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Testbericht

Stefan Grundhoff, 21. Juli 2010
Als ob ein 911 GT3 nicht schon schnell genug wäre. Mit dem 911 GT2 RS bringen die Zuffenhausener den stärksten Serien-Porsche aller Zeiten auf die Piste. Das Ergebnis ist nicht weniger als Atem beraubend.

Es schien so, als würde es eine Bestmarke für ewig sein. Die 612 PS des Supersportwagens Porsche Carrera GT schienen auch in Stuttgart wie in Stein gemeißelt. Auch die potenten 911-GT-Modelle konnten daran bislang nicht kratzen. Doch aktuell baut Porsche 500 Stück des neuen Übersportwagens 911 GT2 RS. „An sich waren nur 300 Stück geplant“, so Projektleiter Andreas Preuninger, „doch dann haben wir uns entschieden, 500 zu produzieren. Bereits jetzt sind fast alle verkauft.“ Der Preis des Supersportwagens: mindestens 237.578 Euro.

Dafür gibt es 456 KW / 620 PS, 0 auf 100 km/h in 3,5 Sekunden, 0 auf 200 km/h in 9,8 Sekunden, 0 auf 300 km/h in 29 Sekunden und 330 km/h Spitze. Doch ein Wert beeindruckt weit mehr als die grandiosen Beschleunigungen. Der Durchschnittsverbrauch des Über-Porsche liegt bei gerade einmal 11,9 Litern SuperPlus auf 100 Kilometern. Vor Jahren wäre man in diesen Leistungsklassen mit rund dem doppelten oder mehr an Verbrauch unterwegs gewesen. Der Porsche 911 GT2 RS ist ein Auto für die Rennstrecke. „Rund 90 Prozent der Gesamtfahrleistung eines GT- Fahrzeugs wird von unseren Kunden auf der Rundstrecke zurückgelegt. Viele fahren sonst nur auf eigener Achse dort hin und zurück. Entsprechend haben wir den GT2 RS auch entwickelt“, erläutert Preuninger, „bei diesem Fahrzeug sind wie nah an einem Jet. Den Grenzbereich kann man allenfalls auf der Rennstrecke austesten. An sich bin ich selbst kein Turbofanatiker, aber ich bin ein echter Fan dieses Autos geworden.“

Die 456 KW / 620 PS kommen nicht von ungefähr. Der im Normalzustand alles andere als schwächliche Sechszylinder-Boxer mit seinen 3,6 Litern Hubraum wird Dank Abgasturbolader zu einer wahren Rakete. Bereits ab 2.250 U/min liegt ein gewaltiges Drehmoment von 700 Nm an. Doch Zahlen können kaum ausdrücken, wie sehr es zur Sache geht, wenn der Turbo sich erst einmal den Motor geschnappt hat. Es gibt kein Halten mehr. Der Hecktriebler spurtet nach vorn, als ob ein Nachbrenner gezündet worden wäre und dem Piloten entgleiten die Gesichtszüge nach hinten. Das mit Wildleder bezogene Lenkrad arbeitet besonders in engen Kurven messerscharf und die Keramik-Bremsanlage beeindruckt ernsthaft noch mehr als das Hochleistungs-Aggregat im Fahrzeugheck.

Die Abstimmung des Rennfahrwerks ist ein Hochgenuss. Dabei zeigt sich der offiziell knapp 1,4 Tonnen schwere Bolide nicht nur knüppelhart, sondern durchaus noch so, dass er auch auf öffentlichen Straßen zu bewegen ist. Überhaupt ist nicht nur die Rennstrecke, sondern auch die Landstraße der artgerechte Lebensraum für einen Porsche GT2 RS. Zwar kann hier einem auch ein GT3 die Spucke aus dem Mund zaubern, doch der RS legt die Messlatte schon durch die breitere Spur, speziell angepasste Semi-Slick-Reifen und das Plus an Motorleistung nochmals deutlich höher. Während die normale Dämpferanstimmung für Landstraßen oder die Nordschleife die rechte ist, bedient der Sportmodus topfebene Rundstrecken in vorbildlicher Art und Weise. Wer will, kann die Regelungsprogramme für Längs- und Querdynamik im RS einzeln deaktivieren. Andreas Preuninger: „Zuerst hatten wir auf eigene Initiative nur eine Leichtversion als Versuchsträger aufgebaut. Es ist dann immer mehr und immer schneller geworden und irgendwann hatten wir die 600 PS vor Augen.“ Doch Leistung ist das eine. Zudem wurde an allen nur erdenklichen Stellschrauben gedreht, Gewicht zu reduzieren.

Die ohnehin überaus leichte Kofferraumhaube vorne aus Aluminium wurde durch ein Kohlefaserteil ersetzt. Auf ihm prangt nunmehr keine Porsche- Plakette, sondern ein offizieller Rennaufkleber. Zudem gab es vordere Kotflügel aus Kunststoff, dünne Teppiche, Rennschalensitze und eine Vielzahl von Kleinmaßnahmen. „Letztlich ist der Wagen ohne Flüssigkeiten nunmehr gerade einmal 1.280 Kilogramm schwer“, ergänzt Preuninger nicht ohne Stolz, „das sind nur zwei Kilogramm pro PS – ein toller Wert.“ Irgendwann ging es auch um die Rundenzeit auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings. „Bei den ersten Testfahrten lagen wir bei 7.35 Minuten, dann hinterher bei knapp unter 7.30 Uhr mit Walter Röhrl am Steuer“, erinnert sich Projektleiter Andreas Preuninger. Als es an die letzten Testfahrten ging, hatte Rallye-Urgestein und Porsche-Experte Röhrl Rückenprobleme und musste passen. „Ein Testfahrer von uns hat mit dem Wagen dann eine Zeit von 7.18 Minuten gefahren“, erzählt Karten Schebsdat, verantwortlich für die Entwicklung der GT-Fahrzeuge bei Porsche, „da waren wir alle überrascht, wie schnell der Wagen ist.“

Auf der Rennstrecke dürfte dieser Porsche 911 GT2 RS kaum zu überholen sein. Ob es langfristig bei einem manuellen Sechsgang-Getriebe bleibt, ist dagegen noch nicht entschieden. Aktuell ist der Renner mit einem präzisen, aber knochigen Sechsgang-Getriebe unterwegs. Doch die Porsche-Entwickler könnten sich mittelfristig durchaus den Verbau einer entsprechend hochleistungstauglichen Doppelkupplung vorstellen. Doch wer die manuelle Gangwahl einmal genossen hat, dürfte sich kurzfristig nur schwer umstimmen lassen. Der Fahrspaß, die Gänge bis an die 6.750- U/min-Grenze auszudrehen und kann mit kraftvollem Kupplungsfuß und tatkräftigem Druck manuell den Gangwechsel zu vollziehen, ist ein Gefühl, dass man so schnell kaum missen möchte. Achtung – Fertig – Los!

Quelle: Autoplenum, 2010-07-21

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