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Testbericht

Stefan Grundhoff, 15. März 2015
Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist der Mercedes SL eine Ikone in der Roadsterwelt. Ein Kernmodell des Daimlerkonzerns, Designstück mit Stern, Aushängeschild für Mercedes und in seiner Klasse weitgehend konkurrenzlos. Doch mittlerweile ist der offene Zweisitzer nur noch ein Schatten seiner selbst.

Wer an Mercedes denkt, dem kommt neben der E- oder S-Klasse unweigerlich auch der elegante Luxusroadster SL in den Sinn. Seit dem offenen 300 SL in den 50er Jahren ein elegantes Prachtmobil der Schönen und Reichen, die sich gleichermaßen gerne in Sonne und Öffentlichkeit sonnten. Der offene Mercedes 300er SL, insbesondere mit Fokus USA vom spektakulären Flügeltürer abgeleitet, leitete eine Erfolgsgeschichte ein, die in der Autobranche ihresgleichen sucht. Von 1971 bis 1989 erhob sich der offene SL der Baureihe R 107 selbst zur verchromtem Designikone. Bis heute einer der schönsten Roadster der je produziert wurde; gekrönt mit den Topmodellen SL 500 und SL 560. Ebenso wie die viertürige Mercedes S-Klasse war der SL mehr denn je immer ein Zeichen seiner Zeit. So wie die kantige Baureihe R 129 mit dem unverwüstlichen Kunststoffcharme eines beplankten Panzers, der für die Ewigkeit kreiert wurde. Elegant und mit Hightech vollgestopft die Nachfolgegeneration des R 230, der insbesondere vor Einführung der Glasbaustein-Frontscheinwerfer seine Fans begeisterte.

Heute sieht vieles anders aus. Der aktuelle Mercedes SL der Serie R 231 ist weniger Innovationsträger als seine Vorgänger und ist insbesondere von außen eher ein Schatten seiner selbst. Die Verkaufszahlen dümpeln auf solidem Niveau weltweit vor sich hin. Das wird sich in den nächsten Jahren wohl noch verschlimmern, denn Daimler bringt mit einer offenen Mercedes S-Klasse und einem AMG GT Roadster zwei völlig neue Oben-ohne-Versionen, die genau die Kunden ansprechen werden, die sich ehemals in die SL-Versionen verliebten. Für Puristen begann der Abstieg bereits im Jahre 2002 als Mercedes seinen damals neuen SL (Baureihe R 230) erstmals mit einem Variodach vorstellte. Das Klappdach, großer Trend der späten 90er und frühen 2000er Jahre, wird von vielen Cabrio- und Roadsterfans bis heute belächelt. Das allzu opulente Hinterteil des Mercedes SL konnte in der Generation des R 230 noch vernünftig überspielt. Jedoch wurde der SL im Laufe der Jahre mehr als 1,8 Tonnen schwer. Der aktuelle SL, bei seiner Premiere Ende 2011 immerhin um rund 150 Kilogramm leichter geworden, hat mit den eleganten Augenweiden der vergangenen Jahrzehnte nur noch wenig gemein. Zu blass und unauffällig sind die Linienführungen im Stil des Vorgängers. Das Motorenspektrum bietet aktuell sechs, acht und zwölf Zylindern mit Leistungen zwischen 333 und 630 PS. Macht letztlich 98.000 bis 240.000 Euro Vergnügungssteuer.

Im aktuellen SL-Innenraum gibt es eine perfekte Sitzposition, das elektrische Windschott und ein Frontbass-System, das nur den Innenraum und nicht die Außenwelt beschallt. Doch das Klappdach öffnet und schließt sich nach wie vor nur im Stand - unbrauchbar für den perfekten Auftritt oder eine schnelle Dachöffnung bei langsamer Fahrt in der City. Zudem kommen genau die Emotionen einfach zu kurz, von denen ein Roadster der Luxusliga lebt. Wer für echtes Aufsehen sorgen will, ist mit dem mehr als aufmüpfigen Jaguar F-Type einfach besser bedient. Sportlicher geht es mit einem Porsche 911 und spektakulärer allemal mit einem Aston Martin Vanquish Volante. Wenn sich Mercedes dann bald noch schmerzhafte Konkurrenz im eigenen Haus kreiert, wird es ab kommendem Jahr schwerer denn je. Daran wird auch die bevorstehende Modellpflege kaum etwas ändern, auf die sich der SL in diesem Herbst freuen kann. Große Würfe sind hier kaum zu erwarten, denn vielmehr müsste es eine Neuausrichtung der Submarke SL geben. Gerade weil sich Mercedes mit anderen Submarken wie AMG oder Maybach immer weiter in Richtung Luxussegment auffächert. Vielleicht wird der SL bald ein echter Sportroadster, der seine Bezeichnung SL - Super-Leicht - zurecht trägt.

Quelle: Autoplenum, 2015-03-15

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