Ferrari gegen Lamborghini: Sport-Beben
Schon das erste ungezähmte Anlass-Donnern des Ferrari 599 GTB Fiorano will den kantigen Rivalen mit schierer Lautstärke von der Startgeraden bellen. Doch Signore Lamborghini Murciélago LP 640 steht breit wie ein Laster auf der Straße, holt aus den Tiefen seines 6,5-Liter-Aggregats kurz Luft und brüllt seinem Konkurrenten fast das Cavallino rampante von der Haube.
Trick bringt Sprint-Sieg von null auf 100 km/h
Den prestigeträchtigen Sprint-Sieg von null auf 100 km/h ertrickst sich der Murciélago clever: Der erste Gang endet bei 102 km/h. So hemmt keine Schaltpause den mitreißenden Allrad-Vortrieb. Genug, um mit 3,6 Sekunden dem schon mit 82 km/h im zweiten Gang tobenden, launchkontrollierten Ferrari das entscheidende Zehntel zu stehlen.
340 statt 331 km/h Topspeed
Nicht nur, dass dessen sequenzielles Transaxle-Getriebe mit einer dem LP 640 fremden, paradoxen Kombination aus brutaler Schnelligkeit und Sanftmut die Gänge im 100-Millisekunden-Takt nachlegt, er schiebt sich auch mit 11,1 Sekunden zwei Zehntel früher auf Tempo 200. Jetzt rächen sich die 64 Kilogramm Mehrgewicht des Lamborghini. Der 599-Fahrer sieht trotzdem rot - wenn die fünf Schalt-LED im oberen Lenkradkranz à la Formel 1 prominent nach dem nächsten Gang rufen.
Vierter, fünfter, erst im sechsten Gang scheint der Schub bei beiden nicht mehr endlos. Dann hängt die Tachonadel schon jenseits der 300. Wenn die Landschaft zum kühnen Strich wird, schlägt Sant’ Agata zurück: 340 statt 331 km/h Topspeed.
Bei voller Leistung brüllt der Stier
Bei voller Leistung brüllt der Stier, als wäre er am Ende einer Corrida, und der 599 stimmt euphorisiert kreischend in das Verbrennungssingen ein. Die Unterarmhärchen spenden dem ungleichen Duett stehende Ovationen.
Tief geduckt liegt der LP 640-Fahrer nur zwei Kolbenbreiten über der Startgeraden. Fest packen die Designer-Schalensitze die Hüften, und das Cockpit weckt den Kampfjet-Piloten.
Sport-Luxus-Interieur mit 95-prozentiger Perfektion
Der Ferrari-Fahrer taucht in eine andere Interieur-Welt und thront hoch im durchgestylten Sport-Luxus-Interieur mit 95-prozentiger Perfektion.
Auf den kleinen Kurs in Hockenheim jagen beide höllenschnell um den nordbadischen Kurs. Auf die 1.13,7 des Murciélago fehlen dem 599 knappe drei Zehntel.
Den Test gegen den Erzrivalen verliert er deutlich
Der Ferrari ist ein Gran Turismo für alle Tage. Keiner, den man bei schlechtem Wetter oder mieser Fahrbahn in die Garage sperrt. Komfortabel, bei Bedarf handzahm und sogar mit einem brauchbaren Kofferraum. Und sein knackiger Po wedelt auf einen kräftigen Gasstoß hin mit Heckantriebs-Leichtigkeit über den Asphalt. Beim LP 640 enden Driftversuche irgendwo zwischen Untersteuern und Dreher.
Überhaupt macht ihn seine bedingungslose Auslegung zum eher rauen Gesellen. Regen treibt auch den Puls von Profis in den roten Bereich. Der riesige Wendekreis zusammen mit dem breiten Heck machen jede Tiefgarage zur Höllentour. Von der Übersichtlichkeit einer sizilianischen Kanalfähre gar nicht zu reden. Immerhin kann das nicht mal so unkomfortable Fahrwerk bei allzu hohen Bordsteinen niveaureguliert werden. Den Test gegen den Erzrivalen verliert er deutlich.
Quelle: auto-motor-und-sport, 2008-07-11
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