Seit einiger Zeit darf ich einen Saab 9-3 der ersten Generation mit Diesel-Motor mein Eigen nennen. Er stammt aus erster Damenhand (Rentnerin), ist Baujahr 1998, absolut rostfrei und hatte beim Kauf im Frühjahr 2025 nicht einmal 65.000km auf dem Tacho. Selbstverständlich ist das Service-Heft absolut vollständig ;)
Hier einige Eindrücke aus dem Alltag.
Im Leerlauf und bei Kälte eher rau, arbeitet der 2.2-Liter-4-Zyl.-DTI von Steyr / Opel, sobald warm, ausreichend ruhig, sodass er akustisch überwiegend unauffällig und angenehm bleibt, wobei ich immer Premium-Diesel tanke, was die Laufkultur verbessert. Der Motor, der über eine wartungsfreie Steuerkette verfügt, bietet in den meisten Lebenslagen genügend Durchzug von unten heraus, sodass man gut überholen kann. Der Motor macht Spaß. Durch ihn wird der 9-3, in Verbindung mit der guten Geräuschdämmung im Innenraum und zusammen mit der sehr komfortablen Federung, zu einem idealen Langstreckenfahrzeug auf der Autobahn. Der Drehmomentverlauf ist, über den gesamten nutzbaren Drehzahlbereich verteilt, jedoch nicht ganz gleichmäßig. Rund um 3000 Touren z.B. kommt es kurz zu einem kleinen "Drehmomentknick", was beim Beschleunigen gewöhnungsbedürftig ist.
Der Verbrauch pendelt sich in meinem Alltag bei rund 6.5 Litern ein, was einen guten Wert darstellt.
Die Lenkung bietet relativ wenig Servo-Unterstützung und könnte leichtgängiger sein, etwa so, wie beim Vorgänger 900 (I). Sie verlangt kräftiges Zupacken und ist der Agilität des 9-3 abträglich. Er will nicht als Kurvenräuber gefahren werden, sondern als gemütlicher, quasi amerikanischer Cruiser mit genügend Kraftreserven, der auch bei höheren Geschwindigkeiten gut und ruhig auf der Straße liegt.
Die Sitze vorne empfinde ich als gewöhnungsgedürftig: Zwar bieten sie ausreichend Seitenhalt und Schenkelauflage, doch ist die Sitzfläche im Gesäßbereich etwas zu weich geraten, sodass man tief einsinkt, die Rückenlehnen dagegen sind recht hart. Immerhin bieten die Vordersitze genügend Verstellmöglichkeiten, was nicht für das Lenkrad gilt, da die Lenksäule sich zwar in der Höhe bzw. in der Neigung verstellen lässt, nicht aber in der Länge. Trotzdem habe ich eine gute Sitzposition gefunden.
Das Platzangebot im 9-3 ist ordentlich. Vor allem auf den Rücksitzen hat es sich im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert. Das Volumen des Kofferraus ist dagegen zurückgegangen, jedoch immer noch ausreichend für unser Urlaubsgepäck (2 Erwachsene, 1 Kind, 5 J.)
Das Getriebe lässt sich überwiegend leichtgängig und exakt schalten und gehört in Verbindung mit der gutmütigen Kupplung zu den großen Vorzügen des Fahrzeugs.
Zu diesen zählt auch das übersichtliche Armaturenbrett und die ergonomische Sitzposition.
Nicht besonders gut ist es um die Verarbeitung mancher Kunststoffteile im Innenraum bestellt. Die Drehregler der manuellen Klimaanlage arbeiten zäh und schwergängig. Sie stellen einen bekannten Schwachpunkt der Baureihe dar und gehen leicht kaputt.
Ähnliches gilt für den Befestigungs- und Entriegelungsmechanismus der Rücksitzlehnen, wenn man diese zur Vergrößerung des Kofferraums umlegen will. Bei der Betätigung des Entriegelungshebels kam mir gleich mal ein Plastikteil entgegengeflogen.
An manchen Stellen merkt man einfach, dass Saab beim 900 (II) bzw. beim 9-3 (I) schon stark sparen und auf Kosteneffizienz schauen musste. Das wirkte sich fühlbar auf die Verarbeitungsqualität aus. Vom Vorgänger war man besseres gewöhnt.
Der 9-3 der ersten Generation -- zugeschnitten für den amerikanischen Markt (weiche Sitze, gutmütiges, nicht besonders sportliches Fahrwerk, teils mäßige Verarbeitung), nicht perfekt, sondern ein Auto mit Stärken, Schwächen und Charakter, das man schon irgendwie auch "lieb" haben muss, denn fehlerfrei ist er bei Gott nicht.