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Testbericht

Max Friedhoff/SP-X, 22. April 2017

Eigentlich ist der Mazda MX-5 RF kein gutes Auto. Eigentlich. Der Innenraum ist klein, der Kofferraum noch kleiner (127 Liter). Der Saugmotor hat gefühlte zwölf Newtonmeter und das Dach lässt sich quasi nur im Stand öffnen. Andererseits ist der MX-5 RF mit das spaßigste, was man für unter 30.000 Euro kaufen kann. Warum? Nun, das hat mehrere Gründe.

Beweisstück „A“: Die Optik. Morgens aus dem Haus zu kommen und auf einen kompakten Cabrio-Coupé-Sportler mit der Seitenlinie eines geschrumpften Aston Martin zu schauen, versüßt definitiv den Tag. Den RF abends mit dem gleichen Glücksgefühl wieder abzustellen noch mehr. Der „Retractable Fastback“ sieht deutlich besser aus als sein stoffbemützter Bruder. Das Targa-Dach ist nicht nur eine erstarrte Version des klassischen Verdecks, es ist eine völlig neue Karosserie-Variante, die das frische und kantige Mazda-Design auf eine höhere Stufe hebt. Details wie die senkrechte Heckscheibe finden bei jeder Betrachtung aufs Neue Gefallen. Zwar steht der MX-5 etwas hochbeinig auf seinen feingliedrigen 17-Zoll-Felgen, die Gesamt-Optik ist aber extrem stimmig. Kein Wunder, dass Mazda mit dem MX-5 RF kürzlich den begehrten „Red Dot Design Award“ abstauben konnte.

Beweisstück „B“: Das Fahrgefühl. Ja, der MX-5 ist selbst in der Top-Version mit 160 PS und 200 Newtonmeter aus einem Zweiliter-Sauger für heutige Verhältnisse hoffnungslos untermotorisiert. Ja, ein Golf GTI hat fast die doppelte Leistung. Trotzdem ist der RF ein wahrer Freudenquell und viel sportlicher als ein GTI. Hat man sich erst einmal im sehr hübschen Cockpit eingerichtet (was über 1,85 Meter Körpergröße ziemlich schwer fällt), und den kleinen, anfangs noch kernig fauchenden Vierzylinder mit dem Startknopf aus dem Tiefschlaf geweckt, begegnet man zwangsläufig einem essentiellen Bestandteil des Fahrspaß-Rezeptes: der wundervoll knackigen Sechsgang-Schaltung. Optional gibt es auch eine Automatik mit ebenso vielen Fahrstufen. Mehr Worte muss man über diese – in einem solchen Spaß-Fahrzeug – sehr sinnlose Option allerdings nicht verlieren. Der kurze Schalthebel lässt sich präzise und direkt durch die Gassen führen und ist ein wichtiges Instrument, möchte man dem Saugmotor die volle Leistung abringen, die erst bei 6.000 Umdrehungen anliegt. In höheren Drehzahlregionen wird der Vierzylinder etwas munterer, ein richtiges Sport-Triebwerk ist der Skyactive-Motor allerdings nicht. Dazu ist auch der Sound des RF zu zivil – kein Sprotzeln, kein Knallen, kein Blubbern. Und etwas leise ist er auch.

Doch selbst der recht langweilige Motor kann die tolle Kombination aus Handschaltung und Heckantrieb nicht trüben. Zusammen mit dem sehr geringen Leergewicht von nur 1.045 Kilogramm wird der RF zur Kurvensau. Ja, das Metalldach macht den MX-5 rund 45 Kilogramm schwerer. Aber den Beifahrer schmeißen Sie ja aus Gewichtsgründen auch nicht raus, und der dürfte in den meisten Fällen deutlich schwerer sein. Außerdem ist der Targa-MX-5 steifer als die Stoffdach-Variante, was sich beim Kurvenfahren positiv äußert. Eine weitere Eigenheit des MX-5 wird bei den ersten scharf genommenen Ecken deutlich. Das Fahrwerk wirkt von Beginn an recht schaukelig, erweist sich aber als sicher und verleiht dem RF ein hohes Gripniveau mit einer unglaublichen Neutralität, die ab und an ins leichte Untersteuern abrutschen kann. Für einen gepflegten Powerslide fehlt dem Mazda einfach die Leistung. Mit ausgeschaltetem ESP lässt sich der Japaner nur in ganz engen Kehren zu einem kleinen Tänzchen bitten.

Aber der MX-5 macht nicht nur bei beherzter Fahrweise sehr viel Spaß. Auch im Alltagsbetrieb bieten sich immer wieder Gelegenheiten, vom geringen Gewicht und dem präzisen Fahrwerk zu profitieren. Apropos Gewicht: Das Leichtbaukonzept macht auch an der Tankstelle Freude. Die Werksangabe von 6,9 Liter auf 100 Kilometer ist nicht nur sehr ehrlich gewählt, sie lässt sich auch mühelos unterbieten. Nicht schlecht für einen echten Sportwagen – auch, wenn dieser hier einer im Taschenformat ist. Auffällig ist außerdem das starke Verzögern des Fahrzeugs, wenn der Fahrer vom Gas geht. Schuld ist hier das Bremsenergie-Rückgewinnungs-System, das die nötige Stromzufuhr für die Start-Stopp-Automatik sichert – quasi ein Dynamo am Antriebsstrang. Aber auch an diese Eigenheit gewöhnt man sich schnell.

Der Vollständigkeit halber sei außerdem erwähnt, dass der MX-5 ein sehr hübsches Cockpit hat (der Erzrivale Toyota GT86 hat hier nicht den Hauch einer Chance), dass sich vollkommen intuitiv bedienen lässt. Seien es die Knöpfe für den Tempomat oder die großen Drehregler für die Klimaautomatik – fummelige Schalter oder ungenaue Touchscreen-Wischerei gibt es im RF nicht. Auch das trägt maßgeblich dazu bei, sich in dem kleinen Sportler sehr wohl zu fühlen. Lediglich die je nach Geschwindigkeit mehr oder weniger lauten Windgeräusche trüben den Genuss etwas – egal, ob das Dach offen oder geschlossen ist. Das Infotainment-System wird über einen Drehregler im BMW-iDrive-Stil bedient – wenig innovativ aber dafür sehr effektiv. Durch die wenigen Menüpunkte hat man sich schnell durchgearbeitet und dabei nichts Neues entdeckt. Das Navi tut was es soll, überrascht aber ab und an mit einer etwas unorthodoxen Routenwahl.

Alles in allem begeistert der MX-5 RF mit seiner Einfachheit. Das neue Metall-Faltdach macht ihn nicht weniger puristisch, sondern lässt einen das puristische Fahren auch bei schlechtem Wetter oder sogar im Winter erleben. Und für einen Einstandspreis von 29.890 gibt es ohnehin keinen zweiten so sportlichen Coupé-Cabrio-Mix.

Mazda MX-5 RF – technische Daten
Roadster mit Metall-Faltdach, Länge: 3,92 Meter, Breite: 1,47 Meter, Höhe: 1,24 Meter, Radstand: 2,31 Meter
2,0-l-Reihen-Vierzylinder-Otto-Saugmotor, 118 kW/160 PS, maximales Drehmoment: 200 Nm bei 4.600 U/min, manuelles Sechsgang-Getriebe, Vmax: 215 km/h, 0-100 km/h: 7,4 s, Durchschnittsverbrauch: 6,9 l/100 km, CO2-Ausstoß: 161 g/km, Grundpreis ab 29.890 Euro, Testverbrauch 6,9 l

Kurzcharakteristik – Mazda MX-5 RF:
Warum: weil er viel Spaß und eine tolle Optik bietet
Warum nicht: weil er sehr eng ist und einen winzigen Kofferraum hat
Was sonst: Toyota GT86, BMW Z4, Audi TT Roadster

 

Fazit

Den Mazda MX-5 gibt es nun auch als RF-Version mit Metall-Klappdach. Gut für die Optik, schlecht für die Puristen?

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-04-22

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