Diesel-Hybrid - Stromrasseln
Testbericht
Der Hybridantrieb scheint klassenübergreifend kaum mehr aufzuhalten.
Doch während die ersten Fahrzeuge Verkaufsräume bevölkern, macht
sich eine neue Idee breit: der Diesel-Hybrid.
Mit einem Hybridantrieb allein kann ein Hersteller heute kaum mehr
einen Kunden hinter dem Ofen vorlocken. Oberklasse und SUV haben es
vorgemacht – jetzt bringt Toyota beim Auris ein Hybridmodul erstmals in
die europäische Kompaktklasse. Gerade noch rechtzeitig vor dem Honda
CR-Z, der im Sommer vorgestellt wird. Doch auch wenn amerikanische
und deutsche Hersteller mittlerweile die ersten Hybriden auf den
verschiedenen Märkten nachgereicht haben, bleiben die Asiaten weiterhin
Vorreiter in Sachen Elektro. Gerade Toyota hat den Teilzeit-Elektroantrieb
in Asien, Nordamerika und Europa hoffähig gemacht. Sie setzten
insbesondere mit dem polarisierenden Toyota Prius auf eine Mischung aus
konventionellem Benzinmotor und Elektroantrieb. Die Zukunft könnte
durchaus anders aussehen. Eine Mischung aus Diesel- und Elektromotor
ist nur noch eine Frage der Zeit.
„Für uns ist der Auris Hybrid ein enorm wichtiges Auto. Mit ihm bringen
wir den Hybridantrieb erstmals in die wichtige Kompaktklasse“, erläutert
Andrea Formica, Senior Vice President bei Toyota Motor Europa und
zuständig für die Produktplanung. Ein Massenhybrid dürfte der Auris
trotzdem kaum werden. Der kompakte Toyota hat trotz unbestrittener
Qualitäten nur Außenseiterchancen gegen die deutschen
Konkurrenzmodelle Golf, Astra und Focus. Trotzdem zeigt der Schritt in
die elektrifizierte Kompaktklasse, dass auch hier ein Hybridantrieb
umsetzbar ist. „Doch unterhalb der Kompaktklasse ist es schwierig, zum
aktuellen Zeitpunkt ein solches Fahrzeug anzubieten. Schließlich wird es
nach unten hin immer preissensibler“, so Andrea Formica, „natürlich hilft
uns, dass wir mehr als zehn Jahre Hybriderfahrung haben.“
Auch beim Toyota Auris Hybrid wird letztlich der Preis die Musik machen.
Ist der Teilzeit-Stromer teurer als ein vergleichbares Dieselmodell, dürfte
er kaum eine echte Marktchance haben. Nachdem Toyota in Europa
bislang nur den Prius mit Hybridantrieb anbot und die größeren Elektro-
Segmente dem Edelableger Lexus überlies, ist der Auris ein Schritt in die
rechte Richtung. Andrea Formica: „Bis zum Ende des Jahrzehnts werden
wir in allen bedeutenden Fahrzeugklassen Hybridantriebe anbieten.“
Bei Mazda sieht man das Ganze etwas anders. Kein anderer asiatischer
Hersteller ist derart europäisch aufgestellt wie der sportliche Konzern aus
Hiroshima. Beim Thema Hybridantrieb wird derzeit jedoch allenthalben der
Kopf geschüttelt. „In den nächsten Jahren wird sich auch weiterhin alles
um die Verbrennungsmotoren drehen“, so Nobuhiro Hayama, Direktor der
Mazda Motor Corporation, „uns geht es in erster Linie darum, den
Verbrennungsprozeß so effektiv wie möglich zu machen. Wir sagen nicht,
dass man keinen Elektroantrieb braucht; aber die Potenziale bei den
Verbrennern sind nach wie vor gewaltig.“ Seinen besonderen Fokus legt
Mazda auf das Thema Fahrzeuggewicht. Bei jeder zukünftigen
Modellgeneration soll das entsprechende Fahrzeug um 100 Kilogramm
leichter werden. „Durch weniger Gewicht, weniger Rollwiderstand, eine
verbesserte Aerodynamik und moderne Triebwerke wird der Verbrauch bei
uns um 20 bis 30 Prozent sinken“, erläutert Nokuhiro Hayama, „das geht
alles ohne Elektromotoren. In einem weiteren Schritt sind danach
nochmals 20 Prozent drin.“
Mit seinen neuen Sky-Motoren, die 2011 vorgestellt werden, geht Mazda
jedoch nur den halben Schritt. Direkteinspritzung und eine besonders
effiziente Verbrennung sollen deutliche Verbrauchsvorteile bringen.
Anders als die meisten anderen Hersteller bleiben Turbotriebwerke bei der
Marke mit dem „Zoom-Zoom“ zunächst außen vor. Erst in der
übernächsten Generation, die frühestens 2013 / 2014 kommen dürfte,
plant Mazda mit aufgeladenen Triebwerken. „Sicher denken wir für die
Zeit danach auch an Hybridtechnik“, „so Nokuhiro Hayama, „gerade die
Kombination aus Diesel und Elektroantrieb ist eine überaus interessante
Sache. Doch die Kosten sind einfach ein sehr großes Problem.“ Denn
bereits ein Dieseltriebwerk an sich ist deutlich teurer als ein Benziner. Die
Kombination aus Diesel und Elektromotor wäre in den meisten
Fahrzeugklassen aktuell kaum darstellbar.
Nichts desto trotz setzen gerade europäische Firmen auf diese
vergleichsweise teure Symbiose. Mercedes wird aller Voraussicht nach der
erste sein, der die aktuelle E-Klasse ab E 300 Bluehybrid als Dieselhybrid
auf den Markt bringen wird. Die Bezeichnung Mercedes E 300 Bluetec
Hybrid gaukelt einem einen Dreiliter-Diesel mit Elektrounterstützung vor.
Angetrieben wird der 300er jedoch vom bekannten 2,2-Liter-
Vierzylinderdiesel aus dem E 250 CDI mit 150 KW / 204 PS und 500 Nm
maximalem Drehmoment. Im Automatikgetriebe ist ein Elektromotor mit
einer Leistung von 15 KW / 20 PS untergebracht, der den Verbrauch auf
4,1 Liter Diesel reduzieren soll. Im Gegensatz zur aktuellen S-Klasse mit
Elektromodul, dem S 400 Hybrid, kann das Zukunftsmodell E 300 Bluetec
Hybrid zum Beispiel im Stadtverkehr rein elektrisch fahren.
Zwar arbeitet der PSA-Konzern mit Citroen und Peugeot schon länger an
der anfangs wenig geliebten Mischung aus Selbstzünder und
Elektromodell, doch an einen Serienstart dürfte wohl erst bei der
Nachfolgegeneration von Peugeot 607 und 407 sowie Citroen C5 / C6 zu
denken sein. Die neuen französischen Oberklasselimousinen könnten mit
einer Mischung aus Dieselhybrid- und Allradantrieb in eine teilelektrische
Zukunft surren. Wie das funktionieren könnte, wird ab kommendem Jahr
der Peugeot 3008 Hybrid4 zeigen. Sein Turbodiesel treibt die Vorderachse
an, während ein Elektromotor die Hinterachse mit elektrischer Energie
versorgt.





























