12Gebrauchtwagen.de12Neuwagen.de

Unsere Partnerseiten:

Autoplenum, 2010-02-17

Nissan-Design: Crossover & Co - Ein ganz anderer Ansatz

Testbericht

Susanne Kilimann

Mit den großen Lokalmatadoren werden Japans Autobauer auf Europas
Märkten auf absehbare Zeit nicht gleichziehen können. Aber mit
spektakulären Crossover-Modellen und unkonventionellen Lifestyle-Autos
könnten sich durchaus ein paar zusätzliche Marktanteile erobern lassen.

Dieser Wagen fährt mit einer überaus üppig dimensionierten Schnauze
vor. Seine Seitenansicht wird von der schräg abfallenden Dachlinie
geprägt und räumt jeden Zweifel aus: Hier macht einer auf rassiges
Sport-Coupé. Die riesigen Kotflügel dagegen stünden sogar einem dicken
Bayern oder anderen SUV-Größen gut zu Gesicht. Dabei spielt Juke,
Nissans Neuer, in einer anderen Liga. Mit gerade mal 4,13 Meter Länge
rangiert er in der vor allem bei Europäern beliebten Kompaktklasse. Doch
der Juke soll alles sein - bloß nicht so vernünftig, praktisch und angepasst,
wie das Gros der Klassenkameraden. Vielmehr prahlt das japanische
Crossover mit den widersprüchlichen Genen, die es in seinem Blechkleid
vereint. Wegen seiner eigenwilligen, fast comic- haft überzeichneten
Formen werden die einen dieses Auto lieben und die anderen werden es
vehement ablehnen. Und das sei auch gut so, meinen Nissans Marketing-
Strategen. Verwechselbare Mainstream-Modelle gebe es schließlich genug.

Dem Sportwagen-Mini-SUV-Mix namens Juke haben die Japaner zudem
ein Gesicht mit fröhlich-frech grinsendem Kühlermaul verpasst. Runde
Scheinwerfer fürs Fern- und Abblendlicht sorgen für eine Prise Retro-
Look. Die übrigen Leuchtelemente wurden dagegen in futuristisch
schmalen Schlitzen auf den üppigen Kotflügeln platziert. „Trägt dieses
Auto Designmerkmale, die auch bei künftigen Nissan-Modellen zum
Tragen kommen sollen? “, wurde Shiro Nakamura, Designchef der
Marke, bei der Pariser Vorpremiere des Juke gefragt. „Ganz und gar
nicht“, entgegnet Nakamura. Nissan gehe es auch gar nicht darum, mit
bestimmten, in allen Modellen wiederkehrenden Designdetails, etwa
einer besonderen Scheinwerferoptik oder einer bestimmten
Kühlergrillgestaltung, ein unverwechselbares Markengesicht zu
kreieren. Dies sei vielmehr der Ansatz der europäischen Konkurrenz.
Typisch für Europas Autoschmieden sei es, ein Modell in verschiedenen
Varianten und in unterschiedlichen Größen in den Handel zu bringen,
um so – durch kleine Variationen zum Thema – unterschiedlichen
Kundenwünschen zu entsprechen.

„Nissan verfolgt da eine ganz andere Strategie“, so Chef-Designer
Nakamura. „Wir wollen Kundenerwartungen nicht erfüllen, sondern
übertreffen. Die Autos sollen überraschen und Emotionen wecken .“ Form
follows Emotion - die Form folgt dem Gefühl und nicht bloß der Funktion,
lautet der Ansatz, dem sich die Nissan-Designer nach Vorgabe der
Marketing-Strategen seit ein paar Jahren verstärkt verpflichtet sehen.
Zielvorgabe für die Designteams sei es, bestimmte Lebensgefühle
einzufangen und in automobile Formen zu übersetzen, sagt Nakamura.

Dass dabei so gegensätzliche Modelle wie Cube und Juke herauskommen,
liege dabei in der Natur der Sache. Cube, der Würfel, fährt in Japan schon
lange auf der Erfolgsspur und ist für seine Erfinder ein formgewordenes
Bekenntnis zum relaxten, entschleunigten Lifestyle. Juke dagegen soll als
PS-starkes Kraftpaket vor allem den Nerv junger, männlicher Großstädter
treffen und unter Beweis stellen, dass man auch in der Kompaktklasse
mit entsprechender Bodenfreiheit auf aufgewühlten Feldwegen lässig zu
Rande kommt und dass ein Fahrzeug mit einigermaßen alltagstauglichem
Innenleben durchaus imstande ist, seinem Piloten das gewisse
Sportwagen-Feeling zu vermitteln.

Japanern falle es leichter, mit Crossover-Kreationen aus starren
Automobil-Segmenten auszubrechen, ist Nakamura überzeugt. Das liege
an der japanischen Kultur, an der Fähigkeit, unterschiedlichste
Kultureinflüsse unverkrampft aufzunehmen und miteinander zu vereinen.
„Schauen Sie nur unsere Schrift an“, sagt der Nissan Design-Chef.
„Japanische und chinesische Schriftzeichen existieren neben dem
lateinischen Alphabet. Für Japaner ist es ganz normal, alles parallel zu
benutzen.“

Das Thema Crossover hatte Nissan vor ein paar Jahren mit dem Qashqai
für sich entdeckt. Der Mix aus Kompaktwagen und SUV sollte alles sein -
nur nicht gewöhnlich. Denn er sollte ein Modell in der Palette ersetzen,
mit dem Nissan keinen Blumentopf gewinnen konnte. Kompaktmodell
Almera, die graue Maus im Nissan Portfolio, wurde aus der Produktpalette
gestrichen als der Qashqai kam. Eine richtige Entscheidung. Denn der
Qashqai macht sich umgeben von müden Nissan-Modellen gut, die
Absatzzahlen übertreffen die Erwartungen bei weitem. Allein in
Deutschland konnte das Soft-SUV im lvergangenen Jahr über 21.000
Kunden von sich überzeugen. Damit führt das kernige Freizeitmobil neben
Kleinwagen Micra die deutsche Nissan-Verkaufsstatistik an.

Ob der Autobauer seine neuen Nonkonformisten auch so erfolgreich
etablieren kann, wird sich ab Herbst zeigen. Dann nämlich gehen Juke
und Cube in Europa an den Start. Die Planzahlen für den Cube hat der
Importeur zunächst einmal vorsichtig angesetzt. 2000 Stück will Nissan
im ersten Jahr an die deutsche Kundschaft bringen. Wie hoch die
Erfolgsmesslatte beim neuen Crossover gehängt wird, steht wohl noch
nicht genau fest. Nur soviel: Die automobile Juke-Box soll weit mehr
bringen als der fahrende Würfel.

Quelle: Autoplenum, 2010-02-17
Geteste Modelle
Für diesen Testbericht sind keine passenden Modelle vorhanden.