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Testbericht

Stefan Zaumseil, 27. Januar 2008
Immer wenn ein Audi statt des A ein S im Namen trägt, kann man sich auf Power, Fahrspaß und Quattro einstellen. Die Versuchung für sportliche Familienväter: Der Audi S6 – dynamischer und potenter als je zuvor.

Mit dem S6 Avant wollen die Ingolstädter zeigen, dass die automobile Oberklasse noch lange nicht von den Power-Dieseln gekapert worden ist. Mit zehn Zylindern, grollenden 435 PS und einem Antritt wie im Formel-Renner tritt man gegen BMW M5 und Mercedes E-Klasse AMG an. Sportlich geht eben auch mit Anhang. Markantestes Merkmal des S6: Die eingesetzten Tagfahrleuchten im vorderen Stoßfänger. Jeweils fünf LED auf jeder Seite sollen nicht nur mehr Sicherheit bieten, sondern selbstbewusst für die zehn Brennkammern stehen. Für die weiteren Erkennungsmerkmale muss man etwas genauer hinschauen: Außenspiegel im Aluminium-Look, Vierfach-Auspuff-Endrohre, Lufteinlass im vorderen, Diffusor im hinteren Stoßfänger, neue Einstiegsleisten, 14 Millimeter breitere Kotflügel, Dachspoiler. Das S6-Logo im markanten audi-typischen Grill muss man fast schon suchen.

Nicht dagegen im edlen Alcantara-Innenraum: Hier prangen reichlich S6-Logos - damit man nicht vergisst, womit man unterwegs ist. Ansonsten ist alles wie aus dem A6 gewohnt - bis auf die Holzapplikationen, die durch sportlicher wirkende Karbon-Elemente ersetzt wurden. Das Cockpit glänzt nicht nur durch echtes Aluminium, sondern durch grau hinterlegte, perfekt ablesbare Armaturen - und im Dunklen sieht alles durch die matt-weiß/rote Beleuchtung noch viel besser aus.

Die für den S6 neu entwickelten Sportsitze mit integrierten Kopfstützen lassen sich vielfach individuell einstellen und bieten perfekten Seitenhalt. Die Mittelkonsole neigt sich leicht zum Fahrer und beherbergt das nach wie einfach zu bedienende MMI-System. Die Qualität von Material und Verarbeitung sind der gehobenen A6-Ausstattungswelt entsprechend und das Platzangebot ist genau wie bei seinen schwächeren Brüdern üppig - nicht nur in der ersten Reihe, sondern auch in der zweiten. Und erst recht im Kofferraum: Immerhin 565 Liter Platz für Urlaubsgepäck. Wer nach dem Anlassen des Motors kreischendes Formel-1-Gebrüll erwartet, der wird vielleicht enttäuscht sein: Der hauseigene Zehnzylinder hat die gleiche Basis wie das Triebwerk des Lamborghini Gallardo, klingt weder so grell wie der M5, noch krakelt er wie ein bulliger V8. Obschon von außen sehr präsent, klingt das neu entwickelte FSI-Kraftpaket im Innern selbst beim Beschleunigen noch recht verhalten. Dass ein per Freisprechanlage verbundener Gesprächspartner beim Gasgeben trotzdem beeindruckt schweigt, ist den Audi-Ingenieure zu danken: Der Motorsound wird über einen Schlauch akustisch zum Fahrerplatz geleitet. Im Alltagsbetrieb ist der 220 Kilogramm schwere 5.2-Liter-V10 mit 435 PS ein überaus kultivierter Motor: Nach einem stabilen Leerlauf stehen die 540 Newtonmeter Drehmoment schon ab 3.000 Touren zur Verfügung. Er entfaltet seine Leistung harmonisch über den gesamten Drehzahlbereich, so dass man das eine oder andere Mal vom Drehzahlbegrenzer überrascht wird. Bei einem neugierigen Blick unter die Motorhaube versteckt sich der Zehnzylinder denn auch nicht schamhaft unter Plastikabdeckungen, sondern präsentiert sich stolz mit zwei offen liegenden Einspritzpumpen und zehn einzelnen roten Zündspulen.

Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 ist in 5,3 Sekunden absolviert. Bei 250 Kilometer pro Stunde wird zum Unwillen des Piloten wird sanft abgeriegelt - dabei wären sicherlich Tempi um die 300 möglich. Die sechsstufige Tiptronic arbeitet sanft mit blitzsauberen Übergängen. Wer manuell eingreifen möchte - und dazu gibt es absolut keinen Grund - kann dies mit den Schaltwippen am Lenkrad oder am Wählhebel tun. Im Sport-Modus reagiert die Automatik mit noch schnelleren und späteren Gangwechseln - doch Vorsicht: Der sanfte Anfahrmodus weicht dann einem sehr behänden Anfahrschub, der beim Parken durchaus überraschen kann. Die Lenkung des S6 ist deutlich direkter und etwas präziser als vom A6 her gewohnt. Für einen Schritt in Richtung Perfektion wäre jedoch etwas mehr Rückmeldung über den Straßenzustand wünschenswert. Wer den Audi S6 mit justierbarer Luftfederung oder gar einem hydraulischer Wankausgleich aus dem alten RS6 erwartet hat, findet überraschenderweise eine klassische Feder-Dämpfer-Anordnung, die mit ihrer exakten Abstimmung weder das eine noch das andere vermissen lässt - die Symbiose von sportlichem Handling und reisetauglichem Komfort überzeugt.

Die Agilität des immerhin zwei Tonnen schweren Wagens ist überzeugend, der Allradantrieb aus dem Hause Audi sowieso. Die veränderte Kraftverteilung von 60:40 zugunsten der Hinterachse wird insbesondere sportliche Piloten erfreuen. Trotzdem fehlen die klassischen Lastwechsel eines reinen Hecktrieblers.

Die Sportlichkeit des Audi S6 geht etwas zu Lasten des Federungskomforts - der ist nicht ganz so ausgeprägt wie vom A6 her gewohnt. Bodenwellen und Kanaldeckel beispielsweise sind deutlich im Innenraum zu spüren. Das ist nun einmal der Sportlichkeit geschuldet. Trotzdem ist der Komfort auf allen Sitzen immer noch auf Oberklasse-Niveau.

Die Serienausstattung des Audi S6 Avant ist ebenso üppig wie die Sicherheitsausstattung vollständig. So sind beispielsweise die Alcantara-Leder-Ausstattung, Xenon-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten, die Sitzheizungen für die Vordersitze, elektrische Lendenwirbelstütze, Reifendrucküberwachung, die eloxierte Dachreling oder die Komfortklimaautomatik Komfortdetails, die normalerweise extra zu bezahlen sind - 84.500 Euro Grundpreis schmerzen trotzdem.

Für die Käuferschar in dieser Preisregion ist der Kraftstoffverbrauch eher Nebensache: Durchschnittlich 14 Liter pro 100 Kilometer laufen durch die Einspritzdüsen, bei straffen Autobahntouren können es durchaus deutlich mehr als 20 Liter werden - 5204 Kubikzentimeter Hubraum sind nun einmal durstig. Insgesamt ist der Audi S6 Avant ein überzeugender Reisekombi der Oberklasse mit sportlichen Fahreigenschaften, der sich unter seinesgleiches wie dem neuen BMW M5 Touring und dem Mercedes E 63 AMG T bestens schlägt.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-27

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