Ein trauriger Anlass trennte uns von unserem vorherigen Wagen, so brauchten wir einen schnellen Ersatz, die gegnerische Versicherung zahlte nur 14 Tage Mietwagenvergnügen. Es sollte einmal etwas schönes und unvernünftiges sein, die Suche war kurz und die Freude groß, als ein "Rosa-Roth-Auto" im Internet auftauchte, das obendrein im Weiß präsentiert, Chromfelgen hatte und einen akzeptablen Preis.
Wir fuhren hin und nach kurze Probefahrt stand fest, selbst da der Verhandlungsbasis als festbetoniert galt, dem Kauf stand so weit nichts im Weg.
Auf der Heimreise traten dann die ersten Ärgernisse auf: der Klimakompressor lief heiß, die Keilriemen verglühten und rissen, der Wagen wanderte umgehend in eine ehemalige Vertragswerkstatt. Die Empfehlung des Werkstattbesitzers lautete auf "sofort zurückgeben", die Aussagend es Verkäufers ließen nichts Gutes erahnen, aber schön der Reihe nach. Er beschimpfte die Fahrerin der Unfähigkeit bezichtigt, nichts richtig bedient zu haben - Klimaanlagen sind doch dazu da, daß man sie einschaltet, nicht wahr? Eine ramponierte und fast schon unbrauchbare Felge, 2 schlecht geführte Telefonaten ließen den Wagen trotz seiner einmaligen Erscheinung einmal als tiefsten Reinfall des Jahrzents erscheinen.
Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, daß der Chrysler im Bodenseenähe auch schon mal im Hochwasser stand, was verschiedene Korosionserscheinungen mit sich brachte. Alle Vorbesitzer, 4 an der Zahl trennten sich möglicherweise grinsend und händereibend von der "Diva", so der letzter Vorbesitzer auch. Seine Frau konnte sich nicht ganz zurückhalten und frohlockte, "endlich ist die Sch...kiste weg", das hat schon unschön geklungen.
Der Wagen bekam alle Antriebsriemen, Riemenscheiben, Klimakompressor, vorderen Radlagern, Batteriehalter ausgetauscht und noch einges mehr, was nur den Nutzwert steigert. Ehrlich wäre den Wagen abzumelden und zu verscherbeln, aber wollen wir das auch? Eindeutig NEIN! Ein viersitziges Cabriolet mit der Charme der Spätachziger des 20.Jahrhundert, leiser und denoch ausreichend kräftiger Motor, eine einmalige Erscheinung lässt sich nicht mit Geld aufwiegen, auch dafür nicht kaufen. Es gibt gewiss perfekte und sparsame Cabrios anderer Hersteller, aber selten als bezahlbare und vielseitig nutzbare.
Die Vollausstattung lässt kaum Wünsche übrig, die Bedienung und Handhabung bis auf die 5m Länge und naturgemäß schlecht zu überblickende Karosserie bei geschlossenem Verdeck einfach. Die Sitze animieren nicht zu sportlichen Allüren, das können andere viel besser, kosten dementsprechend auch mehr. Ledersitze ohne viel Seitenhalt, dafür sehr bequem und groß, eine schnell ansprechende Heizung und Klimaanlage, ein sehr großer Koferraum und die bewundernde Blicke entschädigen für manche schlechte Erfahrung, die man aber auch schnell vergessen kann.
Die Reparaturen sind teuer, aber nur der schlechten Haltung der Vorbesitzern zu verdanken, die Betriebskosten bei entsprechend zurückhaltende Fahrweise, trotz des Alltagbetriebes, relativ gut überschaubar.
Die wassergeschädigten Radlager wurden ausgetauscht, der Ersatz fiel nach knapp 3 Wochen plötzlich und unmittelbar aus, für unkundige Hände eine Qual...
Wenn die Sonne scheint, das Dach in die Versenkung verschwinden darf, dann sieht alles etwas versönlicher aus. Der Windschott, das Persenning sind für feinfühligeren Menschen und verlangen nach erhöhte Aufmerksamkeit bei der Montage, Passgenauigkeit ist keine amerikanische Tugend (waren denn die tatsächlich auf dem Mond?) genausowenig die Sparsamkeit. Also kein Auto für grieskrämge Kassiergesellen, sie würden die Faszination dieses schönen Autos nicht erleben.
Ist nicht jedem zu empfehlen, soviel begeisterung und Gleichmut sollte der großen Masse nicht abverlangt werden, alle anderen werden schon wissen, was sie an ihm haben. Interessanterweise stehen mittlerweile 5 solche Fahrzeuge in unser kleinen Dorf...
Dieses Auto sollte stets nach genaueste Prüfung auf einer Hebebühne gekauft werden, dann aber solche Details wie den, vor dem Vorderrad sitzenden Batteriehalter genauestens prüfen, die Abnutzungsprofile der Reifen und die Heizdrähte der Glasheckscheibe. Knistern, knarzen wird die Karosserie wahrscheinlich nie, und die 3 Freunde werden sich immer finden, die sich auf eine Fahrt in die Eisdiele oder zum Baggersee freuen werden. Die Hinterbank bietet an sich die besseren Sitze, sowohl von der Position, als auch von dem Raumempfinden her. Wie jedes Auto seiner Produktionszeit hat einen eigenartigen "Cab-forward" Design, leichte Taillierung und einen flacheren Heck als manche pummeligen Zeitgenossen. Viel Spaß allen den- und diejenigen, die sich der anziehungskraft dieses Autos nicht entziehen konnten, es ist und bleibt eine hübsche Alternative zum automobilen Einerlei.
Seit dem Entstehen des Berichts ist unser "Joshua" leider an einem Autobahnteiler aus Beton zu Banane geworden. Die zu mißbilligende Behandlung der Vorbesitzern hat höchstwahrscheinlich einen langsam aber sicher aufbauenden Schaden am Fahrwerk verursacht, in einer rechts-links-Kurvenfolge eines Autobahnzubringers ist er erst einmal nach vorne herausgebrochen, dann hat sich eingedreht und unsanft die Betonwand gleich 3x touchiert.
Wer einmal einen gehabt hat, der bleibt ihm, seiner Reize verfallen, so führte uns das Angebot eines ehemaligen Chrysler Autohauses mit einem dort schlummernden Schönen zusammen. Metallic-schwarz, beigefarbene Innenausstattung und vergleichsweise wenige km - ganze 117.000. Er heißt "James" und rollt auf uns weniger gefallenden Felgen und Niederquerschnittsreifen, aber es wird schon wieder, ;). Foto folgt!