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Autoplenum, 2010-07-12

13. Silvretta Classic - Glühende Alpen

Testbericht

Stefan Grundhoff

Die 13. Silvretta Classic wurde zu einer Hitzeschlacht für Mensch und
Maschine. Grandiose Aussichten und hochsommerliche Temperaturen
machten die Oldtimer-Tour durchs Montafon zu einem Erlebnis.

Der gelbe Porsche 911 mit der Startnummer 162 sieht aus wie aus dem Ei
gepellt. Alexander Hafner hat seinen goldgelben 911 S Targa gerade erst
neu aufbauen lassen und jetzt schwächelt der charismatische 70er-Jahre-
Bolide schon am ersten Tag. Temperaturen von 35 Grad waren für viele
der Oldies auf der Silvretta Classic schon anstrengend genug, doch dann
noch Bergpässe wie die Silvretta Hochalpenstraße bergauf und bergab
sowie auf kurvenreicher Straße durch das ganze Montafon; das brachte
viele Oldtimer an ihre Leistungsgrenzen.

Davon unbeeindruckt zeigten sich die erfahrenen Rallye-Piloten Luciano
Viaro und Enrico Mussinelli. Mit einer Abweichung von gerade einmal 1,34
Sekunden in den 21 Wertungsprüfungen holte sich das italienische Duo,
das bereits mehrfach die Mille Miglia gewonnen hat, auf einem Audi
Quattro erstmals den Sieg bei der diesmal 569 Kilometer langen Silvretta
Classic. Auf den Plätzen zwei und drei landeten Gianmaria Aghem und
Rosella Conti vor dem ungarischen Doppel Zoltan und Csilla Erdelyi.

Die 13. Auflage der traditionsreichen Silvretta Classic wird in die Annalen
als die heißeste Veranstaltung ihrer Art eingehen. Jeder Tag deutlich über
30 Grad im Schatten, kein Cabrioverdeck in Sicht und auch die Pullis
konnten im Hotel bleiben. Die hochsommerliche Berghitze setzten vielen
Piloten weit mehr als ihren Maschinen zu. Während Range Rover
Generation I, Mercedes 300 SL, Porsche 356, Ford Mustang, VW Samba
Bus oder Bentley zwei Liter wild brummelt die Anstiege empor klommen,
ging es hinter dem knapp 200 Fahrzeuge starken Hauptfeld deutlich
lautloser zu. Nicht, dass die Teilnehmer der Sonderklasse für Elektroautos
nicht auch ins Schwitzen gekommen wären. Doch mit einer Gesamtstrecke
von gerade einmal 162 Kilometern und wenigen Passüberquerungen an
den drei Tagen taten sich die 24 Elektrorenner deutlich leichter als viele
Oldtimer aus den Jahren 1923 bis 1984.

Die Stars im Elektrofeld waren der gelbe Mercedes SLS E-Cell und ein
dunkelgrauer Audi e-tron, die erstmals in der Öffentlichkeit aufeinander
trafen. Bei den Gleichmäßigkeitsfahrten hatte der 533 PS starke Mercedes
SLS E-Cell gegenüber dem 313 PS starken Audi e-tron letztlich knapp das
Nachsehen. Doch auch Smart Fortwo Electric Drive, Think, Tesla Roadster,
Mitsubishi i-MIEV und VW Golf Elektro zeigten, dass Elektrofahrzeuge in
den Bergen glänzen können.

Die größte Aufmerksamkeit der Zuschauer lag jedoch bei den Oldtimern;
weil die Elektromobile die 569 Kilometer lange Strecke der Oldtimer kaum
kreuzten. Auch das goldgelbe Schmuckstück von Alexander Hafner hatte
sich nach leichten Verschnaufpausen und Visiten vom lokalen Bosch-
Service ins Ziel gebracht – zwischendurch einfach bergab mit offener
Motorhaube hinten. Viele Konkurrenten machten es Alexander Hafner
nach und stellten die Motorhauben leicht auf, um dem Triebwerke
wertvolle Kühlluft zuzufächern. Für zahlreiche Teilnehmer der Silvretta
Classic geht es in dieser Woche direkt weiter. Vom schönen Montafon im
Bundesland Vorarlberg sind es nicht einmal drei Stunden bis in den
südlichen Teil des Salzburger Landes, wo die Ennstal Classic stattfindet.
Hier starten diese Woche wieder automobile Preziosen aus vergangenen
Zeiten bei einer der härtesten Oldtimer-Rallyes in den Alpen. Die
Temperaturen sollen auch in Österreich so heiß bleiben. Wieder eine harte
Prüfung für Mensch und betagte Maschinen.

Quelle: Autoplenum, 2010-07-12
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