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Testbericht

Jens Meiners/SP-X, 19. April 2010

Die Übernahme durch Spyker ermöglicht der Kultmarke Saab die wahrscheinlich letzte Chance auf ein Überleben. Was General Motors in fast 20 Jahren nicht gelungen ist, soll unter Führung der kleinen niederländischen Sportwagenmanufaktur klappen: Die Schweden müssen mit neuen Produkten endlich schwarze Zahlen schreiben.

In den kommenden zwei Jahren profitiert Saab allerdings noch von der auslaufenden Zusammenarbeit mit dem US-Hersteller. Der neue 9-5 kaschiert mit seinem kühlen skandinavischen Design, dass er sich seine Architektur mit dem Opel Insignia teilt. Das gilt ebenso für die noch moderner gezeichnete Kombi-Version, die Mitte nächsten Jahres auf den Markt kommt. Einige Monate vorher wird der Geländewagen 9-4X seine Premiere feiern, der mit den GM-Modellen Chevrolet Captiva und Opel Antara verwandt ist und im mexikanischen Werk Ramos Arizpe von GM produziert wird.

Diese noch unter GM-Ägide aufgesetzte Modelloffensive kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Detroit die Schweden auf der Produktseite sträflich vernachlässigt hat. Der bisherige Saab 9-5 lief zwölf Jahre lang vom Band - andere Marken kommen in diesem Zeitraum locker auf zwei Produktzyklen.

So richtig verwirklichen kann sich der Spyker-Chef Victor Muller jedoch erst mit den danach kommenden neuen Fahrzeugen. Ein Einstiegsmodell soll gegen Mini und Audi A1 antreten, zudem wird es einen Nachfolger für die Mittelklasse-Limousine 9-3 geben. Auf GM-Plattformen werden diese Fahrzeuge eher nicht mehr stehen. Als Technologiepartner ist vielmehr BMW im Gespräch. Die Münchner arbeiten an Frontantriebsplattformen mit Drei- und Vierzylindermotoren und dürften nach dem Scheitern der anvisierten Kooperation mit Mercedes-Benz für jeden Abnehmer dankbar sein. Der Premium-Anspruch von Saab und BMW passt gut zusammen, die Markenphilosophien sind jedoch unterschiedlich genug, um eine Kannibalisierung weitgehend zu vermeiden.

Muller will aus der Historie der Marke schöpfen, um Saab neuen Auftrieb zu geben. Das beginnt bei den Modellbezeichnungen: Die von GM eingeführte, aktuelle Nomenklatur wird abgelöst. Das neue Einstiegsmodell wird nicht 9-1 heißen, sondern 92, also genau wie der erste Saab von 1949. Der Nachfolger des 9-3 erhält die Ziffer 900.

Auch optisch gestattet sich der 92 einen Rückgriff in die Vergangenheit: Die Fenster- und Dachlinie fällt fließend-elegant nach hinten ab - wie die frühen Saab-Modelle der Baureihe 92, 93 und 96. „Der 92 erhält seine Tropfenform zurück", erklärt Muller, der gerne selbst zum Zeichenstift greift. Sowohl Saab 92 als auch Saab 900 sollen 2013 auf den Markt kommen.

Muller will profitabel werden, ohne zum Wachstum gezwungen zu sein. Der Break-Even, an dem die Marke Gewinne einfährt, soll auf 85.000 Einheiten pro Jahr gesenkt werden; gleichzeitig plant Saab für 2012 mit 120.000 Verkäufen. Ob der Kraftakt gelingen wird, ist aber durchaus fraglich, denn die schwedische Marke hat schon viel Vertrauen verspielt. Wenn Victor Muller im Gespräch allerdings sagt: „Ich konnte nicht zuschauen, wie Saab stirbt“, dann hat er zumindest die Sympathien der Auto-Enthusiasten auf seiner Seite. Jens Meiners/SP-X

(3.146 Zeichen) (Zeichnung: Gernot Bracht/SP-X)

SP-X/Trollhättan. Die Übernahme durch Spyker ermöglicht der Kultmarke Saab die wahrscheinlich letzte Chance auf ein Überleben. Was General Motors in fast 20 Jahren nicht gelungen ist, soll unter Führung der kleinen Sportwagenmanufaktur klappen.

Fazit
SP-X/Trollhättan. Die Übernahme durch Spyker ermöglicht der Kultmarke Saab die wahrscheinlich letzte Chance auf ein Überleben. Was General Motors in fast 20 Jahren nicht gelungen ist, soll unter Führung der kleinen Sportwagenmanufaktur klappen.

Quelle: Autoplenum, 2010-04-19

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