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Testbericht

27. Oktober 2014
Haar, 28. Oktober 2014

Was die Vermehrung betrifft, ist BMW derzeit fleißiger als ein Karnickel nach mehrjährigem Liebesentzug. Es ist schon erstaunlich, wie viel man aus einer Baureihe - in dem Falle aus dem guten alten 3er - so herausquetschen kann. Wir holen flugs den Rechenschieber vom Dachboden und addieren: 3er Limousine plus 3er Touring plus 3er GT plus 4er Coupé plus 4er Cabrio und seit Neuestem auch plus 4er Gran Coupé. Puh! Alleine wer einen Mittelklasse-BMW mit fünf Türen sucht, hat mittlerweile drei Optionen (3er Kombi, 3er GT und 4er GC). Und die SUVs X3 und X4 gibt es ja auch noch. Da kann man schon mal den Kopf verlieren. Sind auch Sie verwirrt? Wollen Sie wissen, warum Sie vielleicht tatsächlich einen Blick auf dieses komische fünftürige Diesel-Coupé richten sollten?

Platzprobleme? Eigentlich nicht!
Nun, zuerst einmal, weil das Gran Coupé definitiv den Schönheitspreis gewinnt. Böse Zungen behaupten, mit dem 3er GT als Konkurrent sei das auch nicht besonders schwer, aber der GC hat selbst ohne das würzige M-Sportpaket die Kurven an den richtigen Stellen. Und wenn Sie jetzt denken "Oh je, Coupé. Da will keiner hinten sitzen und auch sonst geht nichts rein!", dann denken Sie nochmal. Klar, die Kopffreiheit im Fond ist nicht die allergrößte Stärke des gedehnten 4ers. Dafür finden hinten selbst längere Beine ausreichend Platz und der Kofferraum ist wirklich groß (wenn auch ziemlich flach). Wie durch ein Wunder schluckt das Gran Coupé mit 480 Liter genau so viel, wie die 3er Limousine und der ärgste Konkurrent Audi A5 Sportback. Außerdem kann man praktischerweise die Rückbank umlegen (dann sind es 1.300 Liter und damit nur 200 Liter weniger als im 3er Touring) und die große Klappe ist im Alltag auch nicht die schlechteste Errungenschaft.

Dreiliter-Diesel schiebt vehement
In einem BMW, der das Wort "Coupé" im Namen trägt sollte es in erster Linie aber immer noch ums Fahren gehen. Also rein in den irritierend roten Innenraum und ab dafür. Das bis zur Hälfte in "Korallrot" getauchte Armaturenbrett offenbart stellenweise Materialien, die etwas unter der Würde eines Premiumfahrzeugs sind, aber die Sitzposition ist BMW-typisch hervorragend. Ein Attribut, das auch auf den in unserem Testwagen verbauten Antrieb passt. Der Dreiliter-Selbstzünder wird sicher nicht der Volumenmotor sein (diese Aufgabe übernimmt wie so oft der 184 PS starke 2,0-Liter-Motor im 420d GC), allerdings ist er ein bärenstarkes Exempel für grandiosen Diesel-Vortrieb. Und das trotz der 65 Kilo Übergewicht, die das Gran Coupé gegenüber der 3er Limousine zu verzeichnen hat. Natürlich ist er nicht so leise wie der gerade vorgestellte Flüsterdiesel im neuen 520d, dafür gibt er bei höheren Drehzahlen fast schon Sportwagen-ähnliche Klangsalven von sich. Im gewöhnlichen Autobahnbetrieb hört man davon aber nichts mehr. Mit seiner mühelosen Leistungsentfaltung und dem ungewöhnlich großen Drehzahlband passt er sehr gut zum ausgeglichenen, flüssigen und effektiven Charakter des Gran Coupés. Ein Eindruck, der durch die wie immer sanfte, intelligent waltende und superschnelle Achtgang-Automatik nur unterstrichen wird.

Mehr Cruiser als Sportler
 
Unser Gran Coupé hat zudem das adaptive M-Fahrwerk und die variable Sportlenkung an Bord. Im Comfort-Modus gibt sich der vieltürige 4er als stressfreier Cruiser, der auch deftigere Schläge sauber wegbügelt. Stellt man den Fahrerlebnis-Schalter auf Sport, merkt man, wie das Auto fokussierter und die Kontrolle schärfer wird. Eine echte Straffheit oder Ungehobeltheit ist dem Gran Coupé aber auch hier völlig fremd. Er ist halt einfach kein Sportwagen, was man nicht zuletzt beim Einlenkverhalten merkt. Trotz der variablen Lenkung, die das Ansprechverhalten mit wachsendem Lenkeinschlag ja eigentlich beschleunigen soll und obwohl der Vorderwagen wie beim Coupé steifer ist, geht der große 4er nicht so zackig ums Eck, wie wir uns das gewünscht hätten. Außerdem mangelt es ein wenig an Gefühl. Zumindest der letzte Kritikpunkt lässt sich mit der Standard-Lenkung weitgehend ausmerzen. Über 1.680 Kilo Leergewicht kann aber auch sie nicht hinwegtäuschen.  

Testverbrauch deutlich über Herstellerangabe Das 430d Gran Coupé qualifiziert sich letztlich als wunderbar entspannter, beeindruckend zügiger Autobahngleiter, dessen Normverbrauch von 5,1 Liter wir jedoch nicht annähernd erreichen konnten. Während unseres zweiwöchigen Tests über knapp 700 Kilometer kamen wir auf einen Durchschnittsverbrauch von 7,5 Liter. Mit einem Grundpreis von 49.000 Euro liegt das Gran Coupé 3.750 Euro über der 330d Limousine. Der voraus hat es immerhin elektrische Vordersitze mit Memory-Funktion sowie Xenonscheinwerfer. Bemerkenswert ist, dass das Gran Coupé trotz Tür- und Platzplus 300 Euro günstiger ist, als ein vergleichbares 4er Coupé. Allerdings ist unser vollausgestatteter 430d GC Sport Line mit 71.930 Euro vom Grundpreis so weit entfernt wie die Erde vom Mars. Der Audi A5 Sportback mit 245 PS starkem 3,0-Liter-TDI (nur mit Allrad) und Doppelkupplungsgetriebe kostet übrigens ab 50.050 Euro. Er wirkt im Interieur ein Eck hochwertiger, kann aber fahrdynamisch nicht mit dem 4er Gran Coupé mithalten.
Technische Daten
Antrieb:Hinterradantrieb
Anzahl Gänge:8
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Reihen-Dieselmotor, Turbo
Hubraum:2.993
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:6
Leistung:190 kW (258 PS) bei UPM
Drehmoment:560 Nm bei 1.500-3.000 UPM
Preis
Neupreis: 49.000 € (Stand: Oktober 2014)
Fazit
Es ist ja nun wirklich nicht so, dass der aktuelle 3er an Designschwäche leidet. Wenn Sie aber gut mit einem Schuss Extravaganz leben können, dann sollten Sie sich das 4er Gran Coupé durchaus mal genauer ansehen. Die große Kofferraumklappe hat ihre Vorzüge und wenn Sie nicht ständig mit drei hochaufgeschossenen Beifahrern unterwegs sind, klappt das mit dem Gran Coupé wie am Schnürchen. Zum Charakter des gediegenen, entspannten und kilometerfressenden Fünftürers passt die Kombination aus Sechszylinder-Diesel und Achtgang-Automatik ganz hervorragend. Dabei sollten Sie nie vergessen: Der große 4er ist sehr schnell, ein Sportler ist er aber nicht. Und bevor Sie die 250 Euro für die variable Sportlenkung ausgeben, probieren Sie sie bitte aus. + mehr Platz als erwartet, sehr mühelos sehr schnell, gehobene Erscheinung - könnte sportlicher und gefühlsechter ums Eck gehen, Verbrauch deutlich höher als Werksangabe, lange Aufpreisliste
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2014-10-27

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