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Testbericht

Marcel Sommer, 22. Mai 2013
Der Opel Kapitän feierte im Dezember 1938 seine Premiere. Der Mittlere der großen Drei wird in diesem Jahr 75 Jahre alt.

Es ist Winter. Genauer gesagt Dezember im Jahr 1938. Die Begriffe Kadett und Admiral sind in aller Munde. Allerdings sind damit nicht Dienstgrade innerhalb der Marine, sondern zwei Modelle der Opel-Produktpalette gemeint. Um die Lücke zwischen dem populären Kompakt-Modell Kadett und dem Oberklasse-Wagen Admiral zu füllen, kam logischer- und letztendlich auch konsequenterweise der Kapitän zum Einsatz. Die gehobene Mittelklasse hatte nun auch in Rüsselsheim einen passenden Dienstgrad. Doch nicht nur der Name, sondern auch das Fahrzeugkonzept des Super 6-Nachfolgers war zum damaligen Zeitpunkt neu.

Erstmals in dieser Fahrzeugklasse in Deutschland verfügte ein Modell über eine selbsttragende Ganzstahl-Karosserie, die ohne tragenden Rahmen auskommt. Das moderne Design mit in den Kotflügeln integrierten Scheinwerfern und einer nach oben öffnenden, einteiligen Alligator-Motorhaube folgte dem Stil der GM-Modelle aus den USA. Gleiches gilt für das angedeutete Fließheck mit einem von außen zugänglichen Kofferraum. Der, wie Opel es vor knapp 75 Jahren formulierte "Wagen, der der Welt gehört", sollte aber nicht nur in punkto Design neue Maßstäbe setzen. Der 2,5 Liter große ohv-Reihensechszylinder, ein "autobahnfester Kurzhub-Motor", leistete 55 PS. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 126 Kilometer pro Stunde.

Nach knapp neun Monaten wurde die Produktion des als zwei- und viertürige Limousine sowie als zweitüriges Cabrio mit vier Plätzen angebotenen Kapitän kriegsbedingt eingestellt. 25.374 Einheiten, davon 4.563 Cabrios, wurden bis dato ausgeliefert. Rund 13.000 davon fanden den Weg ins Ausland. Am 5. Juli 1946 beginnt die Nachkriegs-Fertigung in Rüsselsheim - im Oktober 1948 verlässt der erste Kapitän das Werksgelände. Anders als zuvor wird der Nachkriegs-Kapitän ausschließlich als viertürige Limousine und mit einer modernen Lenkradschaltung sowie einem überarbeiteten Innenraum angeboten.

Die Neuauflage des erfolgreichen Opels im Jahr 1954 hat nur noch den bei gleichem Hubraum auf 68 PS erstarkten Motor mit seinem Vorgänger gemeinsam. In seiner Außenansicht sollte der neue Kapitän "völlig der Weltlinie von heute und morgen" entsprechen, bei gleichzeitigem Zuwachs des Innen- und Kofferraums. Das Ergebnis war eine rundliche Ponton-Form samt verchromter Leisten zentral auf dem Kühlergrill, welcher an ein geöffnetes Haifisch-Maul erinnert. An den hinteren Enden der Kotflügel kamen erstmals die angedeuteten Heckflossen zum Einsatz. Ein Jahr darauf erhält der Motor eine nochmalige Leistungssteigerung um drei PS und die Karosserie eine geglättete Frontpartie und markantere Heckflossen.

Am 9. November 1956 verlässt ein ganz besonderer, mit einem in gold lackierten Dach und vergoldeten Zierteilen das Rüsselsheimer Opelwerk. Es ist der zweimillionste Opel. Die Leistung des Sechszylinder-Motors ist nochmals um weitere vier PS auf 75 PS gestiegen. Eine Luxus-Version des Kapitän lässt ebenfalls nicht lange auf sich warten. Im Sommer 1957 erscheint der Kapitän L, der sich durch Einzelsitze in der ersten Reihe, besondere Stoffe, Make-Up-Spiegel in der Beifahrersonnenblende und einer Scheibenwaschanlage vom normalen Modell abhebt. Im selben Sommer, am 13. Juni, gesellt sich der Kapitän P mit Vollsicht-Panoramascheiben an Front und Heck zur Produktpalette hinzu. Die Schlüssellochrückleuchten sind geboren.

Einen erstmals im Hubraum gewachsenen Motor besitzt der Kapitän P 2.6 - mit 145.616 gebauten Exemplaren der erfolgreichste Vertreter der Baureihe. 90 PS aus 2,6 Litern Hubraum beschleunigen ihn auf 150 Kilometer pro Stunde. Neben einer Dreistufen-Automatik steht zum ersten Mal eine Servolenkung auf der Aufpreisliste. Zudem werden 113 Kapitäne A mit einem 4,6 Liter großen und 190 PS starken V8-Motor gefertigt. Indes wird 1965 der ohv-Sechszylindermotor durch eine neue Konstruktion mit 2,8 Litern Hubraum und 125 PS abgelöst. Zwei Jahre später wurde dieser um 15 PS auf 140 PS modifiziert.

1969 erscheint die letzte Kapitän-Generation, die KAD-B-Reihe, mit 132 PS. Wie schon bei der ersten Modellpflege entfallen die Veränderungen hauptsächlich auf die Karosserie. Der Innenraum und die Karosseriestruktur sind von passiven Sicherheitsmaßnahmen geprägt. Eine schraubengefederte Hinterachse, ein Zweikreisbremssystem mit Bremskraftverstärker und Scheibenbremsen an der Vorderachse sind im Bereich des Fahrwerks die wichtigsten Neuerungen. Doch schon ein Jahr darauf, im April 1970, wird nach 42 Jahren und 474.189 gebauten Fahrzeugen die Produktion des Opel Kapitän eingestellt. Wer sich heute das rollende Wirtschaftswunder in die heimische Garage stellen möchte, kann mit einer Investition von knapp 10.000 Euro für einen farblosen Kapitän rechnen. Gut gepflegte Modelle aus dem Jahr 1956 können bei über 25.000 Euro liegen.

Quelle: Autoplenum, 2013-05-22

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