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Testbericht

Stefan Grundhoff, 3. Oktober 2010
Im 200. Jahr seines Bestehens feiert sich Peugeot sportlicher denn je. Während viele noch von der Studie des SR-1 im Aston-Martin-Stil träumen, ist der RCZ 200 das sportlichste, was die Löwenmarke aktuell im Portfolio hat.

Unwahrscheinlich, dass Peugeot auf der Rechnung hatte, für den frankophilen Zwilling des Audi TT derart viel Applaus zu bekommen. Doch so wurde die Studie des RCZ ohne große Veränderungen bis zur Serie durchgewunken. Das war in der zweiten Hälfte der 90er Jahre zuletzt Audi passiert – eben beim TT. Der sportliche Zweisitzer namens RCZ, den Peugeot mit einem Schmunzeln als 2+2-Sitzer anbietet, ist negativ ausgedrückt ein Abklatsch des TT, eine schlichte Kopie. Aber was für eine. Hätte BMW oder Mercedes einen ähnlichen Sportler vorgestellt, wäre der Aufruhr groß gewesen. Doch bei Peugeot, deren Serienfahrzeuge in den letzten Jahren mehr bei Familien und Senioren denn bei Sportwagenfans gefallen konnten, wurde der RCZ zu Recht als großer Wurf gefeiert. Schließlich bekannte sich Peugeot damit nach vielen Jahren erstmals wieder zu echter Sportlichkeit.

Abgesehen vom gefälligen Design in der geduckten Form eines veritablen Mantarochens ist der nur 1,36 Meter hohe RCZ auch technisch auf der Höhe. Das straff abgestimmte Fahrwerk ist klasse abgestimmt und die Kombination aus direkter Lenkung und leicht knochiger Handschaltung kennt man bestens von anderen Sportwagenmarken. Sind die schwächeren Motorvisionen alles andere als Idealbesetzungen des RCZ, so kann das 200 PS starke Topmodell trotz seiner überschaubaren 1,6 Litern Hubraum vollends gefallen. Der aufgeladene Vierzylinder stammt aus dem Hause BMW und ist ein wahrer Lustbringer. Zwar hat der Fahrer nie Zweifel daran, mit einem überschaubaren Hubraum und vier Brennkammern unterwegs zu sein; doch genau das ist es, was viele in dieser Klasse wollen. 0 auf 100 km/h in wenig grandiosen 7,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von rund 240 km/h sind Werte, die es auch mit den Modellen der Konkurrenz aufnehmen können.

Schließlich liegen Dank Turboaufladung und variabler Nockenwellenverstellung ab 1.700 U/min 275 Nm maximales Drehmoment an. Das lässt den Vierzylinder auch von unten heraus munter beschleunigen. Ab Tempo 155 fährt der elektrische Heckspoiler für einen besseren Anpressdruck komplett aus. Im Praxistest gab sich der schnelle Franzose mit neun Litern Super auf 100 Kilometern zufrieden. Weit abgeschlagen vom versprochenen Normverbrauch mit unter sieben Litern.

Schade nur, dass der 4,30 Meter lange Peugeot RCZ abgesehen von Fahrwerk und Antrieb wenig Hightech bietet. Wenn 200 PS an der Vorderachse zucken und ziehen weiß auch der letzte, dass ein Fronttriebler in einem echten Sportcoupé nichts zu suchen hat. Gewohnt frontantriebsverliebte Hersteller aus Asien wie Hyundai und Toyota haben das mittlerweile verinnerlicht und setzen auch bei kleinen Sportversionen auf Hinterradantrieb. Audi weiß den fahrdynamischen Makel der Motorleistung an der Vorderachse durch einen optionalen Allradantrieb auszugleichen. Das würde auch dem RCZ gut zu Gesicht stehen, doch hier patzen die Franzosen. Vielleicht sollte der prominenteste PSA-Fahrer Sebastian Loeb einmal eine Woche in der Peugeot-Entwicklung vorbeischauen. Dann würden die spürbaren Antriebskräfte gerade bei schneller Beschleunigung oder auf welliger Fahrbahn nicht im griffigen Lenker nerven. Vielleicht gäbe es dann auch ein Doppelkupplungs-Getriebe, dass in dieser Klasse ebenfalls seit längerem en vogue ist.

Der Rest des Fahrverhaltens ist Dank der nahen Verwandtschaft zum Plattformgeber Peugeot 308 über die meisten Zweifel erhaben – abgesehen von den kurzen Stößen, mit denen sich die Federung nur mittelprächtig arrangieren kann. Zum exzellenten Bild passt der sehr ordentliche Innenraum. Hier sind die Design- und Materialverfehlungen der Vergangenheit vergessen. Allein die Sitzposition ist für einen Sportwagen zu hoch. In einem Coupé dieser Art soll es auch echte Sportstühle mit niedriger Position, viel Seitenhalt und genügend Beinauflage geben. Die Instrumente sind gut abzulesen und die Schalter an der Mittelkonsole sind trotz ihrer Vielzahl problemlos zu bedienen. Wer jedoch auf die Idee kam, die Schalter des Multifunktionssystems mit einer dünnen Gummimatte zu überziehen, bleibt ein Rätsel. Die Notsitze im engen Fond taugen nicht einmal für Kinder. Besser man nutzt sie daher gleich als zusätzliche Gepäckablage. Der normale hat eine Größe von bequem zu beladenden 321 Litern. Wer die Rückbank umklappt, schafft mit 639 Litern Platz für mehr als zwei Koffer.

Der Preis für den Peugeot RCZ THP 200 startet bei 29.450 Euro. Dafür gibt es jedoch nur eine mäßige Serienausstattung mit Klimaautomatik, akustischer Einparkhilfe, Reifendrucksensoren, ESP und Soundsystem. Die meisten sportinteressierten RCZ-Kunden dürften sich damit kaum zufrieden geben. Für 500 Euro sorgt das JBL-Soundsystem für den rechten Klang im Innenraum. Das allenfalls mittelprächtige Navigationssystem kostet 1.990 Euro extra; Xenonlicht 950 Euro. Sinnvoll und sehenswert ist die 3.500 Euro teure Ganzlederausstattung mit Sitzheizung. Auch auf so etwas musste man bei Peugeot viel zu lange warten – wie auf den RCZ.

Quelle: Autoplenum, 2010-10-03

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