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Testbericht

Marcel Sommer, 12. November 2011
Pick Ups wecken neben aller Praktikabilität echte Emotionen. Doch in unseren Breiten tun sich die Lastesel mit Lifestyle-Ambitionen nach wie vor schwer. Bestes Beispiel ist der Nissan Navara.

„Das ist doch ein Auto, wie es kein ein Stadtmensch braucht“, ist auf dem Parkplatz von dem mürrischen Herrn mittleren Alters zu hören. Objekt der Schimpftirade ist der aktuelle Pick-Up aus dem Hause Nissan. Der Navara mit V6-Dieselmotor und Allradantrieb scheint auf den ersten Blick alles andere als alltagstauglich zu sein. Mit seiner Länge von fast 5,30 Meter und der ohne Außenspiegel gemessenen Breite von 1,85 Metern ist er ein großer, 2.225 Kilogramm schwerer, Koloss. Die Parkplatzsuche im engen Shopping-Center-Parkhaus ist mit dem ab 45.419 Euro teuren Topmodell nicht nur schweißtreibend, sondern in vielen Fällen aussichtslos. Hinzu kommt ein Spritverbrauch, der bei Stadtfahrten schon einmal über 13 Liter liegt. Doch genauso wenig wie Smart für ausladende Einkaufstouren in schwedische Möbelhäuser oder lange Autobahnpassagen konzipiert wurde, so wenig wird ein Nissan Navara für das Leben in der Stadt produziert. Abgesehen von Handwerkern, die sich mithilfe eines Hardtops die Ladefläche in einen mobilen Werkzeugschrank umbauen oder Hundebesitzern, die für 3.295 Euro aus dem Navara eine fahrende Hundebox machen, ist der Pick-Up für den Einsatz auf dem Land gedacht.

Ein berühmter Navara-Besitzer, Formel 1-Star Mark Webber, formuliert es so: „Ich erwarte von einem Auto, dass es praktisch ist. Es ist eine Maschine und muss einen Job erfüllen. Der Nissan ist mein Arbeitspferd. Ein Pick-Up, in den ich einfach all meine Sachen hineinpacken kann.“ Mit seinem zulässigen Gesamtgewicht von 3,1 Tonnen und einer Anhängelast von bis zu drei Tonnen lässt sich mit seiner 1,51 Meter mal 1,56 Meter großen und 45,7 Zentimeter hohen Ladefläche ein ganzes Gestüt mit nur einer Fuhre versorgen. Damit nicht nach jedem Strohtransport die Ladefläche stundenlang von den Resten gesäubert werden muss, ist die 282 Euro teure Laderaumwanne von Vorteil. Nach kürzester Zeit sind die knapp 2,3 Quadratmeter besenrein. Dafür kann das trockene Pferdefutter dank zuschaltbarem Allradantrieb und des 170 kW / 231 PS starken Dieselmotors direkt auf die Weide gefahren werden. Wenn auf dem Weg noch ein kleines, maximal 45 Zentimeter tiefes Flüsschen liegen sollte, stellt dieses kein Hindernis dar. Wer mit dem Navara richtige Offroad-Erfahrungen sammeln möchte, der sollte sich für 620 Euro die Hinterachsdifferentialsperre gönnen. Zusammen mit ihr und einem möglichen Kippwinkel von 49,8 Grad wird nahezu jeder Trampelpfad zu einer Navara tauglichen Straße.

Für lange Ausflüge mit der kompletten Familie bietet sich der Fünfsitzer nur bedingt an. Die Kindersitze passen zwar auf die Rückbank, das Platzangebot und die angenehme Sitzhöhe sind auch reisetauglich, doch ohne zusätzliche Laderaumbox oder die ab 2.543 Euro zu habenden Hardtop-Aufbauten können weder Gepäck noch kurze Einkäufe sicher verstaut werden. Sollte die Rückbank mit zwei oder drei Erwachsenen besetzt werden, kommt noch das Problem der ziemlich steilen Rückenlehne hinzu. Allzu holprig darf die Strecke natürlich auch nicht sein, denn durch die Blattfedern an der Hinterachse wird nahezu jedes Steinchen an die Rücken der Hinterbänkler weitergegeben. Dass er dennoch auch für lange und weite Ausritte geeignet ist, zeigt unter anderem sein ab dem Ausstattungsniveau SE serienmäßiges und gut abgestimmtes ESP, das auch bei nasser Fahrbahn das Drehmoment von 550 Newtonmetern sicher auf die Straße bringt, ohne dass das Heck den Drang zum Überholen verspürt. Die für diese Klasse beeindruckende Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h ist auf Grund des hohen Windwiderstandes weder für die Ohren noch für den Geldbeutel zu empfehlen. Der in der Stadt und bei Vollgasfahrten zu hohe Spritverbrauch pendelt sich bei angemessen ruhigen Überland- oder Autobahnfahrten wieder bei knapp neun Litern ein.

Im spartanisch wirkenden Innenraum herrscht eine aufgeräumte Übersichtlichkeit. Es ist zu spüren, dass der Praxisnutzen bei der Entwicklung eine übergeordnete Rolle gespielt hat. Die großen Plastikflächen im Cockpit sind schnell zu reinigen und die Bedienungseinheiten für die Klimaanlage und das Navigationsgerät auf den ersten Blick als diese zu erkennen. Angenehm für den Fahrer sind die Einstellmöglichkeiten über das Multifunktionslenkrad. Hier lassen sich das Radio, die Freisprecheinrichtung für das Handy und die Temporegelanlage bedienen. Die Griffe an den A-Säulen der Fahrer- und Beifahrerseite zeigen auch im Innenraum, dass es bei Fahrten mit dem Pick-Up das eine oder andere Mal etwas ruppiger zur Sache gehen kann.

Angeboten wird der Nissan Navara in zwei möglichen Karosserieversionen, dem King Cab und dem Double Cab. Hinzu kommen noch die Ausstattungsvarianten XE, SE und LE. Die Motorenpalette umfasst den 2.5 Liter Turbodiesel mit 140 kW / 190 PS und die empfehlenswerte Drei-Liter-Topversion mit 170 kW / 231 PS. Bis einschließlich der Ausstattungsvariante Double Cab XE stehen nur 6-Gang-Schaltgetriebe zur Auswahl. Ab der SE-Variante können fünfstufige Automatikgetriebe, und beim Sechszylinder ein siebenstufiges Automatikgetriebe bestellt werden. Die Preisliste beginnt mit dem King Cab XE bei 26,249 Euro. Ein Dieselpartikelfilter muss, außer beim Topmodell, für 650 Euro extra geordert werden.

Quelle: Autoplenum, 2011-11-12

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