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Testbericht

Wolfgang Gomoll / Stefan Grundhoff, 16. Oktober 2014
Der Zweitgeborene hat es oftmals schwer. Doch es bleibt wie es ist: abgesehen vom übermächtigen Supersportler GT-R ist der Qashqai der beste Nissan.

Als Nissan in der zweiten Hälfte der 2000er Jahre sein erfolgloses Kompaktklassemodell Almera vom pseudo-rustikalen Qashqai ersetzte, zweifelten Kunden und Händler gleichermaßen. Nach dem gigantischen Erfolg des Qashqai wird die ungewöhnliche Klassensubstitution als großer Coup gefeiert. Die zweite Generation fährt in den breiten Spuren des Vorgängers und überzeugt im Praxistest. Hatte der erste Qashqai mit dem aufkeimendem Trend nach kompakten Crossovern bei den zumeist SUV-jungfräulichen Interessenten noch leichtes Spiel, ist der Markt längst einer der härtesten. Kaum ein Hersteller hat sich in der automobilen Interessens-Melange aus Familien, Freizeitlern, DINKs und jung gebliebenen Senioren noch nicht breit gemacht. Doch der einst für viele ebenso unaussprechliche wie unsinnige Name Qashqai ist mittlerweile längst ein Markenzeichen geworden.

Um fast fünf Zentimeter auf 4,38 Meter gewachsen, bietet der Fünftürer ein leicht verbessertes Platzangebot und besonders einen Innenraum mit einer klassengerechten Anmutung. Übersichtliche Instrumente, unterschäumte Oberflächen und ein sieben Zoll großer Multifunktionsbildschirm sollen die Kunden bei der Stange halten und bestenfalls bei der allgegenwärtigen Konkurrenz räubern. Durch weit öffnende Türen gelingt der Einstieg in den Fond ebenso problemlos wie vorn. Die Sitze selbst bieten guten Langstreckenkomfort und eine angenehme Konturierung. Zwei Erwachsene finden dabei hinten nahezu ebenso viel Platz wie vorn. Die zu kleinen Kopfstützen und keinerlei Fondorientierung geht am Markt allerdings vorbei. Sitzheizung oder USB-Anschlüssen hinten sind bei der Konkurrenz längst nicht mehr aus dem Reich der unerfüllbaren Träume.

Immerhin gibt es in ausreichender Zahl praktische Ablagen und einen Laderaum, der sich von geräumigen 430 auf üppige 1.585 Liter erweitern lässt. Praktisch sind der doppelte Ladeboden und die Verstaumöglichkeit der Laderaumabdeckung unter dem Boden; eine elektrische Heckklappe wurde jedoch wohl schlicht vergessen. Bei Ergonomie und Bedienbarkeit hapert es überhaupt. So sind die Schalter für die Sitzheizung unglücklich weit hinten auf dem Mitteltunnel positioniert und im Dunkeln tastet man nach den Türschaltern für die Fensterheber. Das optionale Navigationssystem ist einfach zu bedienen; bietet jedoch kaum mehr als sinnvolle Grundfunktionen. Besser: die dezenten Beleuchtungen, die den Innenraum des Nissan Qashqai bei Dunkelheit in eine angenehme Stimmung tauchen.

Bei den Assistenzsystemen ist der Nissan Qashqai ein derart ausgeschlafenes Kerlchen, dass man sich den im 700 Euro teuren Sicherheitspaket enthaltenen Müdigkeitswarner durchaus schenken könnte. Zudem gibt es Verkehrszeichenerkennung, Spurwechsel- und Totwinkelassistent sowie Kollisionswarner. Schon wegen der lichtschwachen Serienscheinwerfer mit einem ausgezeichnet arbeitenden Fernlichtassistenten sollte man sich für die optionalen LED-Strahler entscheiden. Das Ein- und Ausparken ist wegen der leicht erhöhten Sitzposition kein Problem. Die Rundum-Kameras und die träge Einparkautomatik helfen trotzdem nicht nur bei engen Lücken.

Aufgrund des Leergewichts von 1,5 Tonnen tut sich der Nissan Qashqai mit seinem 1,5 Liter großen Commonraildiesel auf längeren Autobahnpassagen schwer. Der Vierzylinder mit seinen 81 kW / 110 PS läuft leise und vibrationsarm, ist jedoch allenfalls als Basismotorisierung zu gebrauchen, denn mit weniger will man, gegebenenfalls mit Familie oder Sportgerät bepackt, keinesfalls unterwegs sein. Das maximale Drehmoment von 260 Nm bei 1.750 U/min reicht allemal aus, um vom Start weg oder aus niedrigen Drehzahlen flott zu beschleunigen, doch oberhalb von 3.000 Touren geht dem Diesel allzu schnell die Luft aus. Mühsam schleppt er sich Richtung 182 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Der avisierte Normverbrauch von 3,8 Litern lag im Praxistest in weiter Ferne. Trotz Handschaltung und dem für einen SUV zweifelhaften Frontantrieb verbrannte der Nissan Qashqai 1.5 dCi durchschnittlich sechs Liter Diesel. Für viele dürfte daher der ungewöhnlich nah positionierte Qashqai 1.6 dCi mit 130 PS die bessere Wahl sein. Er schafft als mindestens 28.900 Euro teure Allradversion jedoch auch nur 190 km/h und 0 auf Tempo 100 in zehn Sekunden. Der Verbrauch: 4,9 Liter. Eine kraftvollere Motorvariante mit mindestens 150 PS fehlt dringend im Programm. Auch weil das Zugpotenzial mit 1.350 bis 1.800 Kilogramm überschaubar bleibt. Das Fahrwerk des Fronttrieblers bietet mit McPherson-Federbeinen vorn und einer Verbundlenkerachse hinten ein betont komfortables Paket. Bodenunebenheiten schluckt der Japaner problemlos und allemal lässig genug. Bei schnell gefahrenen Kurvenkombinationen auf Landstraßen fällt der Qashqai jedoch durch allzu spürbare Wankbewegungen auf. Die Servounterstützung, in zwei Modi zu verstellen, ist betont leichtgängig; gibt jedoch nur wenig Rückmeldung von der Beschaffenheit der Fahrbahn. Locker und leicht zu schalten: das manuelle Sechsgang-Getriebe.

Der Basispreis für den 115 PS starken Benziner des Nissan Qashqai 1.2 DIG-T liegt bei 19.900 Euro. Der mäßig ausgestattete Qashqai 1.5 dCi Acenta kostet als 110 PS starker Fronttriebler mindestens 25.450 Euro. Kauftipp ist der mindestens 31.600 Euro teure Qashqai 1.6 dCi 360 mit Handschaltung und standesgemäßem Allradantrieb. Serienmäßig gibt es unter anderem Navigationssystem, abgedunkelte Fondscheiben, Klimaautomatik, Sitzheizung und 18-Zoll-Alufelgen. Fehlt nur das gute und mit 700 Euro fair gepreiste Sicherheitspaket, um auch mit der zweiten Qashqai-Generation glücklich zu sein.

Quelle: Autoplenum, 2014-10-16

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