125 Jahre Auto - Guckt mal, ohne Räder
Testbericht
Daimler schenkt sich zum 125. Auto-Geburtstag den neuen SLK und jede Menge Prominenz. Dazu gibt es Design-Appetithäppchen. Das Rad wird nicht neu erfunden, aber vielleicht braucht man es irgendwann gar nicht mehr.
„Frau Merkel, bitte hineinsetzen!“ Die Fotografen hoffen auf den idealen Schnappschuss, doch den bekommen sie nicht. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel und Daimler-Chef Dieter Zetsche posieren bei der Gala zum 125-jährigen Geburtstag des Automobils im Mercedes-Museum vor der Design-Skulptur „Aesthetics 125“. Und die erinnert nicht einmal entfernt an ein Auto: Keine Sitze, kein sichtbarer Motor, keine Scheiben und schon gar keine Räder. Immerhin: Einen Mercedes-Stern hat das Gebilde noch.
Als der Aesthetics 125 zu dramatischer Musik, begleitet von Feuerwerk und einer Akrobaten-Truppe auf die Bühne schwebt, ist es der Schlusspunkt einer pompösen Geburtstagsshow. Während am Nachmittag ein paar Kilometer weiter wieder tausende Menschen gegen Stuttgart 21 demonstrieren, lässt sich Stuttgarts Arbeitgeber Nummer Eins hochleben. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus gehören zu den Gratulanten. Ebenfalls angereist ist eine Schar von Promis wie Michael Schumacher, Boris Becker oder Franz Beckenbauer. Rund 1400 Gäste füllen die Mercedes-Benz Welt und feiern die vergangenen 125 Jahre.
Spannender wird, was in den nächsten 125 Jahren passiert – oder schon viel früher. „In den nächsten zehn Jahren wird sich die Zukunft des Autos entscheiden“, glaubt Angela Merkel. Ob Daimler beim strammen Tempo mithalten kann, das die Autoindustrie derzeit vorlegt, wird sich zeigen. „Wir müssen noch einen Zahn zulegen“, sagt Daimler-Chef Zetsche. So präsentiert sich der Konzern denn auch als Vorreiter neuer Antriebstechnologien. Noch am Abend fällt der Startschuss für die 125-tägige Tour mit Brennstoffzellenautos rund den Globus, und Daimler präsentiert das jüngste von mittlerweile 80.000 Patenten: Die bipolare Rahmenflachzelle soll die Lithium-Ionen-Technologie effizienter und leistungsstärker machen.
Doch der Weg von Kutschen ohne Pferde zu Autos ohne Emissionen ist noch lange nicht beendet. Die neue Akkuzelle sei erst in fünf bis acht Jahren serienreif, sagt Herbert Kohler, Daimlers Entwicklungschef für alternative Antriebe. Und während Nissan oder Chevrolet bereits in die Massenproduktion von Elektroautos einsteigen, beginnt Daimler erst mit Kleinserien, zum Beispiel mit 500 Fahrzeugen des Typs A-Klasse E-Cell. Bis 2015 will der Konzern 1,5 Millionen Autos pro Jahr verkaufen, da werden Stromer praktisch noch keine Rolle spielen.
Geld wird woanders und noch mit konventionellen Motoren verdient. China etwa ist längst der wichtigste Markt für die S-Klasse geworden. In vielen aufstrebenden Märkten ist ein PS-starker AMG-Geländewagen sehr wohl ein Statussymbol, ein Elektroauto dagegen nur eine Kuriosität. „Emissionsarme Ladenhüter nützen niemandem“, sagt Daimler-Chef Zetsche.
Kein Wunder also, dass Mercedes als Geburtstagsgeschenk – vor genau 125 Jahren ließ Carl Benz sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ patentieren – lieber den neuen SLK Roadster enthüllt. „Design ist heute kaufentscheidend, und Markenidentität wird durch Design bestimmt“, glaubt Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener. Er wolle keine „russischen Puppen“ auf die Räder stellen, sondern „eigenständige Charaktere“. Welche Marke er da wahrscheinlich mit ineinander verschachtelten Matrjoschka-Püppchen vergleicht, kann man sich leicht denken: Audi und deren Singleframe-Kühlerdesign an jedem neuen Modell.
Bei Mercedes soll künftig neben frischer Optik – bei der neuen A-Klasse will Wagener eine „Revolution“ einläuten und den Wagen sportlicher, jugendlicher und attraktiver als alle Vorgänger machen – der Innenraum stärker in den Fokus rücken. Als Beispiel zeigen die Designer den Cockpit-Entwurf der kommenden B-Klasse. Drei runde Lüftungsdüsen dominieren das Armaturenbrett, viele Flächen bestehen aus Aluminium oder Leder. Ein großer zentraler Bildschirm mit fotorealistischen Menüs und dreidimensionalen Animationen gehört zu den Ideen, mit denen man die Internet-Generation einfangen will.
Diese Generation allerdings hat vielleicht gar keine Lust mehr am teuren eigenen Auto, wie sozialwissenschaftliche Studien nahelegen. Wenn Dieter Zetsche erzählt, dass er als junger Mann „sowas von stolz auf den ersten eigenen Käfer“ war, schwingt vor allem die Furcht vor dem schwindenden Statussymbol-Charakter des Autos mit. Der Konzernlenker hofft, dass das Automobil auch in Zukunft eine „Oase der Privatheit“ bleibt. Wenn sie das in Europa einmal nicht mehr ist, kann die Auto-Karawane ja immer noch weiter ziehen.
„Frau Merkel, bitte hineinsetzen!“ Die Fotografen hoffen auf den idealen Schnappschuss, doch den bekommen sie nicht. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel und Daimler-Chef Dieter Zetsche posieren bei der Gala zum 125-jährigen Geburtstag des Automobils im Mercedes-Museum vor der Design-Skulptur „Aesthetics 125“. Und die erinnert nicht einmal entfernt an ein Auto: Keine Sitze, kein sichtbarer Motor, keine Scheiben und schon gar keine Räder. Immerhin: Einen Mercedes-Stern hat das Gebilde noch.
Als der Aesthetics 125 zu dramatischer Musik, begleitet von Feuerwerk und einer Akrobaten-Truppe auf die Bühne schwebt, ist es der Schlusspunkt einer pompösen Geburtstagsshow. Während am Nachmittag ein paar Kilometer weiter wieder tausende Menschen gegen Stuttgart 21 demonstrieren, lässt sich Stuttgarts Arbeitgeber Nummer Eins hochleben. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus gehören zu den Gratulanten. Ebenfalls angereist ist eine Schar von Promis wie Michael Schumacher, Boris Becker oder Franz Beckenbauer. Rund 1400 Gäste füllen die Mercedes-Benz Welt und feiern die vergangenen 125 Jahre.
Spannender wird, was in den nächsten 125 Jahren passiert – oder schon viel früher. „In den nächsten zehn Jahren wird sich die Zukunft des Autos entscheiden“, glaubt Angela Merkel. Ob Daimler beim strammen Tempo mithalten kann, das die Autoindustrie derzeit vorlegt, wird sich zeigen. „Wir müssen noch einen Zahn zulegen“, sagt Daimler-Chef Zetsche. So präsentiert sich der Konzern denn auch als Vorreiter neuer Antriebstechnologien. Noch am Abend fällt der Startschuss für die 125-tägige Tour mit Brennstoffzellenautos rund den Globus, und Daimler präsentiert das jüngste von mittlerweile 80.000 Patenten: Die bipolare Rahmenflachzelle soll die Lithium-Ionen-Technologie effizienter und leistungsstärker machen.
Doch der Weg von Kutschen ohne Pferde zu Autos ohne Emissionen ist noch lange nicht beendet. Die neue Akkuzelle sei erst in fünf bis acht Jahren serienreif, sagt Herbert Kohler, Daimlers Entwicklungschef für alternative Antriebe. Und während Nissan oder Chevrolet bereits in die Massenproduktion von Elektroautos einsteigen, beginnt Daimler erst mit Kleinserien, zum Beispiel mit 500 Fahrzeugen des Typs A-Klasse E-Cell. Bis 2015 will der Konzern 1,5 Millionen Autos pro Jahr verkaufen, da werden Stromer praktisch noch keine Rolle spielen.
Geld wird woanders und noch mit konventionellen Motoren verdient. China etwa ist längst der wichtigste Markt für die S-Klasse geworden. In vielen aufstrebenden Märkten ist ein PS-starker AMG-Geländewagen sehr wohl ein Statussymbol, ein Elektroauto dagegen nur eine Kuriosität. „Emissionsarme Ladenhüter nützen niemandem“, sagt Daimler-Chef Zetsche.
Kein Wunder also, dass Mercedes als Geburtstagsgeschenk – vor genau 125 Jahren ließ Carl Benz sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ patentieren – lieber den neuen SLK Roadster enthüllt. „Design ist heute kaufentscheidend, und Markenidentität wird durch Design bestimmt“, glaubt Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener. Er wolle keine „russischen Puppen“ auf die Räder stellen, sondern „eigenständige Charaktere“. Welche Marke er da wahrscheinlich mit ineinander verschachtelten Matrjoschka-Püppchen vergleicht, kann man sich leicht denken: Audi und deren Singleframe-Kühlerdesign an jedem neuen Modell.
Bei Mercedes soll künftig neben frischer Optik – bei der neuen A-Klasse will Wagener eine „Revolution“ einläuten und den Wagen sportlicher, jugendlicher und attraktiver als alle Vorgänger machen – der Innenraum stärker in den Fokus rücken. Als Beispiel zeigen die Designer den Cockpit-Entwurf der kommenden B-Klasse. Drei runde Lüftungsdüsen dominieren das Armaturenbrett, viele Flächen bestehen aus Aluminium oder Leder. Ein großer zentraler Bildschirm mit fotorealistischen Menüs und dreidimensionalen Animationen gehört zu den Ideen, mit denen man die Internet-Generation einfangen will.
Diese Generation allerdings hat vielleicht gar keine Lust mehr am teuren eigenen Auto, wie sozialwissenschaftliche Studien nahelegen. Wenn Dieter Zetsche erzählt, dass er als junger Mann „sowas von stolz auf den ersten eigenen Käfer“ war, schwingt vor allem die Furcht vor dem schwindenden Statussymbol-Charakter des Autos mit. Der Konzernlenker hofft, dass das Automobil auch in Zukunft eine „Oase der Privatheit“ bleibt. Wenn sie das in Europa einmal nicht mehr ist, kann die Auto-Karawane ja immer noch weiter ziehen.
Quelle: Autoplenum, 2011-01-30
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