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Testbericht

15. Januar 2010
Berlin, 15. Januar 2010 - Dieses boxförmige Auto wirkt erfrischend anders - die Leute gucken hin, drücken sich die Nasen an den Scheiben platt. Wir sind im winterlich schmuddeligen Berlin mit dem neuen Nissan Cube unterwegs. Die Japaner setzen bei dem Wagen auf eine Kombination von Lifestyle und Praktikabilität. Und Nissan beschreibt die Qualitäten, die der Cube im Stau haben soll - schauen wir mal, was an dieser antidynamischen Tiefstapelei dran ist.

In den Verkehr gewürfelt Äußerst senkrecht legt sich der Cube in den Wind: Seine steile kurze Schnauze, die ebenso steile und kaum gebogene Frontscheibe passen zu den Seitenwänden und dem Heck, wo ebenfalls alles glattflächig abfällt. Die kurzen Überhänge lassen den Wagen kompakt wirken. Die abgerundeten Ecken der Seitenscheiben riechen nach dem Interieur-Design der 70er. Auch die Ecken der Karosserie wurden konsequent gerundet. Optisch wirkt das weich, dabei besteht das Gehäuse aus Blech und nicht aus Hartgummi, wie der Tresen des nahe gelegenen Szeneklubs Berghain. Aber mit der kultigen Außenhaut könnte man durchaus vor dem mega angesagten Berliner Laden vorfahren. Das Gesicht des Cube soll übrigens laut dem durchgeknallten Nissan-Design-Jargon einer Bulldogge mit Sonnenbrille ähneln - aber das erweist sich bei einem klaren Blick auf die Front des Cube als das übliche Designer-Gesülze.

Dritte Generation - erste für Deutschland Was bei uns als neues Hype-Auto daherkommt, gibt es eigentlich schon seit 1998. Der Nissan Cube der ersten Generation ist aber in abschreckendem Ödnis-Design gehalten - gut, dass es den hier nie gab. Die zweite Generation von 2002 war dann schon richtig body-schick. Die dritte Generation wurde richtigerweise nur sanft überarbeitet und war das erste Mal im November 2008 auf der L.A. Auto Show zu sehen. Jetzt hat die für unsere Augen ungewöhnliche Formgebung den Sprung nach Europa geschafft.

Aufgepeppt Wir haben das beim Daihatsu Materia erlebt und auch beim Kia Soul: außen hui, innen dann der Schlag aufs Auge. So erwarten wir auch, im Cube von einer traurigen Hartplastik-Welt empfangen zu werden. Ganz so schlimm wird es dann nicht: Die Materialien wirken zwar in der Tat recht hart und günstig, aber sie wurden mit Pfiff in Form gebracht. So scheinen in den Böden der Becherhalter und auf den Lautsprecherabdeckungen konzentrische Kreise zu wabern. Und um die Lüftungsdüsen sitzen lackierte Rahmen. Von drögem Langweiler-Grau werden wir beinahe vollständig verschont. Und der Blick nach oben macht Spaß: Ein riesiges, nicht aufschiebbares Glasdach, gibt den Blick gen Himmel frei. Mit einem transparenten Schieber lässt sich die Sicht eintrüben, wer da gar nicht rausgucken will, schiebt die undurchsichtige Matte vor. Zudem lässt sich die Kabine beliebig mit stylischen Accessoires individualisieren. Ein kleiner Fransenteppich soll auf dem Armaturenbrett das Verrutschen von abgelegten Handys verhindern und an den Türgriffen erfüllen orangerote Gummibänder ungeahnte Funktionen. Optional lassen sich die Sitze mit einem gewöhnungsbedürftigen Plüsch-Braun beziehen.

Platz da Dabei haben auch die Köpfe von Sitzgrößen jede Menge Platz. Beinfreiheit gibt es sowohl vorne als auch hinten, zumal sich die Rückbank verschieben lässt. Der Kofferraum fasst 255 bis 1.563 Liter Gepäck. Allerdings entsteht durch das Umlegen der Rückbank-Rücklehne keine ebene Ladefläche. Die Sitze an sich machen keinen Versuch, als sportlich durchzugehen. Laut Nissan sollen sie ein Sofa-Gefühl vermitteln. Das gelingt und ist für den Stadtverkehr vollkommen in Ordnung. Der gemütlichen Authentizität willen hat man extra Metallfedern ins Sofa-Gestühl gebaut. Auch die Rückbank sitzt sich bequem, wobei es hier bei Besetzung mit drei Leuten eng wird.

Weichlenker Der Cube basiert auf der sehr flexiblen Nissan-B-Plattform, die zum Beispiel auch unter den Modellen Micra und Note sowie unter Clio und Twingo vom Allianzpartner Renault steckt. Also erwarten wir keine bösen Überraschungen - und in der Tat: Die Scheibenbremsen rundum verzögern super, das Fahrwerk kommt mit den üblichen Unebenheiten gut zurecht und gewankt wird viel weniger, als es der hohe Kasten vermuten lässt. Nur die Lenkung ist arg weich geraten, was aber die Einpark-Kurbelei erleichtert.

Diesel oder Benziner In der Allianz Renault-Nissan beschäftigt sich Renault auch mit Dieselmotoren, während von Nissan ausschließlich Benzin-Aggregate kommen. So wird der 1,5-Liter-Diesel des Cube von Renault geliefert. Das Triebwerk ist für 110 PS und ein maximales Drehmoment von 240 Newtonmeter gut. Durchschnittlich gluckern 5,2 Liter Diesel pro 100 Kilometer weg. Der Motor ist noch mit einer Euro-4-Einstufung unterwegs - schade bei einem Auto, was im Jahre 2010 in Deutschland neu vorgestellt wird. Ab Oktober 2010 soll das Aggregat die Euro-5-Norm erfüllen. Aber für Nissans Präsentation des Wagens als "Stehzeug" gibt es keinen Grund: Der Motor zieht den Wagen dank des hohen Drehmoments flott nach vorn und hängt dabei gut am Gas. In 11,9 Sekunden geht es von null auf hundert km/h - ganz ordentlich für so eine Kiste. Schluss ist bei 175 km/h. Dabei geht es bis 140 km/h recht ruhig zu, das Triebwerk hinterlässt einen kultivierten Eindruck.

Diesel immer per Hand Der Diesel wird im Cube immer mit einer Sechsgang-Handschaltung kombiniert. Diese lässt sich sauber führen, Hakeln: Fehlanzeige. An dem manuellen Schaltwerk gibt es also nichts zu tippen. Was wir vermissen: Ein besonders für den urbanen Dschungel konzipiertes Auto könnte auch gut eine Automatik vertragen - die gibt es für die Diesel-Motorisierung aber nicht. Den im März 2008 vorgestellten Denki Cube Concept mit Elektroantrieb wird es übrigens ebenfalls nicht geben - beim Cube setzt Nissan auch in Zukunft auf Verbrennungstechnik.

Mit Benziner leichtfüßig Der Cube kann auch mit einem 1,6-Liter-Benziner betrieben werden. Dieser leistet genauso wie der Diesel 110 PS, kommt aber nur auf ein maximales Drehmoment von 153 Newtonmeter. Wer jetzt glaubt, mit dem Benzinaggregat geht es nicht ab, hat sich getäuscht: Schön leichtfüßig ziehen wir durch den Stadtverkehr. In 11,3 Sekunden sind 100 km/h erreicht, bei 175 km/h ist wiederum Schluss. Auch der Benziner bleibt schön ruhig, sorgt für eine entspannte Atmosphäre in der Kabine. 6,6 Liter zapft sich das Euro-5-Triebwerk pro hundert Kilometer aus dem Tank. Kleines Manko: Der Benziner lässt sich nur an eine Fünfgang-Handschaltung koppeln, sechs Gänge gibt es nicht. Aber unendlich viele Gänge: Eine stufenlose Automatik (CVT) übernimmt dann optional den Job. Diese stand zum Test leider noch nicht zur Verfügung. Zumindest steigt mit ihr der Verbrauch auf 7,0 Liter, die Beschleunigung sinkt auf 12,4 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit geht auf 170 km/h runter. Erfahrungsgemäß ist das CVT-Gejaule in höheren Geschwindigkeits-Regionen nicht jedermanns Sache.

Kein Schnäppchen Klar, so ein Design-Auto richtet sich in erster Linie an junge Leute. Aber Studenten mit wenig Kohle sind nicht gemeint: 18.000 Euro kostet so ein Cube mindestens, es geht hoch bis 22.600 Euro. Einen Kia Soul gibt es bereits ab 15.900 Euro, der Daihatsu Materia ist ab 15.490 Euro zu haben. Und in den USA, wo der Cube seit einem Jahr angeboten wird, steht der Wagen mit 122-PS-Benziner für umgerechnet 9.660 Euro (ohne Steuern) in der Liste. Man orientiert sich bei Nissan also selbstbewusst an Mini. Der Mini Cooper mit 120 PS wird nämlich für 19.200 Euro feilgeboten. Bestellbar ist der Cube ab 30. Januar 2010, verkauft wird dann ab 20. März. Um den modischen Anspruch des Cube zu unterstreichen, wurden in London, Paris und Berlin so genannte Cube List Stores eingerichtet. Dort gibt es zwar nicht den Cube, aber Produkte, von denen die Designer denken, dass Cube-Kunden sie mögen würden. Der Berliner Laden in der Karl-Marx-Alle liegt übrigens nur fünf Gehminuten vom oben erwähnten Berghain entfernt.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Turbodiesel
Hubraum:1.461
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:81 kW (110 PS) bei UPM
Drehmoment:240 Nm bei 1.750 UPM
Preis
Neupreis: 20.000 € (Stand: Januar 2010)
Fazit
Pfiffig, lustig, stylisch oder niedlich: Auf jeden Fall macht der Nissan Cube äußerlich eine Menge her. Und innen gefallen vor allen Dingen die großzügigen Platzverhältnisse sowie die ambitionierte Gestaltung. Hier muss der Fahrer aber durch Customizing für den letzten Schliff sorgen - der Zubehör-Markt hält da unzählige Extras bereit.

Das Fahrwerk und die Motorisierungen machen den Wagen überraschend dynamisch, wobei das entspannte Innenraum-Gefühl erhalten bleibt. Nur die Lenkung ist etwas weich geraten. Außerdem ist der Diesel nur ein Euro-4-Motor und nicht mit Automatik lieferbar. Und beim Einstiegspreis hätte sich Nissan auch ein wenig zurückhalten können.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2010-01-15

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