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Testbericht

Marcel Sommer, 18. September 2013
Bei Volvo ist das Motoren-Downsizing angekommen. Mit dem Ergebnis, dass weniger Zylinder zwar mehr Kraft, aber dafür weniger Verbrauch liefern sollen. In der Praxis hapert es noch damit jedoch noch.

Liebe Freunde eines satten Sechszylinder-Sounds, die schwedische Marke Volvo fällt in Zukunft bei der Wahl des nächsten Familienfahrzeugs aus dem Raster. Denn die Schweden machen Ernst mit ihrem Downsizing-Versprechen und verbannen langsam aber sicher die Sechsender aus ihrem Motorenportfolio. Ersatz sollen zwei Liter große Vierzylinder bieten. Sie sind trotz geringerer Anzahl an Brennkammern leistungsstärker und sollen einen bis zu 30 Prozent geringeren Treibstoffverbrauch aufweisen. Ersteres lässt sich schnell nachprüfen und auch begründen. Eine Kombination aus Turbolader und Kompressor liefert die Antwort. Der Kompressor vermittelt den Eindruck eines großen Saugmotors und arbeitet bei niedrigen Drehzahlen.

Der Turbolader startet, sobald der Luftstrom aufgebaut ist. "Wir haben kleinere, intelligentere Motoren entwickelt, deren Leistungsentfaltung so viel Fahrspaß bietet wie Triebwerke mit mehr Zylindern. Sie arbeiten dabei aber so effizient, wie es nur Vierzylinder können. Durch die Elektrifizierung, beispielsweise mit der Plug-in-Hybridtechnik, stoßen wir zudem in Leistungssphären vor, die bisher Achtzylindern vorbehalten waren", erläutert Derek Crabb, Vizepräsident im Bereich der Motorenentwicklung bei der Volvo Car Group.

Eines der ab Ende des Jahres auf den Markt kommenden Downsizing-Opfer ist der frontangetriebene S60 mit der weiterhin gültigen Motorenbezeichnung T6. Der in Verbindung mit entweder einem neuen Achtgang-Automatikgetriebe oder einer manuellen Sechsgang-Handschaltung erhältliche Schwede punktet zweifellos auf den ersten Blick in den Fahrzeugschein mit nun 225 kW / 306 PS. Mit dem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmetern lässt sich ebenfalls gut und gern am Stammtisch protzen. Hinzu kommen leichte Schönheitsoperationen, die vor allem die Front betreffen. Die bisher sichtbaren Düsen der Scheibenwaschanlage sind unter der Motorhaube platziert, die Radarabdeckung im Kühlergrill ist in glänzendem schwarz lackiert und das Volvo Markenlogo ist eine Nummer gewachsen. Soviel zum Thema Optik des ab 45.200 Euro teuren Neulings.

Dass die Kombination von neuem Getriebe und kleinerem Motor für eine deutliche Reduzierung des Verbrauchs sorgt, trifft beim 4,64 Meter langen S60 so leider nicht zu. Es sei denn, es werden nicht die von Volvo vorgegebenen Durchschnittswerte des Vorgängers, sondern die realen Werte mit den neuen Durchschnittswerten verglichen. War der Sechszylinder schon nicht als Spritverächter bekannt, gönnt sich der zylinderrasierte neue Motor ebenfalls einen über den Durst. Eine erfahrene Neun oder zumindest eine hohe Acht stehen dem Laborwert von 6,4 Litern äußerst mächtig gegenüber. Zudem ertappt sich die Automatik auf kurvigen Landstraßen offenbar ständig dabei, wenige Sekunden zuvor den falschen Gang eingelegt zu haben. Anders lassen sich die ständigen und leicht spürbaren Gangwechsel nicht erklären.

Wer sich auf Grund der hohen Leistung zu einer Kurvenhatz hinreißen lässt, wird schnell merken, dass die Bremspunkte nicht gerade denen eines 230 Kilometer pro Stunde schnellen Sportwagens entsprechen. Und auch der Beschleunigungswert von 5,9 Sekunden bis Tempo 100 liest sich auf dem Papier schneller als er sich anfühlt. Der knapp 1,7 Tonnen schwere S60 wirkt zu behäbig und nickt bei starken Bremsmanövern stark ein, was ein heftiges Untersteuern zur Folge haben kann. Damit aber zumindest der Fahrkomfort nicht leiden muss, dafür sorgen die komfortablen Sportsitze und eine gelungene Geräuschdämmung. Selbst bei flotter Fahrt und hoher Drehzahl dringen nur geringste Störgeräusche in den mit bis zu fünf Personen besetzten Innenraum.

In puncto Sicherheit lassen sich die Schweden allerdings nicht lumpen und fahren gleich eine ganze Reihe neuer imaginärer Helferlein auf. Es mag den einen oder anderen geben, der als erstes die meisten dieser piependen und selbständig bremsenden Helfer ausstellt, doch im Prinzip sind sie äußerst hilfreich. So erkennt die zweite Generation des Blind Spot Information Systems von hinten herannahende Fahrzeuge in bis zu 70 Metern Entfernung und warnt vor riskanten Spurwechseln. Zu den besonders im Stadtverkehr hilfreichsten Neuerungen gehört der Cross Traffic Alert. Er warnt zum Beispiel beim Rückwärtsausparken aus einer Parklücke vor Querverkehr in einem Umkreis von bis zu 30 Metern, sowie vor sich nähernden Fußgängern und Fahrradfahrern. Ein kleiner Nachteil ist dabei die Lautstärke und zugleich Wahl des Warntons, der bei lärmempfindlichen oder jungen Mitfahrern zu spontanen Schmerzensschreien führen kann. Das bekannte City Safety System, das bis zu einem Tempo von 50 Kilometer pro Stunde aktiv ist, ist natürlich auch wieder mit an Bord.

Was bleibt ist die Tatsache, dass lediglich der Allradler-S60 weiterhin mit sechs Zylindern erhältlich ist. Das bedeutet zwei PS weniger, 40 Newtonmeter mehr und eine auf 250 Kilometer pro Stunde abgeriegelte Endgeschwindigkeit. Der mit 9,9 Liter angegebene Spritverbrauch ist und bleibt jedoch auch bei ihm, wie die skandinavischen Trolle, ein nettes Märchen.

Quelle: Autoplenum, 2013-09-18

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