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Testbericht

Michael Lennartz, 27. Juni 2017

Erstaunlich: Innerhalb von nur eineinhalb Jahren hat Mercedes seine komplette E-Klassen-Baureihe mit allen Varianten erneuert. Als fünfte und letzte Spielart vollendet nun das Cabriolet den Generationswechsel des Mittelklässlers. Der offene Viersitzer kann bereits bestellt werden, wird zu Preisen ab 54.228 Euro für das Einstiegsmodell E200 angeboten und ab September ausgeliefert.

Beim jüngsten Mitglied der E-Familie ist jetzt endgültig Schluss mit Halbheiten: War der Vorgänger noch eine Kreuzung aus C- und E-Klasse, so präsentiert sich der freizügige Neuling zu 100 Prozent als Ableger der aktuellen E-Limousine und stößt buchstäblich in neue Dimensionen vor. Das Cabrio streckt sich gegenüber dem Vorgänger um 12,3 Zentimeter auf nunmehr 4,83 Meter in die Länge und dehnt sich auch in der Breite um 7,4 Zentimeter aus.

Der um 11,3 Zentimeter mitwachsende Radstand beschert den Insassen in zweiter Reihe dabei eine ganz und gar Cabrio-untypische Raumfülle, denn der Längenzuwachs wurde fast in vollem Umfang an die Hinterbänkler weitergegeben, die sich über gut zehn Zentimeter mehr Beinfreiheit freuen können. Der Kofferraum blieb dagegen nahezu unverändert, verfügt bei geschlossenem Verdeck über 385 Liter Ladevolumen und bietet wenigstens bei offener Fahrt mit 310 Litern ein Plus von zehn Litern. Die im Verhältnis 50:50 teilbaren Rücksitzlehnen können immerhin umgeklappt werden und verbessern mit dieser Durchlademöglichkeit den Alltagsnutzen.

Schön und gut. Aber viel wichtiger ist der Kundschaft sicher ein betont dynamischer Auftritt, und den liefert das E-Cabriolet in höchstem Maße. Wuchtig satt und dennoch mit der bei einem Mercedes gebotenen Eleganz, steht der Oben-ohne-Sternenkreuzer auf der Straße. Und zwar aus jedem Blickwinkel, von der Frontpartie mit dem markanten Diamantgrill über die lange Motorhaube mit Powerdomes und die schicke coupéhafte Silhouette in der Seitenansicht bis zum muskulösen Hinterteil mit einer Heckklappe, in deren Mitte ein klappbarer Mercedes-Stern als Kofferraumöffner dient.

Im Innenraum wurde der Frischluft-Gleiter ganz im Stil der E-Limousine nachgeschärft: das Widescreen-Cockpit im Cinemascope-Format, die Touch-Control-Buttons auf dem Lenkrad, die neuen Interieur-Farben Yachtblau und Tizianrot sowie die turbinenartig geformten Lüfterdüsen, die mehr Sportlichkeit symbolisieren sollen.

In Sachen Cabrio-Kompetenz macht den Stuttgartern so schnell keiner etwas vor, schließen haben die Schwaben mittlerweile sechs offene Modelle von der C-Klasse bis zum GT-Roadster im Portfolio - so viel wie kein anderer Hersteller. Und das merkt man. Das serienmäßige Akustik-Stoffverdeck etwa besteht aus einem mehrlagigen Aufbau mit aufwändiger Dämmung und reduziert bei geschlossener Fahrt Wind- und Fahrgeräusche so effektiv, dass sich die Insassen auch bei höheren Geschwindigkeiten noch in normaler Lautstärke unterhalten können. Es öffnet und schließt in knapp 20 Sekunden, wobei sich das sehenswerte Zusammenfalten auch bis Tempo 50 in bewegter Fahrt erledigen lässt.

Wer das Cruisen unter freien Himmel ohne Sturmfrisur genießen möchte, kann optional das elektrische Windschottsystem Aircap ordern, das an der Oberkante der Windschutzscheibe ausfährt und die Zugluft über die Insassen hinwegleitet – und die Frisur sitzt. Um auch an kühleren Tagen das Open-Air-Feeling nicht missen zu müssen, steht selbstverständlich wieder Airscarf, die Heizung aus der Kopfstütze, die sich wie ein wärmender Schal um den Hals legt, in der Aufpreisliste.

Dass Mercedes immer noch eine Ecke weiterdenkt, zeigt sich an sonnenreflektierendem Leder, das bei direkter Sonneneinstrahlung sehr hilfreich ist, und an einer neuen Wisch-Wasch-Anlage, die bei Oben-ohne-Fahrt die Spritzdüsen so in der Richtung verändert, dass bei einem Scheibenwaschvorgang nicht gleichzeitig die Insassen mit geduscht werden. Mehr Komfort diesseits der High-End-Luxusklasse geht nicht.

Zum Marktstart stehen fünf Motorisierungen zur Wahl. Bei der Diesel-Fraktion gibt es zwei Angebote. Der kleinere E 220d wird von einem 2,0-Liter-Vierzylinder mit 143 kW/194 PS befeuert, der das Cabriolet bis zu 237 km/h schnell macht. Ein Drehmoment von 400 Nm garantiert auch ordentlich Durchzug, wenngleich sich nach ersten Testrunden in der Mont-Blanc-Region resümieren lässt, dass die Charakteristik des Sternen-Cabrios eher zum komfortablen Cruisen einlädt, als dass sich eine sportliche Gangart aufdrängen würde. Die 4,3 l/100 km Normverbrauch sind selbst auf diese Weise nicht erreichbar, unser Testverbrauch von knapp über sechs Litern auf kurvigen Bergstraßen stellt aber durchaus zufrieden. Ebenfalls von Anfang an soll mit dem 350d auch ein V6-Diesel mit 190 kW/258 PS die Selbstzündelei verstärken.

Bei den Benzinern sind aktuell drei Triebwerke am Start. Den Einstieg bildet ein 2,0-Liter-Vierzylinder mit 135 kW/184 PS im E 200, der in einer höheren Leistungsstufe mit 180 kW/245 PS auch den E 300 antreibt. Einem Spitzentempo von 237 km/h beziehungsweise 250 km/h stehen und im Normzyklus trotzdem eher bescheiden wirkende Verbrauchswerte von 6,0 respektive 6,4 Litern gegenüber. Die vorläufige Topmotorisierung bietet der E 400 mit einem 3,0-Liter-V6 unter der Haube, der 333 Pferde (245 kW) einspannt, ebenfalls abgeregelte 250 km/h Spitze erlaubt und mit spürbar sportlicherer Attitüde nie und nimmer den Normverbrauchswert von 8,1 l/100 km in der Praxis schafft. Dass unter den weiteren Motorisierungen, die noch nachgeschoben werden, eine AMG-Variante ist, dürfte als gesichert gelten. Dem Zeitgeist geschuldet aber nicht mehr als V8-Version, sondern als gewiss nicht schwachbrüstiger Sechszylinder.

Im 400er und dem V6-Diesel ist auch der Allradantrieb 4MATIC serienmäßig an Bord. Später werden auch der E200 und der E220d optional als 4x4-Modelle angeboten, lediglich im E300 bleibt es ausschließlich beim Hinterradantrieb. Dass das Optimum an Traktion überhaupt erstmals im E-Klasse Cabrio eingebaut werden kann, ist ebenfalls eine Folge der Umstellung auf die alleinige E-Architektur. Die Schaltarbeit übernimmt in allen Modellen stets eine Neunstufen-Automatik. Das Sportfahrwerk ist Serie, gegen Aufpreis gibt es die Luftfederung dazu, und spätestens dann beherrscht der luftige Mercedes auch eine beherzt sportliche Gangart.

Dass mit den aus der Limousine bekannten, fast durchweg aufpreispflichtigen Assistenzsystemen auch unter freiem Himmel dem teilautonomen Fahren gefrönt werden kann, versteht sich ebenso von selbst wie die vollständige Vernetzung des Zweitürers mit der digitalen Umwelt - als würde der Fahrspaß alleine nicht schon genügen. Weniger spaßig fallen allerdings die Preise aus: Unter 56.049 Euro für den E 200 geht schon mal gar nichts, und der E 400 als vorläufiges Topmodell kostet mindestens 70.281 Euro. Saftige Zuschläge für die vielen schönen Extras noch nicht eingerechnet. Tja, Mercedes macht halt auch da nun mal keine halben Sachen.

Mercedes E-Klasse Cabriolet – Technische Daten
 
Zweitüriges, viersitziges Cabriolet; Länge: 4,83 Meter, Breite: 1,86 Meter (mit Außenspiegeln: 2,10 Meter), Höhe: 1,43 Meter, Radstand: 2,87 Meter, Kofferraumvolumen: 310 Liter mit geöffnetem Verdeck – 385 Liter im geschlossenem Verdeck.
Mercedes E 220d Cabriolet: 2,0-Liter-Vierzylinder, 9-Gang-Automatik, 143 kW/194 PS, maximales Drehmoment: 400 Nm bei 1.600 bis 2.800 U/min, 0-100 km/h: 7,7 s, Vmax: 237 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,3 Liter/100 Kilometer Diesel, CO2-Ausstoß: 113 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: A+, Preis: 56.049 Euro.
Mercedes E 350d 4MATIC Cabriolet: 3,0-Liter-V6-Zylinder, 9-Gang-Automatik, 190 kW/258 PS, maximales Drehmoment: 620 Nm bei 1.600 bis 2.800 U/min, 0-100 km/h: 6,1 s, Vmax: 250 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,5 Liter/100 Kilometer Diesel, CO2-Ausstoß: 170 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Preis: 66.967,20 Euro.
Mercedes E 200 Cabriolet: 2,0-Liter-Vierzylinder, 9-Gang-Automatik, 135 kW/184 PS, maximales Drehmoment: 300 Nm bei 1.200 bis 4.000 U/min, 0-100 km/h: 8,1 s, Vmax: 234 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,2 Liter/100 Kilometer Benzin, CO2-Ausstoß: 142 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Preis: 54.228,30 Euro.
Mercedes E 300 Cabriolet: 2,0-Liter-Vierzylinder, 9-Gang-Automatik, 180 kW/245 PS, maximales Drehmoment: 370 Nm bei 1.300 bis 4.000 U/min, 0-100 km/h: 6,6 s, Vmax: 250 (abgeregelt), Durchschnittsverbrauch: 6,8 Liter/100 Kilometer Benzin, CO2-Ausstoß: 154 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Preis: 60.214 Euro.
Mercedes E 400 4MATIC Cabriolet: 3,0-Liter-V6-Biturbo-Motor, 9-Gang-Automatik, 245 kW/333 PS, maximales Drehmoment: 480 Nm bei 1.600 bis 4.000 U/min, 0-100 km/h: 5,5 s, Vmax: 250 (abgeregelt), Durchschnittsverbrauch: 8,3 Liter/100 Kilometer Super, CO2-Ausstoß: 187 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: C, Preis: 70.281,40 Euro.

Kurzcharakteristik:
Warum: Weil man komfortabler kaum Cabrio fahren kann
Warum nicht: Nur weil das Bankkonto nicht mitspielt
Was sonst: Bei der Konkurrenz müsste man sich schon in der Luxusklasse umsehen

Nach Limousine, T-Modell, All-Terrain und Coupé schließt das Cabriolet als fünfte Variante den Modellwechsel bei der Mercedes E-Klasse ab. Dabei heben die Stuttgarter die Fürsorge um die Insassen auf ein neues Niveau.

Fazit

Nach Limousine, T-Modell, All-Terrain und Coupé schließt das Cabriolet als fünfte Variante den Modellwechsel bei der Mercedes E-Klasse ab. Dabei heben die Stuttgarter die Fürsorge um die Insassen auf ein neues Niveau.

Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-06-27

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