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Testbericht

Jürgen Wolff, 17. Februar 2011
Das Hybrid-Konzept ist bei den Kleinwagen angekommen - zumindest in seiner milden Form: Honda bietet den Jazz nun auch als Doppelpack. Das Motoren-Duo ist bereits gut bekannt aus dem Insight.

Für Honda hat sich der Jazz in Deutschland durchaus zum Erfolgsmodell gemausert: Knapp 12.000 Stück des praktischen Kleinwagens wurden im Jahre 2010 angemeldet. Das ist gar nicht mal so wenig, wie es auf den ersten Blick erscheint: Der Citroen C4, Kias Ceed und Skodas Roomster zum Beispiel liegen in etwa auf dem gleichen Niveau. Nun legt Honda nach und bietet den Jazz als erstes Auto in der Kleinwagenklasse hierzulande auch als Hybridmodell an. Dabei ist das kombinierte Motörchen unter der Fronthaube im Wesentlichen ein alter Bekannter: Seit dem Frühjahr 2009 treibt es in der Kompaktklasse bereits den Insight an. Und auch ohne elektrische Unterstützung ist der beteiligte i-VTEC-Verbrennungsmotor mit seinen 1339 ccm Hubraum in der Modellpalette der Japaner weit verbreitet: Er verrichtet seine Arbeit im Civic genauso wie im "normalen" Jazz. Zusammen mit dem Elektromotor firmiert er beim Insight und nun auch im Jazz unter dem Kürzel IMA als "mild Hybride". Soll heißen: Der Elektromotor unterstützt den Verbrennungsmotor, wo nötig, kann aber das Auto nicht alleine antreiben. Rein elektrisch durch die City segeln funktioniert beim Jazz also nicht.

Der Vierzylinder liefert dabei eine Leistung von 65 kW/88 PS und ein maximales Drehmoment von 121 Nm ab, der Elektromotor packt bei Bedarf noch einmal 10,3 kW/14 PS drauf. So einfach summieren lässt sich das zwar nicht - aber immerhin steht unterm Strich dann eine Systemleistung von 72 kW/98 PS und ein maximales Drehmoment von 167 Nm. Laut Datenblatt reicht das, um den Hybrid-Jazz binnen 12,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu bringen und für eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h. In der Realität ist der Weg dorthin allerdings ein gefühlt mühsamer - und vor allem ein lautstarker. Der Grund dafür liegt nicht in dem wackeren Motoren-Duo selbst sondern in dem stufenlosen CVT-Automatikgetriebe, das Honda dem Jazz Hybrid serienmäßig und ohne Alternative einpackt. .

Zugegeben: Es wirkt nach der Überarbeitung beim Beschleunigen nicht mehr ganz so dehnbar wie ein Gummiband - aber nach wie vor nervt es damit, dass der Motor erst einmal lautstark hochdreht und die tatsächliche Beschleunigung nur gefühlt mühsam hinterher hinkt. Noch schlimmer (und lauter) wird es, wenn man die CVT-Automatik auf "S" stellt - dann nimmt das Geheule schier gar kein Ende mehr. Überholen auf der Landstraße? Im Zweifel erst mal lieber nicht, weil sich nur langsam ein Gefühl dafür entwickeln lässt. Der Honda CR-Z zeigt, dass man mit Hondas Hybrid-Konzept deutlich besser unterwegs sein kann, wenn man es mit einem Handschaltgetriebe koppelt.

Das CVT-Getriebe kostet außerdem Sprit - dabei ist der sparsame Umgang mit dem teuren Nass ja nicht zuletzt ein Hauptargument für den Hybrid. Ein (auch bei niedrigen Temperaturen funktionierendes) Start-Stopp-System und die Rückgewinnung von Energie beim Bremsen (Rekuperation) helfen dagegen beim Spritsparen. Honda selbst gibt den Durchschnittsverbrauch mit 4,4 Litern auf 100 km an - das wäre ein Liter weniger als der Jazz mit gleichem Motor aber ohne Hybridanbau verbraucht. Deutlicher wird der Unterschied im natürlichen Habitat eines Hybridfahrzeuges - der Stadt. Dort kommt der "normale" Jazz mit CVT-Automatik auf 6,7 Liter Normverbrauch. Der Jazz Hybrid begnügt sich mit 4,6 Litern. Macht immerhin satte 2,1 Liter weniger. Schön für die Ökobilanz: Der Jazz Hybrid schickt gerade mal 104g CO2/km durch den Auspuff.

In der Realität fällt der Verbrauch wie üblich höher aus - erst recht in den Monaten, bis man sich an das vorausschauende, hybride Fahren gewöhnt hat. Bis dahin wird man wohl besser mit einer Fünf vor dem Komma rechnen. Und: Es gibt Sparalternativen zum Jazz Hybrid. Wer sich zum Beispiel mit dem gut 2.000 Euro preiswerteren aber zugegeben nicht ansatzweise so praktischen VW Polo Blue Motion einlässt, der fährt zwar Diesel - das aber mit 3,3 Liter Normverbrauch. Und der durchaus praktische Nissan Note dieselt für fast 3.500 Euro Kaufpreis weniger auch nur mit 4,2 Liter Normverbrauch über die Straße. Optisch und inhaltlich unterscheidet sich der hybride Jazz kaum von seinem "normalen" Bruder. Nur wer genau hinschaut, der bemerkt die Chromspange am Kühlergrill. Oder dass Scheinwerfer- und Rückleuchtengehäuse blau hinterlegt sind. Beim Fahren fällt auf, dass auch das Fahrwerk überarbeitet worden ist - es poltert vor allem auf der Hinterachse nicht mehr so wie bislang. Geblieben ist der leichte Hang zur Seitenneigung in Kurven.

Innen fällt nur die IMA-Anzeige im Tacho auf, die vor allem anzeigt, welches Aggregat gerade das Auto vorantreibt und wohin die Energie aktuell fließt. Ansonsten hat auch der hybride Jazz alle Vorzüge des bisherigen: Elend viel Platz, ein pfiffiges Raumkonzept und ordentliche Qualität. Selbst der Laderaum ist nahezu gleich geblieben - die zusätzliche Batterie hat in einer bisher als Stauraum nutzbaren Vertiefung unter dem Boden des Kofferraums Platz gefunden. Das schmälert das Ladevolumen um genau dieses Fach von 428 auf 332 Liter. Bei umgeklappten Sitzen stehen nun 1323 Liter zur Verfügung statt 1384. Honda bietet den Jazz Hybrid ab einem Basispreis von 18.900 Euro an. Das sind 2610 Euro mehr als die Benzinversion. Berücksichtigt man den Preis für das Automatikgetriebe (1100 Euro), bleiben gerade mal 1500 Euro Unterschied - mehr als fair. Allerdings: Auch nach Oben ist der Unterschied gering - so man denn auf die unbestrittenen Ladequalitäten des Jazz verzichten kann. Ab 19.950 Euro gibt es bereits den Kompaktklasse-Hybriden Insight.

Quelle: Autoplenum, 2011-02-17

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