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Testbericht

Stefan Grundhoff, 29. November 2009
Spärlich bekleidete Models strahlen mit polierten Felgenkreationen und Auspuffendrohren um die Wette. Auf den ersten Blick sieht es an der Gruga aus wie immer. Doch die Zukunft der Essen Motorshow scheint ungewiss.

Harte Zeiten für die Veranstalter der 42. Essen Motorshow. Einst war die Tuningveranstaltung im Herzen des Ruhrgebiets auf dem besten Weg, sich zu einer bedeutenden Automobilmesse in Europa emporzuarbeiten. Autohersteller präsentierten – wenngleich auch überschaubare – Neuheiten mit sportlicher Neigung und den unzähligen Tunern wurden in den Messehallen am Grugapark ohnehin die Türen eingerannt. Dazu kamen Formel-1-Piloten und ein Großteil der deutschen Motorsportszene. Zigtausende von Besuchern, die an den Publikumstagen mit Frontschürzen oder Auspuffendrohren über der Schulter die Hallen verlassen oder neue Heckleuchten einkaufen, gibt es noch immer. Aber die Zahl von Händlern und Käufern ist gleichermaßen deutlich kleiner geworden. Die Messehallen sind nicht mehr derart gut gefüllt wie einst, die Ausstellungshalle schrumpfte deutlich. Diesmal dürften es allenfalls 300.000 Besucher werden. Hier und da hört man an allen Ecken Murren und Knurren, wenn man zwischen dem Aushängeschild Halle 10/11 und den kleinen Hallen mit ferngesteuerten Hubschraubermodellen und Oldtimern unterwegs ist.

Jetzt fährt der Essen Motorshow zudem noch die Messe Friedrichshafen mit ihrer sommerlichen Tuningworld vom Bodensee in die automobile Herbstparade. Deren umtriebige Veranstalter wollen die Aussteller ab kommendem Jahr zu einem Konkurrenzevent nach Dortmund locken. In dem moderneren Messezentrum nur 35 Kilometer östlich an der A40 soll Anfang November 2010 erstmals die Tuning- und Zubehörmesse „My Car“ stattfinden. Sollten diese Pläne aufgehen, sähe es düster aus für die etablierte Essen Motorshow. Denn längst halten insbesondere Auto- und Reifenhersteller, Zubehörfirmen und große Zulieferer ihr Geld beisammen und gehen nur noch auf die Messen, die wirklich etwas bringen. Da gehört die Essen Motorshow seit Jahren nicht zu. Außer Fiat und Skoda hat sich 2009 kein Hersteller in Essen eingefunden. Auffälligster Aussteller ist auch in diesem Jahr der Mercedes-Edeltuner Bodo Buschmann, für den das Ganze mit seiner Firma Brabus ein bewährtes Heimspiel ist. Doch während er mit spektakulären Modellen wie dem Brabus E V12 oder imposanten Businessausführungen der S-Klasse die Muskeln spielen lässt, sieht es bei der bekannten Tuningkonkurrenz aus dem In- und Ausland zumeist düster aus.

Wer auf der Essen Motorshow interessantes sehen will, muss sowieso in den kleineren Hallen durch die Gänge schlendern. Hier wird man auf Einzelstücke wie den stärksten Rolls Royce aller Zeiten aufmerksam. Der Hemi Hauler auf Basis des Rolls Royce Silver Shadow aus dem Jahre 1970 leistet unglaubliche 1.350 PS. Sein Wert: 700.000 Dollar. Reifenhersteller Hankook zeigt nicht nur einen getunten Polizei-BMW vom Typ 123d, sondern auch den ungewöhnlich gestylten Lamborghini Murciegalo von Ed-Hardy-Designer Christian Audigier. Wem das noch nicht spektakulär genug ist, der träumt vielleicht beim 2.500 PS starken „Master of Desaster“ von Beschleunigungsrennen auf der Viertelmeile. Der gefährlich dreinschauende Dragster beschleunigt Dank eines Littlefield-Kompressors in unglaublichen 6,5 Sekunden auf Tempo 340.

Am Stand gegenüber geht es deutlich bodenständiger, aber kaum weniger innovativ zu. Hier präsentieren sich verschiedene Universitäten bei der Motorsportinitiative Formula Student. „Wir sind extra aus Deggendorf nach Essen gekommen“, erzählt Elektrotechniker Stefan Schmidt, „wir hoffen, hier neue Kontakte knüpfen zu können und Sponsoren für die nächste Saison zu finden.“ Auf der Messe sind die 610-Kubikzentimeter-Renner des Jahres 2009 zu bestaunen. Derzeit entwickeln an der Universität Deggendorf 60 Studenten aus den verschiedenen Bereichen den Rennwagen für das nächste Jahr. Das aktuelle Modell dreht 12.000 Touren und muss sich auf Handlingkursen von Hockenheim oder Wachau gegen die Konkurrenz aus der ganzen Welt durchsetzen.

Die Firmen heißen DTS, Motec, Enco, Oxigin, KW oder Speedart und haben sich dem Tuning von Autos jeglicher Art verschrieben. Porsche 911 Turbo, Opel Ascona, Nissan GT-R, Audi TT oder Mercedes SL. Eines hat sich in Essen auch bei der 42. Auflage der Motorshow nicht geändert. Gerade kleinere Tuner, Veredler und Zubehörfirmen tunen, was das Zeug hält. Kein Auto ist zu luxuriös, schnell, langsam oder billig, als dass man ihm nicht noch eine Tuningkrone mit breiten Pellen, Schwellern, Spoilern und einer eigens geschneiderten Lederausstattung aufsetzen könnte. Da bekommt ein Mercedes SLR mattfarbene Flügel verliehen, wird ein VW Beetle troth unzähliger Flachbildschirme zum wahren Rennkäfer oder ein alles andere als sportlicher Nissan Maxima aus den frühen 90ern zum wahren Luxusmobil.

Staunen können die Besucher in Essen Jahr für Jahr in der Oldtimerhalle. Hier sind traditionell Preziosen vergangener Jahrzehnte zu bewundern. Ein weißer Porsche 356, das rote Ur-Käfer-Cabriolet oder ein Mercedes S 600 aus Scheich-Vorbesitz gehen hier ebenso auf Kundenfang wie Porsche 993 Turbo, Maserati Ghibli oder Rolls Royce Silver Spur. Die Aufmerksamkeit in den Hallen mit den Modellautos ist noch großer. Modelle im Maßstab 1:24 sind bei einem Stand in Halle 4 gerade im Angebot. Die Zuschauer wühlen auf den Tischen. Ein Modell für zehn Euro – drei für 25 Euch zu haben. Da zieht der Nachbarstand gleich nach.

Für viele ist die Messe in Essen jedoch eben nicht mehr der Verkaufsschlager der letzten Jahre. Gerade das Internet hat die Verkäufe der Zubehör- und Teileindustrie zuletzt deutlich umgeleitet. Bleibt abzuwarten, was 2010 aus der Essen Motorshow wird. Denn Messegründer und langjährige Organisator Wolfgang Schöller wurde verabschiedet. Zukünftig will die Motorshow zu ihren Ursprüngen als Szenetreff des Motorsports zurück. Und noch weniger Veranstalter und derart wenig Neuheiten wie in diesem Jahr wird man sich kaum erlauben können. Doch Traktor-Pulling, Hot Rods und ein paar nette Oldtimer auf dem Dreamcar-Boulevard allein sind allemal zu wenig.

Quelle: Autoplenum, 2009-11-29

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