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Testbericht

10. September 2014
Girona (Spanien), 11. September 2014
Nicht nur Ampeln geben wichtige Farbsignale, auch Lackierungen können Statements sein. Ein extrovertiertes Modell wie der Nissan Juke wird nicht ohne Grund in peppigen Farbkombinationen angeboten, und eine Stufenhecklimousine der oberen Mittelklasse wird üblicherweise nicht in Grasgrün präsentiert. Insofern hat es schon etwas zu bedeuten, dass die ersten Bilder des Nissan Pulsar das Auto in Dunkelviolett zeigten. Kann man ein Auto unauffälliger lackieren? Wohl kaum. Zum Vergleich: Der Mazda 3 wurde in Knallrot vorgestellt. Offenbar will Nissan eher eine konservative Kundschaft ansprechen. Die kauft sich gewiss keinen Juke und wohl auch selten einen Qashqai. Also versucht man es nun wieder mal mit einem ganz normalen Schrägheckauto. Der Pulsar startet am 10. Oktober 2014. Wir haben ihn bereits getestet.

Fürstliche Beinfreiheit hinten
Das von Nissan gerühmte "mutige" und "sportliche" Design des Pulsar kommt in Weiß wesentlich besser zur Geltung als in der automobilen Tarnfarbe Dunkelviolett. In der Tat gibt es hier dynamische Details, wie die V-förmige Form der Front oder die Bumerang-Rückleuchten. Parallelen zum Qashqai sind erkennbar und auch gewollt. Technisch basiert der Wagen aber auf der Plattform des Juke, nur wenige Elemente wie die Lenkung stammen vom Qashqai. Mit 4,39 Meter gehört das ausschließlich als Fünftürer angebotene Auto zu den größeren Vertretern der Kompaktklasse, wie etwa auch der Ford Focus oder der Opel Astra, und hat noch dazu einen beachtlichen Radstand von 2,70 Meter. Letzterer kommt den Passagieren im Fond zugute: Die Beinfreiheit hinten ist wahrhaft fürstlich. Selbst wenn der Sitz vor einem in die letzte Raste geschoben wird, bleibt hinten noch Raum, die Beine übereinander zu schlagen.

Kofferraum: Groß, aber nicht gut
Der Kofferraum ist mit 385 bis 1.395 Liter ebenfalls sehr groß für diese Klasse, er ist jedoch nicht gut nutzbar. So ist er arg zerklüftet, die Radkästen ragen störend herein. Schwerwiegender ist, dass beim Herausziehen von schweren Gegenständen eine hohe Schwelle im Weg ist. Außerdem bleibt beim Umklappen der Rücksitze eine ebenso hohe Stufe zurück. Das schreit geradezu nach einem Einlegeboden. So ein simples Teil kann nicht schwer zu konstruieren sein und würde in Sachen Alltagstauglichkeit Wunder wirken. Nissan arbeitet nach eigenem Bekunden daran ...

Zwei Turbobenziner, ein Diesel
Wenn der Pulsar ein Familienauto ist, braucht er auch eher bürgerliche Motoren. Für die beiden ab Start angebotenen Aggregate, einen 115 PS starken 1,2-Liter-Turbobenziner und einen 1,5-Liter-Diesel mit 110 PS, trifft das zu. Der im März 2015 startende 1.6 DIG-T mit 190 PS dagegen ragt deutlich in den Sportbereich hinein - auf den darf man sich freuen. Die beiden zunächst startenden Antriebe sind ordentliche Motorisierungen für den Pulsar. Den kleinen Turbobenziner hatten wir von einer kurzen Ausfahrt im Juke in guter Erinnerung: Er machte das kleine SUV quicklebendig. Im Pulsar wirkt er wesentlich weniger temperamentvoll. Den Spritverbrauch gibt Nissan mit 5,0 Liter auf 100 Kilometer an - ein guter Wert, wir brauchten mit 6,3 Liter auch nur wenig mehr.

Leiser Diesel
Der Diesel lässt sich jedoch noch sparsamer fahren. Hier verspricht das Datenblatt 3,6 Liter, wir brauchten 5,2 Liter. Auch ist das Temperament hier stärker ausgeprägt: 260 statt 190 Newtonmeter machen sich eben bemerkbar. Dabei geht der Diesel bemerkenswert leise zu Werke. Nur im allerobersten Drehzahlbereich hört er sich etwas rau an, ansonsten verbirgt er geschickt seine Selbstzündernatur. Beide Motoren werden serienmäßig mit Start-Stopp-Automatik ausgeliefert, erfüllen aber nur die Euro-5-Abgasnorm. Dabei sind die Fahrzeuge aber laut Nissan "Euro 6 ready". Selbst beim Diesel soll für das Erreichen der strengeren Norm keine gesonderte Abgasnachbehandlung nötig sein.

Komfortables Gleiter-Fahrwerk
Das Fahrwerk passt gut zu den ordentlichen, aber kaum Fahrfreude weckenden Motoren: Es wirkt komfortabel und ist ideal für die Autobahnfahrt oder das Dahingleiten ohne Tempo-Ambitionen. Die serienmäßige Sechsgang-Schaltung stellt einen nicht vor Probleme. Wer dennoch lieber schalten lässt, kann ab November 2014 für den Benziner auch eine stufenlose CVT-Automatik namens Xtronic bestellen.

Dunkle Töne im Innenraum

Im Innenraum dominieren dunkle Farbtöne. Laut Nissan hat man hier geschwungene Formen gewählt, die die Geräumigkeit betonen sollen. Auffällig ist die Zierleiste, die wie offenporiges, natürliches Holz aussieht, sich beim Anfassen allerdings als glattes Plastik entpuppt. Im Testwagen waren etliche Oberflächen mit Leder bezogen, so auch größtenteils die Armauflagen in den Türen. Die Fingerspitzen klopfen dort allerdings auf harten Kunststoff. Die Instrumente sind klar ausgeführt und gut ablesbar, beim Motorstart - im gefahrenen Modell per Startknopf veranlasst - wischen die Zeiger einmal über die Skalen. Die Mittelkonsole ist stets in schwarzem Klavierlack gehalten. Insgesamt wirkt das Cockpit recht dezent, aber nicht trist. Die von Nissan als besondere Stärke hervorgehobenen "technischen Innovationen" beschränken sich im Grunde auf den Nissan Safety Shield mit den bekannten Elementen Spurverlassenswarner, Totwinkel-Assistent, Bewegungswarner und City-Notbremssystem sowie ein Navi und den Around View Monitor. Ein Abstandstempomat oder ein Kollisionswarnsystem, das auch bei höheren Geschwindigkeiten noch wirkt, wird nicht angeboten, genauso wenig wie adaptive Dämpfer oder Einstellmöglichkeiten für Lenkung und Gasannahme.

Kampfpreis: 15.990 Euro
Die Preise für den neuen Pulsar beginnen bei 15.990 Euro. Dafür erhält man den 1.2 DIG-T Visia in der bis 31. Dezember 2014 angebotenen Launch Edition. Das ist ein Kampfpreis, denn zum Beispiel einen Opel Astra mit 120-PS-Turbobenziner gibt es in der etwas mageren Grundausstattung erst ab 19.840 Euro. Bei Nissan kann man - anders als sonst so oft - schon mit der Grundausstattung zufrieden sein. So sind hier nicht nur Klimaanlage und CD-Radio Serie, sogar ein Tempomat ist an Bord. Die Extra-Liste umfasst nur wenige Positionen. Parkpiepser gibt es nur im Rahmen des Technology-Pakets für 1.600 Euro. Wer Nebelscheinwerfer haben will, muss die nächsthöhere Variante Acenta für 18.690 Euro wählen, die auch Sitzheizung, Alufelgen, Licht- und Regensensor, Klimaautomatik und noch einige Luxuselemente mehr umfasst. Der Diesel ist jeweils 1.950 Euro teurer als der Turbobenziner. Wir würden uns für den sparsameren und lebhafteren Selbstzünder in der Visia-Version entscheiden, und zwar rasch: Nach dem Auslaufen der Launch Edition am 31. Dezember 2014 kosten alle Modelle 1.950 Euro mehr. Andersherum gesehen: Wer sich bald entscheidet, bekommt den Diesel zum Preis des Benziners.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:Otto-Reihenmotor mit Turbolader
Hubraum:1.197
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:85 kW (115 PS) bei UPM
Drehmoment:190 Nm bei 2.000 UPM
Preis
Neupreis: 15.990 €
Fazit
Das unauffällige Dunkelviolett passt zum Charakter des neuen Nissan Pulsar. Einen bleibenden Eindruck hinterlässt das neue Golfklasse-Modell nicht. Fahrspaß und Temperament liegen dem Pulsar so fern wie die namensgebenden Sterne. Doch wir wollen nicht ungerecht sein, der Pulsar hat durchaus seine Qualitäten. Er ist ein komfortabel abgestimmtes, angenehm leises Auto mit einer schier unglaublichen Beinfreiheit im Fond. Das überzeugendste Alleinstellungsmerkmal ist jedoch der günstige Einstiegspreis. + überragende Beinfreiheit im Fond, leise, günstiger Preis - wenig Temperament, unpraktischer Kofferraum
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2014-09-10

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