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Testbericht

Benjamin Bessinger/SP-X, 20. April 2017

Johannesburg/Südafrika. Eine gewisse Rivalität unter Brüdern gehört einfach dazu. Genau wie die familienfreundliche Unterstützung. Das ist bei den Menschen so und es ist bei Autos nicht anderes. Das zeigt in diesen Wochen auch wieder bei VW, wenn die Niedersachsen den Generationswechsel des Polo vorbereiten. Denn auf der einen Seite wird der Kleinwagen in der sechsten Auflage plötzlich ein bisschen aufmüpfig und probt ganz frech seine Talente auf dem Golf-Platz. Und auf der anderen Seite kann ihm der Aufstieg nur gelingen, weil ihn sein großer Bruder protegiert. Denn das der Polo näher an den Golf kommt als je zuvor, ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass er jetzt ebenfalls auf die Architektur des Modularen Querbaukastens (MQB) wechselt.
 
„Das verschafft und Zugriff auf zahlreiche Technologien und Systeme aus der Kompakt- und Mittelklasse“, freut sich Baureihenchef Klaus-Gerhard Wolpert mit Blick auf die neue Infotainment-Generation mit großen Touchscreens und Näherungssensoren, die optionalen LED-Scheinwerfer oder die vielen Assistenten, die er künftig anbieten kann. Aber wenn der Polo kurz nach der Publikumspremiere im September auf der IAA in Frankfurt in den Handel kommt, muss man gar nicht viele Kreuze in der Aufpreisliste machen, um den Fortschritt zu fühlen.
Schon im Basismodell, das kaum teurer werden soll als bisher und deshalb wohl bei etwa 12.000 Euro starten dürfte, kann man die Vorzüge des MQB spüren. Schließlich bekommt der Polo bei kaum veränderter Länge etwas mehr Radstand und deshalb spürbar mehr Platz auf dem Rücksitz sowie durch ein klügeres Package auch im Kofferraum.
 
Außerdem hat die neue Architektur einen großen Einfluss auf das Fahrverhalten. Wer die Entwickler kurz vor der Produktionsfreigabe bei letzten Tests in Südafrika begleitet, erlebt den Polo deshalb als gereiftes, erwachsenes Auto, das auf den überraschend guten Fernstraßen im fernen Süden auch bei hohem Tempo eine stoische Ruhe bewahrt, das die schlechten Nebenstrecken sauber glattbügelt und das auf den wenigen Bergstraßen sogar einen Hauch von Fahrfreude aufkommen lässt.
 
„Eigentlich gibt es keinen Grund mehr, einen Golf zu kaufen“, stichelt Baureihenchef Wolpert gegen den großen Bruder. Wenn da nicht die Motoren wären. Denn erstens ist die Auswahl beim Polo deutlich geringer, weil es zum Start nur zwei Diesel und sechs Benziner gibt. Zweitens ist die Bandbreite kleiner und erstreckt sich nur von 65 bis 200 PS im GTI. Und drittens setzen die Niedersachsen im Polo vor allem auf Dreizylinder, die lange nicht so souverän und solide klingen wie im Golf, sondern nervig schnattern und sich in dem ansonsten flüsterleisen Auto gehörig in den Vordergrund spielen.
 
Dabei ist es nicht so, dass sich Wolperts Truppe bei den Triebwerken keine Mühe gegeben hätte. Schließlich rüsten sie die Diesel zum ersten Mal bei einem Kleinwagen im VW-Konzern mit SCR-Katalysatoren aus und für die Benziner gibt es durch die Bank Partikelfilter Außerdem stellt Wolpert eine Erdgas-Umrüstung in Aussicht – auch weil er sich nicht vorstellen kann, dass jemand in dieser preissensiblen Klasse freiwillig einen Plug-In-Hybriden oder gar eine Elektrovariante kaufen könnte. „Aber der Baukasten gibt das natürlich her und wir können auf eine neue Nachfrage schnell reagieren.“
 
So bereitwillig Wolpert über die technischen Errungenschaften spricht, so vage bleibt er beim Design. Noch sind die Prototypen außen beklebt und innen verhangen, weil die Spannung bis zur Weltpremiere im Sommer halten soll. Doch man braucht nicht viel Phantasie zu der Erkenntnis, dass der Wagen außen keinen ganz so großen Designsprung macht. Ein paar Linien wirken schärfer und die Proportionen etwas knackiger. Aber im Grunde bleibt der Polo auch in der sechsten Generation ein Allerweltsauto, das es aller Welt recht machen will – genau wie der Golf eben.
 
Innen sieht das schon ein bisschen anders aus. Denn da hat sich der Polo nicht von seinem großen, sondern von seinem kleinen Bruder inspirieren lassen. „Wir haben beim Up gelernt, wie man ein farbenfrohes und lebenslustiges Auto baut“, sagt Wolpert und erzählt stolz von bunten Konsolen, die dem ansonsten zwar vornehmen aber doch eher tristen Cockpit ein wenig Pepp geben sollen.
 
Natürlich wird aus dem Star der Spießer im Segment der Kleinwagen damit nicht gleich ein bunter Hund für die Lifestyle-Fraktion. Doch Wolpert hat noch einen weiteren Trumpf im Ärmel: „Im nächsten Jahr gibt es den Polo auch als SUV“, verspricht der Chefingenieur und reitet damit gleich die nächste Attacke gegen den Golf. Schließlich kommt auf dessen Basis noch in diesem Jahr mit dem T-Roc ebenfalls ein Geländewagen. Leichter macht das die Familienführung sicher nicht.

Er ist eine fixe Größe im VW-Imperium, aber gegen den Golf hat der Polo einfach keine Chance. Das wird sich auch in der sechsten Generation nicht ändern. Doch zumindest wird mit der Neuauflage im Herbst der Abstand wieder etwas kleiner.

Fazit
Er ist eine fixe Größe im VW-Imperium, aber gegen den Golf hat der Polo einfach keine Chance. Das wird sich auch in der sechsten Generation nicht ändern. Doch zumindest wird mit der Neuauflage im Herbst der Abstand wieder etwas kleiner.

Quelle: Autoplenum, 2017-04-20

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