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Testbericht

S. Viehmann / S. Grundhoff / J. Wolff, 17. November 2009
Die Wolken über Rüsselsheim wollen auch nach Monaten des hin und her nicht verschwinden. Der größte Lichtblick in der dunklen Opel-Welt bleibt der Insignia – aktuell eines der besten Autos der Mittelklasse.

Bei Opel ist man stolz auf den Insignia. Zurecht, denn seit Jahr und Tag ist die Mittelklasselimousine das Eindrucksvollste, was Opel auf vier Reifen gestellt hat. Daran ändert auch der neue Astra nichts. Der ist gut, aber kein derart großer Wurf wie der Insignia, der nicht nur durch seinen Namen Zeichen setzt. Da ein echtes Topmodell in der Opel-Palette fehlt und der Antara keine Chance gegen die starke SUV-Konkurrenz hat, muss der Insignia alles sein: Volumenmodell, Kilometerfresser, Stimmungskanone und Aushängeschild in einem. Diese Rolle bekleidet insbesondere der 4,91 Meter lange Insignia 2.8 V6 4x4 Sports Tourer – das edelste, was man derzeit mit einem Blitz im Kühlergrill bewegen kann. Unser Dauertest zeigt nach einem knappen halben Jahr viel Licht, aber auch Schattenseiten.

Ein Mittelklassemodell mit einem 2,8 Liter großen Sechszylinder, Automatikgetriebe und Allradantrieb ist an sich nichts Besonderes. Doch was bei Audi, Volvo, BMW oder Mercedes zur Normalität gehört, ist bei den Rüsselsheimern allemal ungewöhnlich. Die meisten Insignia-Kunden entscheiden sich zwar für einen Kombi, der mittlerweile Sports Tourer heißt. Doch wenn schon ein Insignia, dann auch einen Diesel, der Sparsamkeit, ansprechende Fahrleistungen und einen günstigen Preis unter einen Hut bringt. Neben der Sportskanone OPC zeigt der Insignia 2.8 V6 Turbo 4x4 gerade als Kombiversion Sports Tourer, das es auch anders geht. Es gibt beim Opel-Topmodell die bekannten Stärken wie das überzeugende Fahrwerk, ein gutes Raumangebot und eine Reihe netter Ausstattungsdetails. Doch im Vergleich zu seinen zahmen Brüdern hat der Kombi 191 KW / 260 PS unter der Haube. Das kann Sportwagen oder dynamisch motorisierte Limousinen der Oberklasse auf der Autobahn schon einmal in Staunen versetzen.

Die Fahrleistungen können sich in der Tat sehen lassen. 0 auf 100 km/h in gemessenen 7,7 Sekunden und eine wenn auch mühsam erreichte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h lassen selbst auf langen Autobahnpassagen keine großen Wünsche offen. Die Sache hat nur einen Haken - der schnelle Kombi säuft, und zwar nicht zu knapp. Selbst bei wenig forscher Landstraßenfahrt pirscht sich der Rüsselsheimer bereits an den von Opel versprochenen Durchschnittsverbrauch von 10,9 bis 11,3 Litern Super heran. Im Mittel ließ sich der Allradler kaum je unter 13 Litern Super auf 100 Kilometern bewegen. Bei schneller Gangart sind es 16 Liter. Deutlich zuviel, selbst wenn man Allradantrieb, die üppigen Abmessungen und rund 1,7 Tonnen Leergewicht mit ins Kalkül zieht. So ist mit einem 70 Liter großen Tank oftmals bereits nach weniger als 500 Kilometern Schluss und es geht ab an die Zapfsäule. Der zwei Liter große Vierzylinder mit Turboaufladung und seinen 220 PS ist kaum langsamer und nicht so ein Schluckspecht wie die 2,8 Liter große Topversion.

Der Sechszylinder läuft sehr leise und zurückhaltend. Die Abstimmung mit der trägen Sechsgangautomatik allerdings ist alles andere als optimal. Ein gutes Stück der Motorleistung verschwindet gerade bei kraftvollen Beschleunigungsvorgängen im Getriebewandler. Da verpuffen auch die 350 Nm maximales Drehmoment, die dank Turboufladung bereits ab 1.900 U/min zur Verfügung stehen.

Beeindruckender als die Motor-Getriebe-Kombination ist das Fahrwerk. Der Fahrer hat die Wahl zwischen den drei Modi Normal, Komfort und Sport. Die mittlere Abstimmung ist für die meisten Betriebszustände die beste, weil ausgewogensten Wahl. Doch jede der Abstimmungen hat ihre Stärken und gerade der Wechsel zwischen normal und sportlich macht auf kurvigen Bergstraßen viel Spaß. Auf langen Autobahnpassagen macht dagegen die Komfort-Einstellung den Insignia zu einem entspannten Gleiter. Die Lenkung des Allradlers ist direkt, jedoch nicht frei von Antriebseinflüssen. Denn im Normalbetrieb wird ein Großteil der Motorleistung auf die Vorderachse übertragen. Der Kraftfluss nach hinten dürfte nicht nur bei dynamischer Fahrt gern schneller sein.

Auf langen Strecken zeigt der Insignia seine Reise-Qualitäten. Mit vier Personen und Gepäck sind Strecken von mehreren hundert Kilometern echte Entspannung. Die Sitze sind für Personen jeder Größe üppig dimensioniert, allein im Fond würden sich die Insassen etwas mehr Beinauflage wünschen. Die Bedienung des Cockpits ist ohne Fehl und Tadel, die Verarbeitung ordentlich - das gelegentliche Knarzen der Fahrertür-Verkleidung ist gut zu verschmerzen. Minuspunkte gibt es für die zu kleinen Anzeigen für Klimatisierung und Sitzheizung / -lüftung sowie den an sich gut platzierten Multifunktionsbildschirm. Die Kartendarstellung im Navigationsmodus eilt denen vieler Konkurrenten hinterher. Schwächen offenbarte der Testwagen bei der Bluetooth-Verbindung zum Mobiltelefon. Hier schaltete sich die Funkantenne verschiedener Modelle nicht komplett ab, was immer wieder zu Störgeräuschen führte. Am 540 bis 1.530 Liter großen Laderaum macht sich das Volumenminus zum Vorgängermodell Vectra im Alltagsbetrieb weit weniger bemerkbar als die elektrische Heckklappe, die das Öffnen und Schließen für 390 Euro Aufpreis einschläfernd langsam erledigt.

Für sein Top-Modell verlangt Opel einen stolzen Preis. Der Insignia Sports Tourer 2.8 V6 4x4 Sport kostet mindestens 41.505 Euro. Immerhin kann sich die Serienausstattung sehen lassen. Unter anderem sind elektronisches Fahrwerk, Klimaautomatik, DVD-Navigation und 18-Zoll-Alufelgen an Bord. Jedoch ist man in dieser Liga auch mit Hinblick auf den Wiederverkauf gut beraten, Details wie Xenonlicht (1.250 Euro), Lederausstattung (1.890 Euro) sowie eine Einparkhilfe (520 Euro) zu bestellen. Nicht nachvollziehbar ist, wieso Selbstverständlichkeiten wie eine Reifendruckkontrolle, elektrische Fensterheber hinten (395 Euro) und eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik in dieser Klasse bei Opel nicht serienmäßig sind.

Quelle: Autoplenum, 2009-11-17

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