Wir fahren den Grand C4 Picasso seit 10 Monaten und 14.000 km und haben den Kauf nicht bereut. Das liegt daran, weil er besser zu uns passt als alle anderen Mitwettbewerber. Was wir suchten:
1. Ein Fahrzeug für 2 Erwachsene und mind. 3 Kinder + Kindersitze + Gepäck
2. möglichst optimale Sichherheitsstandards (aktive + passive)
3. freundlicher Innenraum (das Auto wird auch beruflich genutzt und ist quasi ein Arbeitsplatz)
4. angenehme, elektronisch verstellbare Sitze mit Memoryfunktion (meine Frau und ich wechseln uns mit dem Fahren ab, das erleichtert die Sitzeinstellung erheblich)
5. Automatik (Wunsch meiner Frau, sie ist Jahrelang nur Automatik gefahren)
6. Diesel (lohnt sich ab einer gewissen Laufleistung)
7. moderate Anschaffungs- und Folgekosten
All diese Punkte erfüllt unser Grand C4 Picasso gut und sehr gut, teilweise sogar exzellent. Er hat allerdings auch aus meiner Sicht auch seine Nachteile/Schwächen. Die zwei wichtigsten vorab:
1. Er benötigt eine intensive Eingewöhnung!
Der Citroen C4 Picasso ist an vielen Stellen anders als andere Fahrzeuge, so gibt es z.B. in der Mitte des Fahrzeuges statt unzähliger Knöpfe für Radio, Belüftung und Navi ein farbiges HD-Multifunktionsdisplay an dem sich die verschiedensten Einstellungen vornehmen lassen.
Das hat den Vorteil, das alles sehr aufgeräumt wirkt und es gleichzeitig mehr nützliche Funktionen gibt, als es sie bei einer Knopflösung je geben könnte. Das Display funktioniert sehr gut, die Bedienung ist leicht und sehr logisch aufgebaut. Man muss sich jedoch erst einmal daran gewöhnen... wenn man es macht wird man die Vorteile dieses Systems gegenüber Knöpfen schätzen lernen.
Leider ist das System auch noch nicht in allen Punkten perfekt, so wird die Karte im oberen Display ausgeblendet, wenn man es im unteren Bildschirm ausgeblendet hat, aber da dies im Fahrbetrieb nur selten und kurzfristig der Fall ist (bspw. wenn man die Klimaanlage verstellt), und das Navi zumindest im Hintergrund weiterläuft und die nächste Abbiegung ansagt bzw. anzeigt (Die Abbiegepfeile erscheinen trotz ausgeschalteter Karte) ist dies aus meiner Sicht bei den Vorteilen des Systems verschmerzbar. Man muss sich nur erst einmal daran gewöhnen.
Gleiches gilt für das Lenkrad, dass mit Tasten überfrachtet zu sein scheint. Gewöhnt man sich daran, so wird man es lieben, für das Verstellen des Radios oder die Bedienung der Telefons oder das Anzeigen der Fahrhilfen seine Hände am Lenkrad lassen zu können. Lediglich zur Bedienung der Lüftung/Klimaanlage muss man im Fahrbetrieb noch seine Hände vom Lenkrad nehmen; genial! Im übrigen hält sich die Häufigkeit des Verstellens der Belüftung bei uns in Grenzen, da die Automatikfunktion der Klimaanlage/Belüftung sehr gut funktioniert und ich sie dadurch nur selten verstellen muss.
Wer sich jedoch nicht umstellen möchte und am liebsten alles genauso hätte, wie in einem VW, Skoda oder Opel, der wird mit dem Picasso nicht warm werden. Der Gegenentwurf zum Citroen Picasso ist aus meiner Sicht diesbezüglich der Opel Zafira, dort gibt es unzählige Knöpfe.. wer die Knopflösung lieber mag sollte sich dieses Fahrzeug einmal anschauen. Ich finde die Touchscreen-Lösung des Picasso übersichtlicher und besser.
Ich selbst habe mir ca. 4-5 Stunden Zeit genommen um alle Funktionen des Autos wirklich kennenzulernen und sie auch in der Praxis zu nutzen und ich habe es nicht bereut!
2. Das integrierte Navigationssystem
Wie auch bei anderen Herstellern ist das integrierte Navi eine Schwachstelle. Zunächst zum Positivem:
Das eingebaute Navigationsystem funktioniert zuverlässig, da es das GPS-Signal, anders als tragbare Navis) nicht verliert. Praktisch ist auch, dass es sich im oberen HD-Bilschirm unmittelbar neben dem Tacho anzeigen lässt und somit sehr gut im Blickfeld liegt. Es hat jedoch auch Schwächen:
- ungünstiger Farbkontrast (die Straßen auf denen man fährt bzw. der Fahrweg sind hellblau, Hauptverkehrsstraßen sind jedoch rot... der Fahrweg ist daher schlechter zu erkennen als die Hauptverkehrsstraßen)
- Geschwindigkeit in der Stadt wird stark überschätzt
Bei mir rechnet er in der Stadt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 50 Stundenkilometer tatsächlich braucht man knapp das doppelte. Außerhalb der Stadt gibt es dieses Problem nicht so stark, in der Folge berechnet das Navi zu häufig eine Route durch eine Stadt und nimmt nicht die verkehrsgünstigere Alternativstrecke
- Kartenupdate
Das Kartenupdate muss in der Werkstatt erfolgen und kostet entsprechend. Das Problem dürfte es aber bei allen Fahrzeugen mit festeingebautem Navi geben, unabhängig vom Hersteller.
Meine Lösung sieht so aus, dass ich mir auf meinem Smartphone eine gut funktionierende Navigationsapp mit lebenslangem Kartenupdate besorgt habe. Das Handy ist per Halter auf dem Armaturenbrettgut befestigt und so habe ich zwei Routenvorschläge von denen ich mir den aus meiner Sicht günstigeren heraussuche.
3. Kein DAB+ Radio erhältlich
Ein DAB+ Radio ist in der Exklusivvariante nicht erhältlich. Wer es möchte, muss eine Ausstattungsvariante niedriger nehmen und auf Citroen-E-Touch verzichten.
4. Fehlender Haltegriff vorn.
Vorn gibt es keine Haltegriffe, wir fahren öfter einmal miit der Oma meiner Frau und diese vermisst diese stark, da sie ihr sonst das Ein- und Aussteigen erleichtern.
Zu den Stärken des Grand C4 Picasso
1. Er hat Platz für die ganze Familie und viel Gepäck. Dabei können in der zweiten Sitzreihe nicht nur drei Kindersitze nebeneinander befestigt werden, es können sogar alle drei mit Iso-Fix befestigt werden! Das erhöht die Sicherheit noch einmal stark und ist in dieser Fahrzeugklasse eine große Seltenheit. M.E. ist dies erst wieder beim VW-Sharan der Fall, aber der ist noch einmal um einiges größer. Wir haben noch nicht drei Kinder profitieren jedoch trotzdem von der Iso-Fix Befestigung auf dem mittleren Sitz, da wir so den Kindersitz auch in der Mitte befestigen können und so je nach Straßenlage von links oder rechts unser Kind in den Kindersitz setzen können ohne Probleme mit vorbeifahrenden Autos zu erhalten.
Der Kofferraum ist groß genug, das ein Kinderwagen + ordentlich Gepäck problemlos hineinpasst ohne auch nur einen Sitz umklappen zu müssen. Leider ist ein Trenngitter oder Gepäcknetz nicht serienmäßig. Es ist jedoch als Zubehör erhältlich. Um im Falle eines Unfalls aus dem Kofferraum hervorfliegendes Gepäck zu verhindern haben wir uns für Fahrten auf der Autobahn, bei denen das Auto auch in der Höhe voll bepackt ist, ein herausnehmbares Trenngitter über den Citroen-Händler bestellt und einbauen lassen.
Durch die bei uns fehlenden Sitze in der dritten Sitzreihe (aufpreispflichtig) haben wir zwei doppelte Ladeböden, die sich zwar nicht mit Koffern, jedoch mit Beuteln oder anderen Dingen, die nicht im Weg liegen sollen beladen lassen.
Die elektrische Kofferaumklappe (aufpreispflichtig) lässt sich zwar elektrisch öffnen und schließen, während das öffnen jedoch mit Knopfdruck an der Tür oder am Autoschlüssel funktioniert, geht das schließen nur per Knopfdruck an der Tür. Sehr unpraktisch für kleine Leute, die Mühe haben an den Knopf für das schließen heranzukommen.
2. Sicherheitsstandards
Unser Picasso verfügt neben allerlei Airbags bereits Serienmäßig über eine große Sicherheitsausstattung. Besonders nützlich empfinden wir das Tagfahrlicht und die Lichtautomatik, die das Licht bei Dunkelheit einschaltet. Super funktioniert auch der aktive Tempomat mit Abstandshalter und der Geschwindigkeitsbegrenzer. Auch die Einparkhilfe ist sehr praktisch und piepst nach allen Seiten sehr zuverlässig. Die Parklücken werden gut erkannt. Der automatische Einparkvorgang funktioniert im Allgemeinen gut in engen Einbahnstraßen bei denen Fahrzeuge auf der gegenüberliegenden Seite den Vorgang behindern jedoch nicht. Bird-View funktioniert gut, solange es nicht zu dunkel ist. Die Rückfahrkamera ist sehr praktisch. Leider kann man sich jedoch nicht die Kamera direkt nach vorn anzeigen lassen. Weniger praktisch finde ich den Totewinkelassistent, hier leuchtet nur ein kleines Lämpchen im Außenspiegel wenn sich ein Fahrzeug unmittelbar im toten Winkel befindet. Dieses kann man leicht übersehen. Ein Warnton, wenn trotzdem der Blinker gesetzt wird fehlt leider. Sehr gut hingegen sind die Gurtstraffer. Eine Besonderheit ist das Sicherheitssystem Citroen-E-Touch; über dieses System kann aus dem Fahrzeug der Pannendienst bestellt werden und vor allem der Notruf ausgelöst werden. Erfolgt ein Unfall wird dies an die Zentrale gemeldet und diese kontaktiert den Fahrer oder löst den Notruf aus, falls man es selbst nicht kann.
3. und 4.Freundlicher Innenraum
Ich habe festgestellt, dass Fahrzeugvergleichtests von Autozeitschriften das Design in der Regel nicht mitbewerten, da es nicht in Zahlen messbar ist. Meines Erachtens ist das falsch, da man in einem schönem Innenraum sich gerne aufhält und sich dies positiv auf die Fahrweise auswirkt, da man ruhiger fährt. Gerade hier spielt der Grand C4 Picasso meines Erachtens jedoch seine größte Stärke aus. Anders als andere Vans ist er nicht nur funktional sondern kann im Innenraum auch unglaublich schick sein. Panoramawindschutzscheibe (serienmäßig) und riesiges Panoramadach (aufpreispflichtig) sorgen für helle und freundliche Atmosphäre, die zweifarbigen Stoff-Ledersitze (serienmäßig) sehen gut aus... als zweifarbige Volledersitze (aufpreispflichtig) sind sie einfach fantastisch. Ich kann sie nur empfehlen. Wie bequem sie sind, muss jeder für sich selbst entscheiden... ich persönlich finde sie bequem, wenn auch die integrierte Massagefunktion nicht wirklich überzeugen kann. Der Lendenwirbelbereich wird von ihr ein bisschen bearbeitet, was manchmal ganz angenehm ist, aber ansonsten ist sie einfach zu schwach.
Praktisch ist jedoch die Memoryfunktion der elektrisch einstellbaren Sitze, wenn wie bei uns mehrere Personen das Auto fahren. Am bequemsten hat es der Beifahrer mit einer herausfahrbaren Unterschenkelauflage.
Besonders Klasse finde ich auch, dass das Amaturenbrett nicht in grau oder schwarz sondern in champagner/ambre gehalten ist.
Für mich war der Innenraum ein wichtiger Kaufgrund... da ich viele Dienstreisen mit dem Auto zurücklege, ist das Auto für mich ein "Arbeitsplatz", an dem ich mich wohlfühlen muss. Und genau das ist hier der Fall. An diesem "Arbeitsplatz" bin ich gern...
5. und 6. Fahreigenschaften des Blue HDI Automatik 150 PS
Zunächst vorab, der Grand C4 Picasso ist ein Van. Wie alle Vans eignet er sich aufgrund der höheren Bauform nur sehr bedingt zum schnellen Fahren. Ich habe die Erfahrung gemacht, das in Punkto Fahreinschaften Kombis den Vans überlegen sind, da sie windschnittiger sind und sich durch die Verteilung des Gewichtes auf eine größere Länge, sie auch den besseren Schwerpunkt haben. Das wirkt sich auf den Verbauch, die maximale Geschwindigkeit und die Kurvenlage aus.
Ich bin zwar kein langsamer jedoch auch kein schneller Fahrer... Spaß am Fahren heißt für mich daher nicht unbedingt, dass ich schnell fahren muss, sondern einfach, dass ich mit dem Auto gern unterwegs bin. Ob ich für eine Strecke von 260 km zehn Minuten mehr oder weniger brauche ist mir dann ziemlich egal.
Der Grand C4 Picasso kommt diese Fahrweise entgegen. Er liegt gut auf der Straße und beschleunigt in der Stadt und bei Überholvorgängen gut. Der Gangwechsel ist anders als beim kleineren und sparsameren Doppelkupplungsgetriebe kaum zu spüren. Die Gänge wechseln meist sinnvoll, am Lenkrad gibt es jedoch auch die Möglichkeit die Gänge manuell zu wechseln, was z.B. vor geplanten Überholvorgängen oder zum frühen Hochschalten sinnvoll sein kann.
Sehr leicht zu bedienen ist der aktive Tempomat; dieser passt sich der Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeuges an, wenn der Geschwindigkeitsunterschied nicht zu groß ist (er bremst nicht aktiv, sondern benutzt nur die Motorbremse). Der Tempomat funktioniert allerdings nur im Bereich von 40-150 km/h. Für mich reicht das jedoch aus, da ich auf der Autobahn gerne mit ca. 130 km/h unterwegs bin.
Der Verbrauch ist aus meiner Sicht gut, derzeit habe ich einen Durchschnittsverbrauch von 5,5 l was genau einen l über dem auf dem Prüfstand ermittelten unrealistischen Herstellerverbrauch nach EU-Norm ist. Ich bin allerdings auch mit ca. 150kg mehr Gewicht unterwegs, und habe die Verbraucher (Licht, Klimaanlage und Radio nicht abgeschaltet). Am niedrigsten ist der Verbrauch bei Tempo 80-90 (ca.3,5 l) bei niedrigeren und höheren Geschwindigkeiten steigt er entsprechend. Besonders hoch ist er bei kalten Außentemperaturen unmittelbar nach dem Start (lt. Anzeige bis 14l). Ansonsten sind es auf der Autobahn bei 130 und in der Stadt etwa 5,5 bis 6 l.
7. Anschaffungs- und Folgekosten/sonstiges
Die Anschaffungskosten ergeben sich im Vergleich. Der Grand C4 Picasso in der Exklusivvariante ist natürlich teuerer als ein Kleinwagen, andererseits ist Citroen preiswerter als ein vergleichbar ausgestatteter VW, geschweige denn Audi, BMW oder Mercedes. Da Citroen eine französische Marke ist, muss sie in Deutschland schon deshalb höhere Preisabschläge in Kauf nehmen, als eine Deutsche Marke, weil es nicht ihr Heimatmarkt ist.
Bisher hatte ich einen Steinschlagschaden auf der Windschutzscheibe, der Dank der richtigen Teilkasko kostenfrei repariert wurde. Bei der Menge an Scheiben beim Grand C4 Picasso könnte das aber durchaus öfter einmal geschehen. Eine entsprechende Teilkaskoversicherung ist daher empfehlenswert.
Bezüglich der Folgekosten habe ich eine Garantieverlängerung inkl. Wartung und Verschleißteile abgeschlossen. (Muss jeder selbst rechnen ob es sich für ihn "lohnt"). Es gibt diese auch in abgespeckteren Varianten (nur Garantieverlängerung, Garantieverlängerung +Wartung).
Fazit
Aus meiner Sicht ist der Citroen Grand C4 Picasso ideal auf Familien abgestimmt. Es macht Spaß mit ihm zu fahren/zu reisen, weil man sich im Auto einfach wohlfühlt. Leute die gerne schnell fahren kommen allerdings kaum auf ihre Kosten. Citroen schlägt viele neue Wege ein, die ich größtenteils für sehr gelungen halte. Wer sich nicht auf neues einlassen möchte, ist beim Grand C4 Picasso jedoch falsch.