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Testbericht

Stefan Zaumseil / Stefan Grundhoff, 6. Mai 2008
Der Druck in der Mittelklasse ist größer denn je - besonders bei den Kombis. Mercedes, Honda und Audi haben neue Modelle, BMW möbelt im Herbst seinen Dreier auf. Wer entscheidet sich da noch für einen Saab 9-3?

Für wen also kommt der 9-3 infrage? In jedem Fall für jemanden, der Sinn für das Extravagante hat, nicht mit jedem Trend mitschwimmt und auf einen praktikablen Tourer nicht verzichten möchte. Fraglos gibt es davon mehr potenzielle Kunden, als Saab in den vergangenen Jahren zu sich ziehen konnte. Die harten Zeiten für die Schweden dauern denn auch schon ein paar Jahre an. Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels. Die neuen Modelle 9-5 und 9-4X sind bereits am Horizont erkennbar. Und wenn Saab aktuell mit einem Modell glänzen kann, dann ist es der 9-3 Sportkombi. Der Gegner von Avant, Touring und T-Modell sieht nach den Pflegemaßnahmen im vergangenen Jahr besser aus denn je. Details wie die dunkel umrandeten Augen oder die LED-Rückleuchten stammen von den schmucken Saab-Studien der jüngsten Zeit und sorgen für mehr optische Eigenständigkeit als die schmalen Lichtelemente in den Jahren zuvor.

Ob der 4,67 Meter lange 9-3 gefällt oder nicht, steht nicht nur mit der Lackierung sondern - gerade als Kombiversion - auch mit einem großen Radsatz. Die serienmäßigen 16 Zoll großen Felgen wirken allerdings schon durch die hohe Schulterlinie und die großen Seitenflächen deplaziert. Und selbst ein 17-Zoll-Radsatz lässt nur zaghaft Sportlichkeit aufkommen. Ehe die Optik vollends stimmt, müssen es fast schon breite Schlappen im Format 235/45 R 17 oder gar die 18-Zöller sein – immer weniger ungewöhnlich für diese Fahrzeugklasse.

Der einst zeitlos erscheinende Charme des Saab-Interieurs ist in den vergangenen Jahren doch verblasst. War man mit gewohnten Dreh- und Kippschaltern, klobigen Rundinstrumenten und extravaganten Lüftungsdüsen ehemals ein Fels in der Brandung der diversen Design-Wellen, so würde man sich für die kommende Saab-Generation endlich einmal einen großen Schritt weiter wünschen. So viel in den vergangenen Jahren beim Interieur der Premium- und Nicht-Premium-Konkurrenz passiert ist, so wenig hat sich bei den GM-Schweden getan. Zwei Hightech-Dosenhalter und das nach wie vor zwischen den Frontsitzen positionierte Zündschloss sind zu wenig, um der Konkurrenz mit MMI, iDrive und Command-Systemen ernsthaft Angst zu machen.

Gut dimensioniert und bequem sind die Sitzgelegenheiten im Saab 9-3. Die Seitenwände sind etwas zu weich, aber gut ausgearbeitet - und allemal mit kommodem Langstreckenkomfort versehen. Im Fond sitzen beim Kombi zwei Erwachsene ebenso standesgemäß wie drei Jugendliche. Die Schulterbreite ist klassentypisch nicht gerade opulent und so sollte man es zumindest auf längeren Strecken in der 2+2-Konfiguration belassen, um seine Passagiere nicht zu grämen. Der Sportcombi ist kein Raumwunder sondern bedient die Lifestyle-Fraktion. Hinter der angenehm niedrigen Ladekante steht ein Kofferraum zwischen bescheidenen 419 und 1.273 Litern zur Verfügung. Aber wer des öfteren mehr Platz braucht, sucht sowieso eine Klasse höher.

Und auch preissensible Käufer dürften kaum bei den Schweden landen. Der Saab 9-3 Sportkombi startet als mittelprächtig ausgestatteter 1.8 Turbo Scandic bei alles andere als günstigen 31.600 Euro. Der gut ausstaffierte 9-3 Vector mit zwei Liter großem Turbotriebwerk liegt bereits bei mindestens 35.050 Euro. Dann sollte man zumindest noch Einparkhilfe, Sitzheizung, DVD-Navigation und Xenonlicht ordern. Ärgerlich bleibt, dass sich Saab Selbstverständlichkeiten wie abblendbare Außenspiegel, Regensensor, anklappbare Außenspiegel und selbst die Komfortbedienung für Fenster und Dach noch extra bezahlen lässt – zusammen allein über 900 Euro.

Ordentliche Fahrleistungen gibt es - abgesehen vom alles andere als überzeugenden Basismodell 1.8 mit müden 122 PS - bei jedem 9-3er. Wer keinen Diesel will, dem sei durchaus der 2.0 Turbo empfohlen. Der Vierzylinder ist kein technisches Hexenwerk sondern setzt auf die Turbokompetenz der Schweden. Schaltfaul fahren ist auch ohne ein entsprechendes Brennvolumen möglich. Ab 2.500 U/min steht das maximale Drehmoment von 300 Nm zur Verfügung. Das zerrt bei forscher Fahrweise bekanntermaßen gerne am Steuer des Fronttrieblers. Den guten Allradantrieb gibt es zumindest zunächst nur für das 280 PS starke Topmodell. Im nächsten Jahr dürfte 4x4 jedoch auch für die Volumenmodelle mit Zweiliter-Turbo kommen.

Der Turbo hängt ordentlich am Gas und bringt den 1,6 Tonnen schweren Schweden bei Bedarf in kaum mehr als acht Sekunden von 0 auf Tempo 100. Wichtiger dürfte für die meisten da schon die Höchstgeschwindigkeit sein, die mit über 220 km/h keinen Anlass zur Kritik gibt. Bei forscher Fahrweise lässt sich von dem versprochenen Durchschnittsverbrauch von 8,3 Litern Super jedoch nur träumen. Real sind es nie weniger als zehn Liter. Im Praxistest lag der Durst bei durchschnittlich 10,6 Liter pro 100 Kilometern. Wer will, kann den Vierzylinder auch mit Bio-Ethanol E85 betanken und so sparen. Dann liegt der Verbrauch jedoch um rund 30 Prozent höher.

Quelle: Autoplenum, 2008-05-06

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