Ich fahre den STI 2010 nun seit ca. 3 Monaten. So richtig Freude kam bisher allerdings nicht auf. Der Spritverbrauch liegt bei Kurzstrecke im Bereich von knapp 14 Litern. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn der Wagen entsprechende Leistung bieten würde. Wenn man ihn ausdreht, kommt tatsächlich was. Aber im unteren und mittleren Bereich kann man ihn als durchaus zäh bezeichnen. Der Boxersound, der bei Porsche eine einzigartige Klangkulisse bietet, klingt im STI wie ein Dieselmotor. Von der Auspuffanlage ist dabei gar nichts zu hören. Die Schaltung ist zwar präzise, aber selbst mit Zwischengas muß in jedem Gang ein unangenehmer Druckpunkt überwunden werden. Dreht man den 4. Gang über 5500 und schaltet in den 5., rupft das Getriebe. Die Federung ist allerdings sehr ordentlich und erlaubt sportliche Fahrweise bei gutem Komfort. Die Traktion bei Nässe ist eigentlich das einzige, was ich bisher als echtes Highlight bezeichnen würde. Selbst bei strömenden Regen gibt es keinen fühlbaren Schlupf.
Bei der Ausstattung stechen die exzellenten Sitze hervor. Ansonsten dominiert doch recht einfaches Plastik, welches sehr kratzempfindlich ist. Das Navi ist tatsächlich veraltet. Sucht man eine Tankstelle im Umkreis, soll man den Namen der Tankstelle eingeben. Die Lautstärke der Sprachausgabe kann Geschwindigkeits-abhängig geregelt werden, die Musik allerdings nicht. Das macht keinen Sinn! Den Klang der Lautsprecher kann man als absolut Bass-frei bezeichnen. Selbst mit max. Basseinstellung ist den Boxen keine niedere Frequenz zu entlocken. Das ist schade, da der Fahrgeräusch-Pegel im Innenraum deutlich höher ist, als man es von anderen Fahrzeugen kennt. Die Uhrzeit zeigt der STI im 12h Format an. Der Bordcomputer liefert Verbrauchswerte, die mit der Realität nichts zu tun haben. So wird ein Durchschnittsverbrauch von 12,4L angezeigt, der sich an der Tankstelle als 14,2L erweist. Subaru teilte mir mit, dass dies an einem fehlenden Durchflußsensor liegt. Stattdessen versucht der Computer den Verbrauch aus Gaspedalstellung und Drehzahl zu errechnen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Tagfahrlicht gibt es selbst bei 2011er Modellen nicht. Schaltet man die normale Beleuchtung tagsüber ein, erkennt man auf den Digitalanzeigen und dem Navi kaum noch was.
Die Karosserieform ist gelungen. Die vorderen Türen haben eine konkaven Ausschnitt, wodurch sie sich in jeder Situation weit öffnen lassen, auch im engen Parkhaus. Die Platzverhältnisse sind für ein Kompaktfahrzeug sehr gut, auch auf den hinteren Bänken. Der Kofferraum ist zwar recht flach, lässt sich aber dank ebener Ladefläche sehr gut nutzen. Das verwendete Plastik zeugt allerdings mit entsprechenden Gebrauchsspuren davon.
Alles in allem ist der STI kein schlechtes Auto. Enttäuschend ist die lieblose Art und Weise, wie Subaru die Details löst (z.B. das Navi) und vor allem die Tatsache, dass das Fahrgefühl nicht das hält, was der Spritverbrauch verspricht. Der Boxermotor überzeugt weder mit Leistung, Ansprechverhalten noch Sound. Aber vielleicht brauche ich nach 9 Jahren Audi einfach noch etwas Zeit, um die Vorzüge des STI schätzen zu lernen. ;-)
Update:
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Mittlerweile bin ich seit fast einem Jahr mit dem Fahrzeug unterwegs und das Bild hat sich teilweise zum Positiven gewandelt. Dies hat u.a. damit zu tun, dass zwischenzeitlich eine Edelstahl-Abgasanlage montiert wurde. Erst damit stellt sich ein schöner Boxerklang ein und gibt dem Fahrzeug seine Seele zurück. Außerdem fahre ich nun vollständig im Sport Sharp Modus, also dem Modus mit dem sportlichsten Ansprechverhalten. Im Gegensatz zu den Verlautbarungen von Subaru, dass dieser Modus in erster Linie für die Rennstrecke geeignet sei, musste ich feststellen, dass Sport Sharp für jede Situation die bessere Wahl ist, selbst für entspanntes Gleiten im Berufsverkehr. Die Anfahrschwäche, die Zähigkeit im mittleren Drehzahlbereich, die selbst im normalen Sportmodus deutlich vorhanden ist, verschwindet im Sharp Modus fast gänzlich. Sogar der Spritverbrauch ist geringfügig gesunken, da man weniger hochtourig fährt. Subaru hätte sich meiner Ansicht nach das SI-Drive komplett sparen können und hätte die Kreativität besser in Detailverbesserungen investiert. Das gleiche gilt für das DCCD, also die Verstellmöglichkeit für das Center-Differential. Selbst bei scharfer Fahrweise merkt man einfach keinen Unterschied. Im nächsten Winter werde ich das nochmal testen, bis dahin reicht der Automatik-Modus.
Dank des Sport Sharp Modus beurteile ich die Fahrleistung mittlerweile anders. Auf gerader, ebener Strecke fährt der STI keinem 250 PS Standard-Auto weg, es geht zu viel Energie durch den Allrad verloren. Dafür bringt der STI die Leistung in wirklich allen Situation auf den Boden, egal wie steil, kurvig, nass oder schlecht die Strecke auch immer ist. In diesen Situation dürfte es kaum Fahrzeuge geben, die einem STI folgen könnten. Das sind die Situation, in denen der Subaru ein Lächeln auf's Gesicht zaubert.
Ein STI Fahrer muss stark sein, denn Begeisterung löst das Fahrzeug eigentlich bei niemanden aus, wenn man nicht gerade beim Clubtreffen ist. Weder das äußere Erscheinungsbild, noch die Verarbeitungsqualität im Innenraum entlocken den von deutschen Premiumherstellern verwöhnten Mitmenschen ein Wort der Anerkennung. Der STI ist daher in erster Linie für die Hardcore-Fraktion geeignet, die am Wochenende auf eine einsame, bergige Landstraße fährt und den Allrad richtig arbeiten lässt. Das sind die schönsten Momente, die sich in einem premium-ausgestattetem Großserien-Fahrzeug vermutlich eher weniger einstellen. Ich habe übrigens noch keinen zweiten STI (MY08+) in NRW getroffen, auch wenn man munkelt, dass dort noch einer rumfährt. ;-)