Peugeot 3008 155 THP - Alles, nur kein 4x4
Testbericht
Peugeot wandelt seit kurzem auf völlig neuen Wegen. Bestes Beispiel ist
der Crossover 3008. Die bietet vieles und lässt eigentlich nur eines
vermissen: den Allradantrieb.
Bei Klein- und Kompaktwagen waren die Franzosen schon immer
erfolgreich. Doch in den Klassen darüber herrschte in den letzten
Jahrzehnten zumeist tote Hose. Da machte der Löwenbändiger Peugeot
keine Ausnahme. Große Limousinen wie 505 oder 604 hatten es selbst im
Heimatland Frankreich schwer und im übrigen Ausland keine Chance.
Spät, viel zu spät, hat der Hersteller mit dem Löwen im Logo andere
Klassen für sich entdeckt. So hetzt nun auch der Familienvan Peugeot
5008 seit kurzem der übermächtigen Konkurrenz von VW, Ford und Opel
hinterher. Auf gleicher Plattform wurde mit dem 4,36 Meter langen 3008
ein Crossover erschaffen, der derzeit wohl das interessanteste Fahrzeug in
der gewohnt familienfreundlichen Produktpalette sein dürfte.
Die hohe Sitzposition, einen variablen Innenraum und viele nette Details
sind das, wofür sich viele Kunden Anfang des dritten Jahrtausends
begeistern können. Die Diesel sind schon seit Jahren auf der Höhe; aber
nunmehr hat Peugeot auch ordentliche Benziner im Programm – eine
fruchtbare Zusammenarbeit mit BMW macht es möglich. Zunächst einmal
ist der Peugeot 3008 ein rundherum praktisches Auto. Auf Plattform des
Kompaktklassemodelle 308 nicht zu klein und nicht zu groß, mit
bekannten Stärken aus der SUV- und Van-Liga. Vier Personen finden im
Innenraum ein bequemes Zuhause; wenn es sein muss, reist man auch
zu fünft vertretbar. Ablagen erfreuen das Kinderherz im Fond ebenso wie
die Bedienung des Fahrzeugs am übersichtlichen Armaturenbrett.
Hier würde man sich zwar nach wie vor über den Wegfall des
überfrachteten Blinkerhebels und das Streichen der beiden
Bediensatelliten für Tempomat und Soundsystem freuen; aber ansonsten
haben sich die Franzosen stark verbessert. Die Materialien fühlen sich
ordentlich und wertig an. Die Bedieneinheiten auf der überbreiten
Mittelkonsole sind leicht verständlich und gut beleuchtet, dass man sich
fragt, wieso die Armada der allenfalls ertastbaren Bediensatelliten den
Sprung in die französische Neuzeit geschafft hat. Immerhin war Peugeot
einer der ersten, der das Panoramadach in Volumenklassen hoffähig
machte. Schade, dass es sich beim 3008 nicht zumindest partiell öffnen
lässt. So bleibt für die Insassen in beiden Reihen nur ein imposanter
Ausblick nach oben.
Auch die Sitze sind längst nicht mehr weich und schwammig, sondern
straff und durchweg stimmig gepolstert. Hier lässt es sich auch auf
längeren Touren bequem reisen. Doch gerade bei einem Crossover geht es
um mehr als Platz im Innenraum. Schließlich muss für die harten
Einsätze des Alltags auch ein variabler Laderaum mitspielen. Hinter der
zweiteilig zu öffnen den Heckklappe gibt es Stauraum von 432 Litern. Mit
zwei Griffen fällt die Rückbank zweigeteilt nach vorn und vergrößert den
Laderaum auf 1.604 Liter. Da können Kombis in der Mittelklasse weitaus
mehr. Doch die mehr als zehn Dutzend Liter reichen aus, um auch
größere Gegenstände ohne großen Aufwand sicher ans Ziel zu bringen.
Praktisch ist der Ladeboden, der in drei Ebenen arretiert werden kann. Der
wirkliche Vorteil der zweigeteilten Heckklappe erschließt sich einem auch
bei regelmäßiger Benutzung nicht. Gerade beim Ausladen großer
Gegenstände stört die heruntergeklappte Laderaumverlängerung spürbar.
In jedem Fall sollte man 100 Euro Aufpreis für den unklappbaren
Beifahrersitz investieren.
Bei den Triebwerken hat Peugeot längst mehr als die sparsamen und
kräftigen Dieseltriebwerke zu bieten. Wer mit einem Peugeot 3008 im
Jahr gerade einmal 15.000 Kilometer fährt, für den ist ein guter Benziner
die bessere und insbesondere günstigere Wahl. Hier findet sich im 3008
155 THP mit 1,6 Litern und Turboaufladung schnell die Idealbesetzung.
Den Vierzylinder kennt man bereits von anderen PSA- und Mini-Modellen.
Die Angst, dass man angesichts des üppigen Fahrzeuggewichts von 1,6
Tonnen den Kleinhuber überfordert, ist unbegründet. Bereits aus den
Drehzahlniederungen liegt das maximale Drehmoment von 240 Nm an.
Die Sechsgang-Handschaltung könnte knackiger sein; trotzdem kann man
den Peugeot mit seinen 116 KW / 156 PS gut bei Laune halten.
Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei vernünftigen 202 km/h und den Spurt
0 auf Tempo 100 schafft der Fronttriebler in knapp neun Sekunden.
Peugeot verspricht einen Verbrauch von 7,1 Litern Super, der sich zwar
schnell in Richtung 8,5 Liter orientiert, hier aber hängen bleibt, wenn
man die Gänge nicht allzu sehr ausdreht. Leider fehlt bis auf weiteres
nicht nur ein regeneratives Bremssystem, sondern auch eine Start-Stopp-
Automatik. Beides würde den Durst des Euro5-Triebwerks gerade im
Stadtverkehr nochmals deutlich nach unten drücken.
Das nicht zu weiche Fahrwerk passt gut zum Crossover-Charakter des
Peugeot 3008. Die spürbaren Nick- und Wankbewegungen lassen sich
durch die Wankstabilisierung des 156-PS-Modells deutlich reduzieren.
Die Lenkung ist sehr leichtgängig; müsste jedoch präziser sein.
Ärgerlich, dass die Franzosen keinen Mut hatten, dem 3008er ein
standesgemäßes Antriebskonzept mit auf den Weg zu geben. Denn in
dieser Liga ist ein 4x4-Antrieb zumindest optional ein Muss. Und das
Fahrdynamik-System namens Grip Control ist nicht mehr als eine
findige Mogelpackung des Frontantriebs. Denn Grip Control hört sich
nach viel an und sieht durch den Drehregler auf dem Mitteltunnel aus
wie eine echte Wahlmöglichkeit zwischen unterschiedlichen
Antriebskonzepten. In der Realität schaltet es jedoch nur
unterschiedliche Modi für ESP und Anti-Schlupf-Regelung durch. Ist es
auf Schnee und Eis glatt, tut sich der 3008 ebenso schwer wie ein
gewöhnlicher Fronttriebler. Eine Allradversion soll 2011 folgen, wenn
der 3008 als Hybrid4 eine elektrisch angetriebene Hinterachse
bekommt. Eine nette Variante, aber ein gewöhnlicher Allradantrieb
hätte es auch getan und so könnte der 3008 bereits jetzt gegen Toyota
RAV4, VW Tiguan und Ford Kuga antreten.
Der Basispreis für den 120 PS starken Peugeot 3008 Tendance liegt bei
fairen 21.500 Euro. Deutlich besser ist man mit dem 3008 155 THP
Premium ab 25.650 Euro unterwegs. Hierfür gibt es unter anderem ESP,
sechs Airbags, Klimaanlage, elektronische Parkbremse, Panorama-
Glasdach und Tempomat. Die Geschwindigkeits-Regelanlage arbeitet
unverständlicherweise jedoch unabhängig vom Abstandswarner. So wird
bei zu dichtem Auffahren nicht abgebremst, sondern es gibt nur ein
Warnsignal. Ebenso verzichtbar ist das Head-Up-Display (390 Euro
Aufpreis), bei dem Informationen wie Geschwindigkeit in ein ausfahrbares
Mini-Display auf dem Armaturenbrett projiziert werden. Sinnvolle Extras
sind das Navigationssystem (ab 950 Euro), die dunklen Scheiben hinten
(80 Euro), Klimaautomatik (390 Euro), Einparkhilfe (nur hinten, 310
Euro) und das 200 Euro teure Grip-Control-System. Alles in allem der
derzeit interessanteste Peugeot – leider ohne Allradantrieb.