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Testbericht

Stefan Grundhoff, 28. Februar 2008
Alfa Romeo hat in den vergangenen Jahren nur wenige gute Schlagzeilen machen können. Jetzt beschwören die Italiener ihr Glück: Mit einem vierblättrigen Kleeblatt beten sie glücklichere Zeiten zurück.

Schön waren sie schon immer. Besser meist die anderen. Der kompakte Alfa 147 und sein eleganter Coupé-Bruder GT wurden in den vergangenen Jahren von der Konkurrenz regelrecht überrollt. Dynamischer, innovativer, besser verarbeitet und schlicht jünger als ein Alfa 147 kommen Golf, A3 oder 1er BMW daher. Ebensowenig kann ein Alfa GT gegen 3er, A5 oder CLK mithalten. Die Nachfolgemodelle sind allenfalls am fernen Horizont vage zu erahnen - das betagte Doppel 147 und GT muss es noch ein paar Jahre machen.

Doch wie hält man eine Modellpalette jung, wenn Innovationen fehlen und der zugegeben zeitlos schön gezeichnete Alfa GT mittlerweile sogar ohne einen leistungsstarken Sechszylinder auskommen muss? Bei 150-Diesel- und 165-Benziner-PS ist Schluss mit der italienischen Herrlichkeit. Ein Klasse-Coupé ohne sportliche Motoren – das bringen in Zeiten von Leistungssteigerungen und Turboaufladungen auch nur die Italiener zustande. Immerhin hat Alfa Romeo die besten Vorsätze gefaßt, um die größten Schwächen auszumerzen. Bei der Qualität soll es langsam besser werden, moderne Triebwerke sind ebenfalls im Entstehen und man träumt von weniger Fett auf den Rippen und einem standesgemäßen Antriebskonzept.

Die Umstellung der emotionalen Sportwagenmarke mit ihrem traditionellen Heckantrieb auf den wenig sportlichen Frontantrieb war einer der größten Fehler, den die Marke bis heute nicht verschmerzt hat. Und während die Konkurrenz aus dem In- und Ausland zum Hightech-Angriff überging, gab es bei Alfa Romeo in den vergangenen Jahren nicht mehr als zeitgemäße Commonrail-Diesel und eine Benzindirekteinspritzung ohne große Leistungsreserven. Zu wenig für eine derart emotionale Sportwagenmarke.

Bei den größeren Modellen gibt es mittlerweile einen Allradantrieb mit Namen Q4, der zwar Kraftstoff kostet und den alles so schon nicht gerade leichtgewichtigen Alfa noch mehr Übergewicht beschert - aber immerhin für die nötige Traktion sorgt. Bei den kleineren Modellen setzt Alfa künftig auf ein Sperrdifferenzial und nennt seine drehmomentstarken Modelle selbstbewusst Q2-Versionen. Das manuelle Sperrdifferenzial aus dem Hause Torsen sorgt dafür, dass die Antriebsleistung an der Vorderachse bei GT und 147 nicht derart nutzlos verpufft wie bisher. Bei nasser oder eisglatter Straße hatte man besonders bei den drehmomentstarken Selbstzündern immer wieder Probleme, die über 300 Nm Drehmoment in realen Vortrieb zu verwandeln.

Das Torsen-Sperrdifferenzial ist bei leicht durchdrehenden Antriebsrädern in der Lage, die überschüssige Energie des rutschenden Rades auf sein Gegenüber zu verlagern. Unter Last können so 25-, im Schubbetrieb bis zu 30 Prozent variabel zwischen den Antriebsrädern verteilt werden. Wunder darf man jedoch von dem System nicht erwarten. Und ein Vergleich mit einem dynamischen Heck- oder gar einem Allradantrieb verbietet sich. Doch auf nasser Piste und bei engen Kehren spürt man deutlich die Vorteile des Torsen-Systems, das intelligent mit Anti-Schlupf-Regelung und Stabilitätskontrolle vernetzt ist. Bei schneller Kurvenfahrt untersteuert der Alfa 147 Q2 nicht derart stark wie die Version ohne Differenzialsperre. Engere Kurvenradien sind die logische Folge und die immer noch spürbaren Antriebskräfte in der Lenkung werden reduziert.

Da ein abstraktes Detail wie ein Sperrdifferenzial nur wenig Kunden in die Alfa-Verkaufsräume locken dürfte, hat man sich der guten alten Zeiten besonnen und das vierblättrige Kleeblatt zu neuem Leben erweckt. Einst zierte der grüne Glücksbringer so traditionsreiche Renn- und Tourenwagen wie den RL Targe Fiorio, den Alfa 159, einen Alfa 1900 Sprint oder die Giulia TZ 2 - bis der Glücksbringer vor rund zehn Jahren in der Bedeutungslosigkeit verschwand.

Nach dem traditionsreichen Fiat-Zusatz Abarth bemüht der Fiat-Konzern mit dem Quadrifoglio Verde nun ein zweites Motorsport-Abzeichen der guten alten Zeit – diesmal im Hause Alfa Romeo. Fortan bekommen Alfa 147 und GT daher ein neues Topmodell. Die Version Quadrifoglio Verde ist über den bekannten Distinctive-Modellen angesiedelt. Wer sich für das edle und grün schimmernde Kleeblatt entscheidet, der bekommt bei den Topmodellen nicht nur das Q2-Sperrdifferenzial, sondern auch schmucke Ledersitze, 18-Zoll-Felgen und eine dynamische Sportausstattung. Beim mindestens 28.750 Euro teuren Alfa Romeo GT 2.0 JTS bedeutet das einen Preisvorteil von 4.800 Euro - und das gute Gefühl sich mit traditionellem Charme abzuheben. Ab 19.900 Euro gibt es das kleine Kleeblatt im Alfa 147. Die Ausstattung ist ebenso exklusiv und die Version 1.9 JTD ist ebenfalls mit dem Q2-Sperrdifferenzial ausgestattet. Der Preisvorteil liegt hier bei 3.400 Euro.

Ob das reicht, den Modellen Alfa Romeo GT und 147 einen neuen Schub zu versetzen und die Premiumgegner von Audi, Mercedes, BMW oder Volvo zu ärgern, bleibt abzuwarten. Denn die Konkurrenz kontert mit Turbo-Direkteinspritzung, Allrad, Magermotor und Start-Stopp-Automatik und bietet mehr als nur ein grünes Kleeblatt. Doch bis die neuen Alfa-Modelle kommen, kann ein Glücksbringer sicher nicht schaden.

Quelle: Autoplenum, 2008-02-28

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