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Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. Juni 2018

Vom Design des neuen Audi A8 hatte sich der ein oder andere etwas mehr versprochen, doch im Innenraum setzt das Topmodell aus Neckarsulm einen neuen Standard in der Luxusklasse. Die beste Wahl ist erst einmal der 286-PS-Diesel.

Der Rückstand von Audi in der Liga der Luxuslimousinen ist groß - sehr groß. Mit insgesamt sechs Modellvarianten (vier Limousinenradstände sowie Cabrio und Coupé) fährt die Mercedes S-Klasse knapp vor dem 7er BMW, der ebenso wie der Audi A8 nur mit zwei verschiedenen Radständen verfügbar ist. Bleibt die Frage, ob der Herr der automobilen Ringe dem weit enteilten Doppelpack aus München und Stuttgart zeitnah ernsthaft auf die Pelle rücken kann. Gerade die Technik ist vielversprechend.

Audi macht es seinen A8-Interessenten seit dem Marktstart nicht einfach. Es gibt ihn aktuell nur mit drei Litern Hubraum und sechs Zylindern. So kann sich der Kunde nur entscheiden, ob er sich einen 286 PS starken Commonrail-V6-Diesel oder einen 340 PS starken V6-Benziner in die eigene Garage holen möchte. Nicht nur Vielfahrer kommen um den drehmomentstarken Diesel mit dem verwirrenden Namen A8 50 TDI Quattro (3.0 TDI) nicht herum, denn trotz des Leistungsdefizits macht der ebenso ausgewogene wie kraftvolle Selbstzünder einen deutlich besseren Eindruck als der Benziner mit Namen Audi A8 55 TFSI, dessen Nomenklatur ebenso unglücklich wie die des Diesels gewählt ist.

Optisch zeigt sich der Audi A8 vergleichsweise unspektakulär. Modern, wertig und allemal elegant - doch bei so einem großen Rückstand zu Mercedes und BMW hätten die Ingolstädter durchaus mehr riskieren können. Aber seine wirklichen Pluspunkte holt das Topmodell im Innern. Die Sitzposition in den belederten Komfortsesseln ist schlicht perfekt - Seitenhalt, Oberschenkelauflade und Schulterunterstütung; da passt alles - fast. Meckern kann man allenfalls über die kaum spürbare Belüftung und eine Massagefunktion, die den Rücken kaum mehr in Wallung bringt, als das Überfahren eines Fünf-Cent-Stücks (liegend) auf der Fahrbahn. Von den drei Displays sind die beiden Touchmodule in der Mittelkonsole chic, innovativ und wirklich etwas Neues. Etwas größer hätte gerade der obere Bildschirm mit den Hauptfunktionen für Navigation oder Soundsystem durchaus sein können. 10,1 Zoll sind im Jahre 2018 keinesfalls ein Bestwert, doch die Auflösung ist exzellent und das untere Display lässt sich zumindest zum Teil nach eigenen Wünschen konfigurieren. Was stört, sind nicht nur die unvermeidbaren Fingerabdrücke auf den glänzenden Displays, sondern die nervigen Spiegelungen in den schmucken Dekorflächen des Armaturenbretts. Gerade wer sich für die Ausstattungen schwarzer Klavierlack und Feinlack entscheidet, wird immer wieder von Reflexionen gestört und hat ohnehin immer ein Mikrofasertuch in der Mittelarmlehne.

Die Langversion des A8 ist optisch wie platzmäßig (3.500 Euro Aufpreis) die bessere Wahl, doch auch in der Variante mit normalen Radstand bietet der Fond viel Platz. Nach BMW-Vorbild lassen sich optional auch hier die wichtigsten Funktionen mit einem Tablet in der Mittelarmlehne bedienen, doch der Innovationswert, den das moderne Armaturenbrett mit seinen drei Displays bietet, ist im Fond nicht zu spüren. Verloren hat der A8 im Vergleich zum Vorgänger bei einem Detail wie den Kopfstützen. Ihre wichtigste Aufgabe scheint darin zu bestehen, bei Nichtgebrauch möglichst tief unten an der Rückenlehne zu schlummern. Sie könnten sich nicht nur weiter ausziehen lassen, sondern sind bei Anlehnung an selbige auch nicht sehr bequem. Damit es passt, sollte man die 275 Euro teuren Komfortkopfstützen ordern. Das sollte jedoch eine Selbstverständlichkeit ohne jeden Aufpreis sein. Der Laderaum mit elektrischer Heckklappe ist mit 505 Litern ausreichend groß, aber nicht opulent.

Das Fahrwerk des Audi A8 arbeitet Dank Luftfederung und Fünflenkerachse vorne wie hinten so, wie man es in dieser Klasse erwarten kann, darf und muss. Es ist nie schwammig oder zu straff, bietet einen exzellenten Langstreckenkomfort und auch die Lenkung bekommt ebenso wie die dezent im Hintergrund arbeitende Achtgang-Automatik ein Sternchen. Nie hat man im A8 das Gefühl, in einer 5,17 Meter langen Luxuslimousine zu sitzen, so behände lässt er sich auch auf kurvigen Straßen in flotten Tempo oder in der überfüllten Innenstadt mit weniger Dampf bedienen. Audi hat es der Konkurrenz vorgemacht, dass es in dieser Klasse Sinn macht, nur Allradler anzubieten. So hat der A8 mit seinem selbstsperrenden Mittendifferenzial keine Mühe, seine Motorleistung und das üppige Drehmoment auch bei rutschiger Fahrbahn auf den Boden zu bekommen. Der Fahrer ist bei jedem Tempo Herr der Lage - was will man mehr?

Der 210 kW / 286 PS starke Diesel ist zunächst die einzige Möglichkeit, einen sparsamen Selbstzünder zu fahren. Und so kraftvoll er von unten heraus auch zu bewegen ist, weniger Leistung dürfte es in dieser Liga nicht sein. Bei winzigen 1.250 U/min liegt bereits das maximale Drehmoment von 600 Nm an und so spurtet der A8 in knapp sechs Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Abgeregelt schafft er ein paar mehr als die versprochenen 250 km/h, doch etwas mehr Druck kann diese Fahrzeugklasse schon vertragen. Da die Konkurrenz - insbesondere durch den 400 PS starken BMW 750 d - deutlich mehr Leistung bietet, ist nur zu hoffen, dass die Ingolstädter hier schnell nach oben nachlegen, denn als Basis ist der A8 50 TDI gut, aber für das komplette Kundenspektrum nicht ausreichend. Gerade der 435 PS starke V8-Diesel aus dem Audi S Q7 würde dem Vier-Ringe-Achter ausgezeichnet stehen.

Beim Verbrauch hält sich der Audi so zurück, dass man keinen Gedanken daran verschwendet, in den V6-Benziner zu wechseln. Zwar liegt der Realverbrauch mit 7,9 Litern deutlich über den avisierten 5,6 Litern Diesel auf 100 Kilometern, doch für einen allradgetriebenen Viertürer, der knapp 2,1 Tonnen auf die Waage bringt, ist der Durst allemal angemessen. Wer auf langen Strecken unterwegs ist, tut gut daran, den Normtank von 72 Litern ohne Mehrpreis um zehn Liter erweitern zu lassen. Das bringt noch mehr Reichweite. Der Verbrauch des Audi A8 wird durch ein zweites 48-Volt-Netz reduziert, das zusätzlich zum normalen 12-Volt-Bordnetz verschiedene Funktionen übernimmt. Ein Riemen-Starter-Generator und eine zusätzliche Lithium-Ionen-Batterie ermöglichen eine erhöhte Bremsenergie-Rückgewinnung sowie eine Segelfunktion durch ein bis zu 40sekündiges Abschalten des Motors bis zu einer Geschwindigkeit von 160 km/h.

Mit dem Basispreis von 90.600 Euro für den mittelprächtig ausgestatteten Audi A8 50 TDI Quattro ist es nicht getan. Peinlich ist, dass der Audi A8 serienmäßig auf schmalen 17-Zöllern unterwegs ist; serienmäßig sollten nicht nur aus optischen Gründen mindestens 19 oder gar 20 Zoll große Gummis sein. Auch dass Selbstverständlichkeiten wie ein Reifendruck-Kontrollsystem (300 Euro), Garagenöffner (260 Euro), Doppelverglasung (690 Euro), DAB-Radio (480 Euro), Rückfahrkamera (490 Euro) oder Durchladeeinrichtung (200 Euro) extra bezahlt werden müssen, ist in dieser Liga nicht nachvollziehbar. Wer das exzellente LED-Matrixlicht noch um eine Laser-Fernlichtfunktion erweitern will, zahlt für das Technologiepaket inklusiv OLED-Rückscheinwerfern, Nachtsichtassistent und adaptiven Scheibenwischern astronomische 5.800 Euro Aufpreis. An sich könnte der Audi A8 gegenüber der Konkurrenz mit teilautonomen Fahrfunktionen der Assistenzstufe drei punkten, doch weil die Rechtslage in einigen Ländern unklar ist, haben die Ingolstädter diese nicht freigeschaltet. Das ist ärgerlich; erspart einem aber ein paar Kreuze in der Aufpreisliste.

Technische Daten
Antrieb:Allrad
Getriebe:Achtgang-Automatik
Motor Bauart:Commonraildiesel
Hubraum:2967
Leistung:210 kW (286 PS) bei UPM
Drehmoment:600 Nm bei 1259 UPM
Preis
Neupreis: 90700 € (Stand: 2018-06-11)
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2018-06-11

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