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Testbericht

Benjamin Bessinger/SP-X, 29. März 2010

Nein, eine Schönheit ist dieses Auto noch nicht: Denn während sich die neue Giulietta beim Genfer Salon gerade noch im Rampenlicht gesonnt und in der Bewunderung der Alfa-Fans geaalt hat, trägt sie hier oben am Nürburgring noch das schmucklose Tarnkleid des Prototypen. Der sonst chromglänzende Schnäutzer des Kühlergrills mattschwarz lackiert, die Felgen kunterbunt angestrichen und alle Kurven dick in schwarzen Stoff gepackt, als wäre die verführerische Schönheit eine keusche Nonne, dreht der Hoffnungsträger aus Italien im Niemandsland zwischen Köln, Koblenz und Trier seine letzten Testrunden, damit noch vor den Sommerferien die Auslieferung beginnen kann.
Auf dem Auto, das bei uns mindestens 19.900 Euro kostet und zunächst mit je zwei Dieseln und zwei Benzinern von 77 kW/105 PS bis 125 kW/170 PS vor allem gegen Audi A3 und 1er BMW startet, ruhen große Hoffnungen. Immerhin feiert Alfa in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag, und wenn die Giulietta floppen sollte, wird es wohl in Zukunft nicht mehr viele solche Partys geben.

Dass die neue Giulietta ebenso erfolgreich wird wir ihre legendäre, von den Fans liebevoll „Julchen“ getaufte Ahnin, dafür steht unter anderem Phillippe Krief, der Runde um Runde mit dem Prototypen dreht. Er leitet bei den Italienern die Fahrwerksentwicklung und ist damit auch Hausherr im „Alfa Romeo Handling Center“, das in illustrer Nachbarschaft zwischen Opel, Aston Martin und Jaguar im Industriegebiet Meuspath steht und den PS-Gastarbeitern aus Turin als Basislager dient. Denn von März bis November sind auch die Tifosi lieber in der Eifel als in der Toskana unterwegs: „Solche Straßen wie hier gibt es einfach nirgends sonst auf der Welt“, sagt der Ingenieur und schwärmt von den kurvigen Routen durch das Vulkangebirge, von den Autobahnen ohne Tempolimit und natürlich von der Nordschleife, auf der die Erlkönige an den sogenannten Industriepool-Tagen unter sich sind. Dann geben sich Prototypen aus aller Welt ein Stelldichein und fegen zu Abstimmungsfahrten und zur Dauererprobung über den legendären Rundkurs, der für die Stars von morgen schnell zur Tortur wird. Ein Kilometer auf dem Kurs entspricht mindestens zehn auf der Straße, rechnen die Entwickler vor und spulen hier ein Autoleben in wenigen Wochen ab.  „Zu den ganzen Kurven kommen außerdem noch die vielen Steigungs- und Gefällestrecken, die den Ring einfach unvergleichlich machen und für uns das ideale Testterrain sind. Was die Fahrzeuge hier durchmachen müssen, das können wir nicht simulieren,“ sagt Krief, während er den Nachfolger des 147 mit viel Fingerspitzengefühl Richtung Streckenabschnitt Adenau lenkt und bei der Landpartie mit „Julchen“ auf jede noch so feine Karosseriebewegung achtet.

Denn neben dem Design ist das Fahrverhalten einer der Kernwerte jedes Alfa Romeos. „Schon der 147er war für sein agiles Handling und seine scharfe Lenkung berühmt. Das wollten wir bewahren“, doziert der Entwickler: „Doch auf der anderen Seite wollten wir die Laufruhe und den Fahrkomfort steigern.“ Unter der nagelneuen Plattform stecken deshalb neue Achsen und erstmals eine elektrische Servolenkung; dazu gibt es auch ein elektronisches Sperrdifferential, variable Federn und Dämpfer und den schon vom Mito bekannten DNA-Schalter auf der Mittelkonsole, mit dem man den Charakter des ganzen Wagens auf Knopfdruck ändern kann.

All das aufeinander abzustimmen, war die Aufgabe von Krief und seinem Team. Schon vor fünf Jahren sind sie deshalb zum ersten Mal an den Ring gekommen. Weil damals das Design der Giulietta längst nicht feststand, hat sich der neue Alfa noch zwei Jahre lang unter der zurechtgebogenen Karosserie eines Bravo versteckt. Erst dann fuhr Krief zum ersten Mal mit einem echten Prototypen durch die Eifel. War der noch von Hand montiert, stammt sein aktueller Dienstwagen für die Abschlusserprobung bereits aus der Vorserienproduktion aus den fertigen Werkzeugen. Viel ändern wird sich deshalb bis zum Verkaufsbeginn im Mai nicht mehr. Nur das Tarnkleid kommt natürlich noch runter, und auch innen wird die Camouflage enfernt.

Zwar weiß natürlich auch Krief, welche Erwartungen die Fans an das Comeback der Giulietta knüpfen, mit der Alfa Romeo vor mehr als 50 Jahren den Schritt in die Großserienproduktion gewagt und die Idee der Sportlimousine etabliert hat. Doch für ihn war das Auto die allerlängste Zeit nur „Projekt 940“, und das Original nur eine schöne Erinnerung aus einer Spritztour mit den Werksoldtimern. Doch jetzt, wo Krief mit seiner Arbeit fertig ist und bald die ersten Zivilisten ans Steuer der Giulietta dürfen, gibt es für ihn hier oben in der Eifel nur noch einen Wunsch: „Einmal unsere Teststrecken mit der alten Giulietta abzufahren.“ Benjamin Bessinger/SP-X

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SP-X/ Nürburgring. Nein, eine Schönheit ist dieses Auto noch nicht: Denn während sich die neue Giulietta beim Genfer Salon gerade noch im Rampenlicht gesonnt und in der Bewunderung der Alfa-Fans geaalt hat, trägt sie hier oben am Nürburgring noch das schmucklose Tarnkleid des Prototypen.

Fazit
SP-X/ Nürburgring. Nein, eine Schönheit ist dieses Auto noch nicht: Denn während sich die neue Giulietta beim Genfer Salon gerade noch im Rampenlicht gesonnt und in der Bewunderung der Alfa-Fans geaalt hat, trägt sie hier oben am Nürburgring noch das schmucklose Tarnkleid des Prototypen.

Quelle: Autoplenum, 2010-03-29

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