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Testbericht

Wolfgang Hörner, 27. Januar 2020
Daytona Beach ist im Frühjahr der Ballermann der Amerikaner. Nach ihrem Triumph beim 24-Stundenrennen in Daytona hatte die BMW-Mannschaft allen Grund, Party zu machen.

Es kommt ganz darauf, wenn man fragt: Für jüngere Amerikaner ist Daytona Beach gleichbedeutend mit Semesterferien, Partyzeit und Alkoholkonsum, für ältere ist es vor allem neben Indianapolis die Hochburg des US-Motorsports: In dem Tri-Oval findet traditionell der Auftakt zur NASCAR-Saison statt, vor allem aber auch die 24 Stunden von Daytona. Sie sind das Gegenstück zu den 24 Stunden von Le Mans in Europa und haben ähnlich enthusiastische Fans, die rund um die Uhr das Geschehen verfolgen. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Die Rennen werden in vier verschiedenen Klassen ausgetragen. Der sogenannten GTLM fällt aus europäischer Sicht besondere Bedeutung zu. Hier fahren die Werksmannschaften von Porsche, Ferrari, BMW und Corvette mit ihren Supersportwagen gegeneinander. Wer besteht und gewinnt, kann sich sicher sein, in der Gunst der Fans zu steigen. Win Sunday, sell Monday.

Ein Kandidat hatte bei der diesjährigen Auflage des Rennklassikers besonders gute Chancen, künftig ein paar Autos mehr absetzen zu können: Porsche. Denn in diesem Jahr brachten die Stuttgarter neues Gerät mit. Auch wenn selbst Spezialisten kaum die Unterschiede zum Vorgängermodell optisch erkennen können, täuscht der Eindruck. Technisch ist der neue 911 RSR nochmals ein Sprung nach vorn. Rund 95 Prozent aller Teile sind neu. Das für Fans wichtigste: Der auf 4,2 Liter vergrößerte Sechszylinder-Boxermotor hat jetzt rund 515 PS und klingt ganz anderes, als man es bisher gewohnt war. Dafür sorgen seitliche Auspuffrohre. Klar, dass die beiden Favoriten waren, zumal sie vor ihrem Debüt in den USA schon zwei Rennen in Europa gewonnen hatten. Und die Doppel-Pole-Position schien dem recht zu geben.

Und tatsächlich war Ferrari mit ihrem Modell, das letztmals im Frühjahr 2019 ein kleines Update bekommen hatte, in Daytona kein ernstzunehmender Gegner. Auch nicht die beiden nagelneuen Corvette, die von allen Seiten genau beobachtet wurden. Zum ersten Mal befindet sich der Motor nicht unter einer ewig langen Haube vorn, sondern hinter dem Cockpit. Das Mittelmotorkonzept, wie es Hersteller wie Ferrari, Lamborghini und McLaren konsequent vorleben, verspricht eine besser Balance - zumindest, wenn man das Fahrzeug versteht. Das taten aber weder die GM-Ingenieure noch das Team oder die Fahrer. So fehlte es zwar noch an Konstanz, mangelte aber nicht an der Anerkennung durch die Konkurrenz.

Vorjahressieger BMW reiste mit den beiden ältesten Fahrzeugen an. Auch wenn die Winterpause für Weiterentwicklungen genutzt worden war, debütierte der M8 GTE bereits 2018. Und abgesehen von dem etwas überraschenden, den Wetterkapriolen geschuldeten Sieg in Daytona 2019, blieb ihm bisher die große Rennwagenkarriere verwehrt. Zudem wurde das Einsatzprogramm auf Nordamerika reduziert. Als schließlich die beiden großen Coupés im Qualifying zu den diesjährigen 24 Stunden von Daytona den letzten und den drittletzten Platz belegten, schien ihnen fürs Rennen der Statistenrolle sicher. Doch bei BMW hatte man zu keinem Moment nach der Pole Position geschielt, sondern schon im Training konsequent fürs Rennen gearbeitet. \"Wir waren zum Beispiel nur mit Medium-Reifen unterwegs\", schildert Werkspilot John Edwards.

So kam es im Rennen, wie es kommen musste: Die beiden Porsche zogen zunächst davon, doch schon in den Abendstunden war klar, dass der BMW dank seiner enormen Kraft das Tempo mitgehen konnte. So entbrannte ein stundenlanger Dreikampf zwischen zwei Porsche und dem einem noch verbliebenen BMW. Mal lag der eine vorn, mal der andere. Weil sich auch die beiden Porsche-Besetzungen nichts schenkten, war der Kampf um die Spitze ein permanenter Dreikampf. Eine Stunde vor Schluss beendete schließlich einer das andauernde Windschattenfahren. Unter den Augen des eigens angereisten BMW-Entwicklungsvorstands Klaus Fröhlich fuhr der BMW M8 auf und davon. \"Das war ein äußerst packendes Rennen, gerade die letzten Stunden waren mit ihren zahlreichen Führungswechseln sehr intensiv\", war Fröhlich beindruckt: \"Der BMW M8 GTE hat in diesem 24-Stunden-Sprint keinerlei Schwächen gezeigt, sich das ganze Rennen über in der Spitzengruppe bewegt und konnte zudem die meisten Führungskilometer sammeln. Und das bei äußerst starker Konkurrenz.\"

So hoch das Tempo der GT-Klasse auch war: Um den Gesamtsieg kämpften in Daytona, wie bei den meisten internationalen Langstreckenklassikern, die Sportprototypen. In der US-amerikanischen IMSA-Serie, zu der auch die 24 Stunden von Daytona gehören, machen die Top-Plätze Acura, Cadillac und Mazda unter sich aus - diesmal mit dem besseren Ende für Cadillac. Das Reglement, nach dem die spektakulären Rennwagen aufgebaut sind, unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von den Regularien in Europa, was gemeinsame Einsätze unmöglich macht. Weil die europäische WEC um ihre Zukunft bangen muss, gaben die Ausrichter von IMSA, WEC und den 24 Stunden von Le Mans am Rande des Rennens in Daytona eine bemerkenswerte Entscheidung bekannt: Ab nächstem Jahr wird ein gemeinsames Reglement mit Einheitschassis von vier Herstellern und einem universellen Hybridsystem geben, die LMDh. Die Sportchefs von Porsche und BMW hörten artig zu und versprachen, darüber nachzudenken. Nachdem sowohl der 911 RSR als auch der M8 GTE in Daytona ohne jegliche technische Probleme liefen, haben sie ja jetzt Zeit dafür.

Quelle: Autoplenum, 2020-01-27

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