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Testbericht

Susanne Kilimann, 14. Januar 2010
Die Vorteile von Internet-Autobörsen liegen auf der Hand. Nirgendwo ist das Angebot größer als im Netz und nirgendwo ist die Suche nach dem Wunschauto so bequem. Doch wo viel gehandelt wird, tummeln sich auch schwarze Schafe. Verbraucherschützer kennen die typischen Methoden der Betrüger. Denn die locken ihre Opfer fast immer nach ähnlichen Mustern aufs Eis.

Schmuck sieht sie aus diese C-Klasse, die da auf dem kleinen Internet-Marktplatz angeboten wird. Adrian A. - Lehrer in Leipzig und großer Mercedesfan - kann sein Glück zunächst kaum fassen. Der Gebrauchte mit dem Stern wird zum absoluten Schnäppchenpreis angeboten. Unverzüglich nimmt der 43jährige Emailkontakt mit dem Verkäufer auf und erfährt dabei, dass sich das Auto in England befindet. Er selbst weile für einige Zeit in Griechenland, lässt der Verkäufer wissen. Aus diesem Grunde sei er telefonisch nur schwer zu erreichen. Es bleibt also beim Mailkontakt. Den Lehrer aus Leipzig, der schon allerlei Online-Geschäfte erfolgreich abgeschlossen hat, macht das nicht weiter stutzig. Mit der nächsten Mail erklärt ihm der Verkäufer die weiteren Schritte in dieser Handelsangelegenheit.

Der Mann in Griechenland bittet um eine Sicherheit, die das ernsthafte Kaufinteresse von Adrian A. belegt. A. möge doch bitte die Kaufsumme von 5200 Euro an die Filiale eines Bargeldtransfer-Dienstleisters nach Manchester schicken, wo auch das Auto steht. Absender der Geldsendung müsse auch formalen Gründen ein Freund von A. oder ein Familienmitglied sein. Adressat sei natürlich A. selbst. So könne der Leipziger das angewiesene Bargeld in Manchester in Empfang nehmen und dem Verkäufer aushändigen – vorausgesetzt das Auto gefällt.

A. wird zudem gebeten, zwei Kopien schicken – Einzahlungsbeleg und Flugticket möchte der Verkäufer sehen, um sich zu versichern, dass sein Handelspartner in Deutschland wirklich zur Fahrzeugbesichtigung nach England kommt. Danach werden er sich selbst ein Ticket kaufen und zum vereinbarten Zeitpunkt mit der C-Klasse am Manchester Airport auf A. warten. Einige Tage und ein paar freundliche Emails später steht wartet der Leipziger vergeblich Auto und Verkäufer. Auch vom transferierten Bargeld fehlt jede Spur. Das hat sich bereits ein falscher Adrian A. auszahlen lassen, stellt sich kurz darauf in der Filiale der Western Union heraus.

Der Fall des Leipzigers – so passiert im August 2009 – ist typisch für Betrügerei beim Internet-Autohandel, wissen Experten. Fahrzeuge, die zum Schnäppchenpreis angeboten werden, Verkäufer, die sich aus dem Ausland melden und Aufforderungen, Vorkasse zu leisten – das sind Hinweise auf Betrugsversuche, die bei den Verbraucherschützern sämtliche Alarmglocken zum Klingeln bringen. Die Vorliebe der Kriminellen gehört dem Finanztransfer durch Dienstleister wie Western Union oder MoneyGram, bei denen das Geld auf relativ unbürokratische Weise den Besitzer wechseln kann. Die Verbraucherschützer warnen aber auch vor allen anderen Arten der Vorauszahlung „Geld sollte man grundsätzlich erst nach Unterzeichnung des Kaufvertrages zahlen. Parallel dazu sollte der Handelspartner Fahrzeugschlüssel und Papiere übergeben.“ so Ulrich May, Leiter der Juristischen Zentrale beim ADAC und Sprecher der Initiative.

Der ADAC und die beiden größten Online-Autobörsen in Deutschland haben die Sicherheitsinitiative vor drei Jahren an den Start gebracht. Seit 2008 ist auch die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes mit im Boot. Wie oft die Nutzer der virtuellen Marktplätze Opfer von Betrügern werden, können selbst die Kriminal-Experten nicht beziffern. "Im Netz angebahnte Betrugsfälle beim An- oder Verkauf von Autos werden nicht gesondert in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst, sondern gemeinsam mit allen anderen Waren- und sonstigen Warenkreditbetrügereien", sagt Harald Schmidt, Geschäftsführer der Zentralen Geschäftsstelle der Polizeilichen Kriminalprävention.

Fest steht indes, dass die Zahl der gemeldeten Betrugsfälle in den letzten Jahren nicht weiter gestiegen ist, „und das obwohl der Online-Autohandel weiterhin Zuwachsraten verzeichnet“, so ADAC-Rechtsexperte May. Mit der Initiative sei es gelungen, die Nutzer für die speziellen Risiken bei Online-Geschäften zu sensibilisieren. Monat für Monat greifen weit mehr als 50.000 User auf die Website der Sicherheitsinitiative zu, um sich über typische Betrugsmethoden zu informieren. Und die Gefahrenliste, die die Experten zusammengestellt haben, enthält neben der Masche mit der Vorkasse einiges mehr: Abzocke-Telefonnummern, unter denen sich falsche Vermittler kontaktieren lassen, nehmen sich da noch relativ harmlos aus – zumindest im Vergleich zu sogenannten Phishing-Mails, mit denen der Empfänger genötigt wird, einen Link anzuklicken, der angeblich auf die Internetseite eines seriösen Unternehmens führt. In Wirklichkeit hat die Seite nichts mit dem realexistierenden Unternehmen, etwa dem Gebrauchtwagenportal, nichts zu tun. Es handelt sich um gefälschte Internetauftritte, die Betrüger dazu diesen, durch allerlei Abfragen an begehrte Daten zu gelangen und anschließend das betreffende Konto online leer zu räumen.

Das Risiko, beim Internet-Handel Opfer von Betrügern zu werden, besteht nach Ansicht der Sicherheitsexperten für Kaufinteressenten und Verkäufer gleichermaßen. Leichtgläubige Verkäufer gehen gelegentlich Scheckbetrügern auf den Leim. Diese arbeiten nach folgender Methode: Der Kaufinteressent meldet sich aus dem Ausland, akzeptiert den Kaufpreis ohne Fahrzeugbesichtigung und schickt einen Scheck, der oftmals nicht über den Fahrzeugpreis, sondern über eine viel höhere Summe ausgestellt ist. Die Differenz soll dann bar herausgegeben werden. Beispielsweise um einen vom Kunden beauftragten Spediteur zu bezahlen. Das Ende solcher Geschichten kennen die Verbraucherschützer allzu gut: Nach einigen Tagen platzt der zunächst gutgeschriebene Scheck. Das Fahrzeug ist weg und das „Geschenk“ hat der Verkäufer dem Betrüger obendrein noch mit einem Extrasümmchen versüßt.

Um die virtuellen Marktplätze sicherer zu machen, beschäftigen Online-Autobörsen spezielle Teams, die Inserate nach verdächtigen Indizien durchforsten. In den Datenfiltern sollen zum Beispiel Fahrzeuge hängen bleiben, die weit unter dem üblichen Durchschnittspreis vergleichbarer Modelle angeboten werden. Kommen weitere Verdachtsmomente hinzu, werde das betreffende Inserat sofort gelöscht, sagt Jens Schüren von der Verbraucherinitiative. Doch beim Datenfiltern geht auch einiges durch. Autobörsen-Nutzer sind daher aufgerufen, verdächtige Inserate zu melden und machen davon offenbar auch regen Gebrauch. 40 Prozent der bei der Initiative eingehenden E-Mails enthalten Hinweise auf mutmaßlich betrügerische Inserate. Ein Großteil der Nutzer fragt die Experten im konkreten Verdachtsfall um Rat – und 90 Prozent tun dies rechtzeitig, so dass der versuchte Betrug noch vereitelt werden kann, heißt es in der von den Verbraucherschützern erstellten Bilanz.

Quelle: Autoplenum, 2010-01-14

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