Durchschnittsverbrauch von 13,2 Litern Super-Benzin. Jaguar beziffert diesen Wert mit 10,5 Litern.

Ab 59.900 Euro Der Einsteiger in die XJ-Reihe ist für einen Preis ab 59.900 Euro zu haben. Dafür gibt es ein dickes Paket an Extras obendrauf: Zur reichhaltigen Serienausstattung gehören unter anderem das adaptive Fahrwerk, die Luftfederung, das DSC und das Automatikgetriebe. Auch die Edelholzpaneele, die Lederausstattung, die Klimaautomatik und sechs Airbags sind mit an Bord. Verglichen mit der Konkurrenz ist das nicht mal teuer: Der Einstieg in die Mercedes S-Klasse gelingt ab 61.538 Euro, BMW will 61.500 Euro für den preiswertesten 7er haben und Audis A8 kostet ab 60.000 Euro. Die Lederausstattung ist übrigens bei allen Dreien aufpreispflichtig. Nur wenige Verkäufe Dennoch ist die britische Raubkatze eher ein scheues Exemplar der Gattung Auto: Im ersten Halbjahr 2004 wurden in Deutschland gerade mal 358 Stück neu zugelassen – im Vergleich zu jeweils über 3.400 Mercedes-, BMW- und Audi-Oberklassen.
Technische Daten
Motor Bauart:V-Sechszylinder, 24V
Hubraum:2.967
Leistung:175 kW (238 PS) bei UPM
Drehmoment:293 Nm bei 4.100 UPM
Preis
Neupreis: 59.900 € (Stand: Juli 2004)
Fazit
Insgesamt betrachtet ist die siebte Generation der XJ-Reihe ein wunderschönes Auto, das vor allem oder besonders wegen seiner Eleganz die Blicke auf sich zieht. Mit ihrer seit Jahrzehnten nahezu unveränderten Silhouette trifft sie den Nerv derer, die sich von der Oberklasse-Masse abheben wollen. Reisen statt rasen: Dieses Motto gibt beim Einstiegs-Modell das komfortbetonte Fahrwerk und der vergleichsweise schwachbrüstige V6 vor. Das Cruisen allerdings ist im XJ6 eine feine Sache: Das luxuriöse Ambiente und die bequemen Sitze machen Lust auf längere Fahrten. Dass die große Katze trotz einem gut gefüllten Extra-Paket bei uns weniger Käufer als die deutsche Oberklasse hat, liegt wohl nicht nur an ihrer relativen Unsportlichkeit, sondern eher daran, dass das Image der einheimischen Produkte in dieser Klasse immer noch ungebrochen ist. (hd)

Quelle: auto-news, 2004-08-03

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