Porsche Cayenne Hybrid - Hybrid-Hai
Testbericht
In Deutschland steht der 911 für die Marke Porsche, in vielen anderen
Ländern der Welt ist es der Cayenne. Die neue Generation des
Geländewagens ist trotz Vorzeige-Hybrid klar in Richtung Panamera
positioniert.
„Jedes Kind kennt den 911er“, sagt Porsche-Designer Mitja Borkert. Der
Sportwagen enthalte die DNA des Unternehmens, und die habe er auch in
den neuen Cayenne einfließen lassen. Das Porsche-SUV ist niedriger,
coupéhafter und dynamischer geworden, mit anderen Worten: weniger
SUV-artig. „Der Cayenne soll stärker in Richtung Panamera positioniert
werden. Den Bug wollte ich darum näher an einen Sportwagen
heranbringen, er ist stark nach unten geneigt – das wirkt wie bei einem
Haifisch“, beschreibt Designer Borkert seine Kreation.
Vorn sind die Unterschiede zum Vorgänger weniger prägnant als am Heck.
Mit seinem rundlichen Hinterteil und den geschlitzten Rückleuchten wirkt
der Cayenne deutlich verjüngt, sieht aber auch einigen anderen SUV
ähnlich. Das Längenwachstum des Cayenne (plus fünf Zentimeter)
kommt vor allem den Fond-Passagieren zugute, die auf den
verschiebbaren Rücksitzen nun eine großzügige Beinfreiheit genießen. Der
Kofferraum fasst 670 Liter (Hybrid: 580 Liter).
Auch bei der fahrerorientierten Cockpitgestaltung orientiert sich der
Cayenne am Panamera. Die hohe Mittelkonsole mit einer auf den ersten
Blick erschlagenden, auf den zweiten Blick aber klug angeordneten
Armada aus Schaltern und Hebeln sorgt für Hightech-Atmosphäre an
Bord. Hinter dem Lenkrad thront man nicht wie in einem SUV, sondern
sitzt fast so niedrig wie beim Panamera – erst der Blick über den Bug
nach draußen erinnert daran, dass man einen Geländewagen pilotiert.
Insgesamt verdeckt der Allradler innen wie außen geschickt seine
Verwandtschaft zum VW Touareg. Die Pressteile der Türen zum Beispiel
sind identisch. Auch unter dem Blech gibt es Gleichteile. So arbeitet in den
Hybridversionen die gleiche Kombination aus dem per Kompressor
aufgeladenen V6-Benziner mit 333 PS und dem Elektromotor mit 47 PS.
Auch die normalen Benzinmotoren wurden auf Sparsamkeit gebürstet.
Das Leistungsgewicht des Basismotors (V6, 300 PS) sinkt von 7,4 auf 6,7
Kilogramm pro PS, der Durchschnittsverbrauch von 12,4 Litern im Schnitt
auf 9,9 Liter. Wie beim Panamera ist eine Start-Stopp-Automatik an Bord.
Der offizielle Durchschnittsdurst des Cayenne S Hybrid liegt bei 8,2 Litern pro 100 Kilometer. Beim betont gemütlichen Dahingleiten überland zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch um 7,6 Liter pro 100 Kilometer an. Der Cayenne Hybrid kann für kurze Strecken und bis zu einem Tempo von maximal 60 Km/h auch rein elektrisch an- und weiterfahren, der „Segelbetrieb“ ist sogar noch bei Autobahntempo möglich. In der Praxis allerdings darf man das Gaspedal nur streicheln, da schon bei recht geringer Leistungsanforderung der Benziner schnell mithelfen muss. Beeindruckend ist die Kraftentfaltung aus dem Stand – im Nu schnell der Drehzahlmesser voran, dank des unterstützenden Elektromotors steht das Gesamtdrehmoment von 580 Newtonmetern schon ab 1000 Touren parat.
Ob die klassische Porsche-Kundschaft darüber hinweg sieht, dass der Cayenne Hybrid nicht stärker ist als ein VW Touareg Hybrid, wird sich zeigen. Beim Diesel (240 PS) immerhin scheint der fehlende Leistungsvorsprung nicht zu stören, wie bislang 8800 verkaufte Cayenne mit Selbstzünder belegen. Wer echtes Sportwagen-Feeling mit Porsche-Sound möchte, dürfte allerdings Hybrid und Diesel links liegen lassen und den Cayenne S (V8, 400 PS) oder den Cayenne Turbo (V8, 500 PS) ordern. Vor allem im Turbo mit seinem grollenden Sound und den enormen Kraftreserven wird der Cayenne zum Alpha-Tier auf der Autobahn. In 4,7 Sekunden erreicht der Wagen aus dem Stand Tempo 100 und gleitet straff gefedert mit bis zu 278 Km/h dahin.
Der neue Cayenne ist ab 55.431 Euro (V6, 300 PS) zu haben, zur Basisausstattung zählen unter anderem Klimaautomatik, elektrische Sitzverstellung vorn, Teilledersitze, CD-Radio und Nebelscheinwerfer. Die Aufpreisliste ist lang und stattlich. Der Hybrid ist mit 78.636 Euro rund 5000 Euro teurer als ein identisch motorisierter Touareg. Das Top-Modell Cayenne Turbo will mit 115.526 Euro bezahlt werden.
Der Cayenne war bislang eine echte Cash-Cow für Porsche und ein Türöffner für neue Märkte. Das soll er auch in der neuen Generation bleiben. „Wir verzeichnen aus fast allen Märkten einen sehr hohen Auftragseingang“, sagt Porsche-Chef Michael Macht, nennt aber keine konkreten Zahlen. Bislang wurde der Cayenne im Schnitt 27.000-mal pro Jahr verkauft, im Rekordjahr 2007 / 08 waren es mehr als 45.000 Fahrzeuge. Insgesamt will Porsche in Zukunft 150.000 Autos jährlich verkaufen. „Das geht natürlich nur mit neuen Modellen“, betont Michael Macht. Man darf für die Zukunft also schon einmal spekulieren – als wahrscheinlich gelten ein neuer Mittelmotor-Sportler, ein kompaktes SUV unterhalb des Cayenne und vielleicht sogar ein Panamera Cabrio.