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Testbericht

Marcel Sommer, 4. August 2016
Mit dem neuen Prius Plug-in-Hybrid will sich Toyota die Vormacht auf dem Hybridmarkt sichern. Neue Technologien und vor allem mehr Reichweite setzten große Hoffnungen in den Neuling.

Über neun Millionen Kunden können sich nicht irren. Hybridfahrzeuge aus dem Hause Toyota kommen an. Und nicht nur das. Sie kommen in nahezu jeder Käuferschicht und an jedem Ziel an. Damit der Trend erhalten und die Natur von Schlimmerem verschont bleibt, dafür soll in knapp einem halben Jahr die vierte Generation des Toyota Prius Plug-in-Hybrid sorgen. Wurden bis zur Neun-Millionen-Marke nach firmeninternen Berechnungen rund 67 Millionen Tonnen CO2 und 25 Milliarden Liter Kraftstoff eingespart, werden diese Einsparungen auch in Zukunft weiter steigen. Der neue Prius Plug-in-Hybrid wird dank neuer Technologien in puncto Antrieb und Infotainment nicht lange brauchen, um neben den bisherigen Toyota-Kunden auch neue Interessenten in die Autohäuser zu locken. Mit über 33 Pkw-Modellen mit Hybridantrieb führt nahezu kein Weg an den Japanern vorüber.

Die größte Neuheit beim von Toyota mit dem Beinamen Prime ausgestatteten Prius Plug-in ist die Vergrößerung der Lithium-Ionen-Batterie mit nun 8,8 Kilowattstunden. Nicht nur, dass das Fahrzeug dadurch längere Strecken rein elektrisch, sprich im EV-Modus zurücklegen kann. Es kann somit eine Gesamtreichweite von fast 1.000 Kilometer realisieren. Neben der größeren Batterie verfügt der neue Toyota Prius Plug-in Hybrid über ein duales Motor-Generator-System. Ein Motorstart während der EV-Phase soll somit ausgeschlossen werden. Es sei denn, der Fahrer drückt das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Dann findet noch immer eine maximale Ausgabe von Leistung und Kraft statt, bei der auch der 1,8 Liter große Vierzylinder zum Einsatz kommt. Ca. 45 Liter Benzin stehen dem Priusfahrer auch weiterhin zur Verfügung.

Weitere Vorteile des dualen Systems liegen in der Gesamt-EV-Leistung, der maximalen EV-Geschwindigkeit und der EV-Reichweite. Letztere verdoppelt sich auf nun 50 Kilometer im Vergleich zum Vorgänger. Die Topspeed im rein elektrischen Fahrmodus erhöht sich von 85 auf 135 Kilometer pro Stunde und die EV-Leistung erfährt einen Zuwachs von 31 Kilowatt auf jetzt 68 kW. Dass sich weder die Physik noch die Chemie sonderlich davon beeindrucken lassen, zeigt der einzige Nachteil der neuen Technik. Reichten beim Prius 3 Plug-in noch 1,5 Stunden an der heimischen 230 Volt-Steckdose, darf beim Prius 4 Plug-in zwei Stunden länger auf die volle Akkuladung gewartet werden. Verfügt der Toyota-Kunde über die Möglichkeit des Mode 2-Ladens, dauert die volle Ladung nur noch gut zwei Stunden und 20 Minuten. Mithilfe des regenerativen Bremssystems wird die beim Verzögern gewonnene elektrische Energie gespeichert, was wiederum den Spritverbrauch senkt. Für bis zu fünf Kilometer mehr Reichweite pro Tag soll auch das neue Solardach sorgen - das perfekte Wetter vorausgesetzt.

Zur Spritersparnis und den gestiegenen, rein elektrischen Fahranteilen, fügt sich die neue Plattform auf Basis der Toyota New Global Architecture, kurz TNGA, komfortsteigernd hinzu. Ein niedrigerer Schwerpunkt und weniger Karosseriebewegungen sowie die neue Doppelquerlenker-Hinterachse und die überarbeitete Vorderradaufhängung bieten mehr Fahrkomfort und eine gesteigerte Fahrdynamik. Etwas einfacher auszumachen sind die aerodynamischen Maßnahmen am 16,5 Zentimeter länger, 1,5 Zentimeter breiter und zwei Zentimeter flacher gewordenen Prius 4 Plug-in Hybrid. Ein spezielles Heckscheibenglas, automatische Luftklappen im Kühlergrill, die geschlossen werden, sollte kein Bedarf an Kühlluft bestehen und eine um neun Zentimeter - ja Zentimeter - niedrigere Motorhaube sorgen am Ende für einen Luftwiderstandsbeiwert von cW = 0,24. An Gewicht wurde ebenfalls gespart, in dem die Motorhaube aus Aluminium und die Heckklappe aus karbonfaserverstärktem Kunststoff gefertigt wurden. Zu erkennen ist der Plug-in Hybrid aber noch viel signifikanter an seinen energiesparenden LED-Projektionsleuchten und LED-Rückleuchten.

Im Innenraum herrscht Zukunftsatmosphäre - die positive Umschreibung von praktischem Plastiküberfluss. Das Zentrum des Infotainments ist ein acht Zoll großer Touchscreen in der Mittelkonsole. Zwei 4,2 Zoll große und individuell konfigurierbare TFT-Farbbildschirme bilden die Instrumenteneinheit. Zusätzlich projiziert ein Head-up-Farb-Display Informationen wie Fahrgeschwindigkeit, Status des Hybridantriebs, Ladezustand der Batterie und Warnungen des Spurhalte-Assistenten auf die Windschutzscheibe. Das Einparksystem S-IPA nutzt die passenden Informationen aus bis zu 22 Sensoren. Wann und zu welchen Konditionen genau der neue Toyota Prius Plug-in-Hybrid in Deutschland auf den Markt kommt, steht noch nicht fest. In Europa startet der Verkauf ab Ende dieses Jahres. Das noch aktuelle Modell der dritten Generation kostet ab 36.600 Euro. Wird die 3.000 Euro-Umweltprämie hinzugezogen, sollte der Nachfolger auch trotz seiner verbesserten Technik - Toyota spricht gar von der Neuerfindung des Hybridsystems - bei einem ähnlichen Preisniveau beginnen.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-08-04

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